Corona-PandemieDer Krisenstab, der Köln durch die Epidemie führt

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Der städtische Krisenstab tritt in regelmäßigen Abständen zusammen.

  • Im städtischen Krisenstab werden alle wichtigen Entscheidungen in Sachen Corona getroffen.
  • Wir zeigen Ihnen die Menschen, die die Stadt durch die Krise führen.

Köln – Kontaktbeschränkungen, Restaurantschließungen, Besuchsverbote in Krankenhäusern – alle Entscheidungen der Stadt in der Corona-Krise hat der Krisenstab getroffen. Seitdem die ersten Infektionsfälle bekannt geworden sind, tagt die „schnelle Eingreiftruppe“, die in der Regel montags, mittwochs und freitags die aktuelle Lage berät und Konsequenzen beschließt. Nicht alle Mitglieder des Krisenstabs sind bei jeder Sitzung anwesend.

Bilder wie das von uns gezeigte, auf dem die Teilnehmer dicht an dicht sitzen, gebe es inzwischen nicht mehr, versichert eine Stadtsprecherin. Die meisten Mitglieder des Krisenstabs schalten sich über Videoprogramm in das Lagezentrum der Feuerwache in der Scheibenstraße dazu. Die bisher letzte, langanhaltende Lage, die einen Krisenstab über mehrere Wochen beschäftigt hatte, war der Einsturz des Stadtarchivs im März 2009.

  • Stephan Keller
Stadtdirektor Stephan Keller

Stadtdirektor Stephan Keller

Leitung und Vorsitz des städtischen Krisenstabs hat Stadtdirektor Stephan Keller inne. Als Stadt-Beauftragter für den Bereich Sicherheit und Ordnung kennt er auch die aktuellen Einsatzzahlen des Ordnungsamtes, die ebenso wie die Daten der anderen Stellen wie des Gesundheitsamts Grundlage für fast alle Entscheidungen des Krisenstabs sind. Dass Keller und nicht etwa Gesundheitsdezernent Rau Kölns oberster Krisenmanager ist, liegt im Konstrukt des Krisenstabs begründet.

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Dabei handelt es sich nämlich um eine feste Einrichtung, die in Köln immer vom Stadtdirektor geleitet wird – gleich, ob es sich um eine gesundheitliche Krise, oder etwa eine Naturkatastrophe oder einen Terroranschlag handelt. Kellers Vertreterin ist Stadtkämmerin Dörte Diemert. Wahlkampf-Veranstaltungen im Rahmen von Kellers Kandidatur für das Amt des Düsseldorfer Oberbürgermeisters sind derzeit weitgehend abgesagt.

  • Henriette Reker
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Oberbürgermeisterin Henriette Reker

Sie ist kein ständiges Mitglied im städtischen Krisenstab, Oberbürgermeisterin Henriette Reker sei aber „immer mal wieder“ anwesend gewesen oder hätte sich per Videochat zugeschaltet, sagt eine Stadtsprecherin. Regelmäßig wird sie auch während der Sitzungen telefonisch konsultiert oder informiert. Ihre Stimme hat Gewicht, wäre aber nicht alleine entscheidend. Die wesentlichen Entscheidungen des Gremiums dürfte sie als Leiterin der Stadtverwaltung und Ratsvorsitzende aber mitgetragen haben.

Schließlich hat sie als oberste Repräsentantin der Stadt die Beschlüsse regelmäßig im Anschluss an die Sitzungen auf Pressekonferenzen zu verkünden und zu begründen. Ihr Appell an die Kölner, zwar die Wohnung verlassen zu können und Freunde zu treffen, aber dabei Abstand zu halten, ist Leitsatz für die Entscheidungen der Stadt in der Krise. Andere Stadtoberhäupter hatten ihre Bürger aufgefordert, komplett zu Hause zu bleiben.

  • Johannes Nießen
Gesundheitsamtsleiter Johannes Nießen

Gesundheitsamtsleiter Johannes Nießen

Der Bereich, der auch in Köln direkt und wohl am meisten von der Krise betroffen ist, ist der Gesundheitssektor. Amtsleiter Nießen hat sein Personal innerhalb von wenigen Wochen  auf etwa 700 Mitarbeiter verdoppelt. Jeder positiv getestete Fall wird in Köln an das Gesundheitsamt gemeldet, das dann versucht, die Infektionsketten nachzuverfolgen und Quarantäne für andere, möglicherweise Infizierte, anzuordnen – oftmals eine Sisyphusaufgabe.

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Das Gesundheitsamt habe sich zu einer Art Corona-Amt verwandelt, sagte Nießen mal. In Köln ist der 62-Jährige erst seit dem Sommer – und schon ein zentraler Manager der größten gesundheitlichen Krise der Stadt der vergangenen Jahrzehnte. Zuvor leitete Nießen unter anderem das Gesundheitsamt in Hamburg-Altona, wo er 2011 und 2012 eine zumindest im Ansatz vergleichbare Lage mit der Ehec-Epidemie zu bewältigen hatte. Eine Sechsjährige starb damals in Verbindung mit dem Virus.

  • Christian Miller
Feuerwehrchef Christian Miller

Feuerwehrchef Christian Miller

Die Corona-Krise raube ihm seit Wochen den Schlaf, sagte der Feuerwehrchef kürzlich im Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Viel zu tun, lange Tage. Schließlich haben Miller und die Berufsfeuerwehr eine Schlüsselposition inne – nicht mit dem Schlauch in der Hand vor einem brennenden Haus, aber als Katastrophenschützer. Da in Köln auch der Rettungsdienst zur Feuerwehr gehört, laufen in der Leitstelle zum einen alle Fäden zusammen, was den Transport von Covid-19-Patienten angeht, die immer unter höchsten Schutzmaßnahmen stattfinden.

Zum anderen ist die Feuerwehr auch für die Organisation von Schutzkleidung für die Stadt verantwortlich. Zudem koordiniert das Amt für Feuerschutz, Rettungsdienst und Bevölkerungsschutz dieser Tage auch maßgeblich die Intensivkapazitäten in den Krankenhäusern. Das Infektionsschutzzentrum im Rautenstrauch-Joest-Museum wird von Millers Amt betrieben.

  • Robert Voigtsberger
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Stefanie Haaks

Relativ zu Beginn der Krise kam dem Schul- und Jugenddezernentenrecht die Aufgabe zu, die Schließungen aller Schulen und weitgehend auch der Kindertagesstätten zu organisieren. Die Koordinierung der Notfallbetreuung in Kitas für Töchter und Söhne von Menschen in systemrelevanten Branchen schloss sich direkt daran an. Mit dem Beschluss von Bund und Ländern, die Schulen schrittweise und für einige Klassen wieder zu öffnen, mussten in den Gebäuden Reinigungsmaterial ausgelegt und etwa Abstandsmarkierungen angebracht werden.

Kritik kam unter anderem von Schülern daran, dass nicht ausreichend und nicht rechtzeitig Hygieneartikel bereitgestellt wurden. Voigtsberger kritisierte Ministerpräsident Armin Laschet, weil ihm die Vorgaben aus Düsseldorf bezüglich der Bereitstellung von Desinfektionsmitteln zu kurzfristig kamen. Die Stadt ist für die „Hülle“, also Gebäude und Ausstattung der Schulen zuständig.

  • Stefanie Haaks
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Der Kölner Bildungsdezernent Robert Voigtsberger beim Interview in der Redaktion des „Kölner Stadt-Anzeiger“

In einer Krise, in der es um die Vermeidung von persönlichen Kontakten geht, ist der Bereich Transport besonders sensibel. Die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB), denen Haaks vorsitzt, mussten selbst Infektionsschutzmaßnahmen in Fahrzeugen und an Haltestellen treffen – etwa eine Folienabtrennung der Fahrerkabine in allen Bussen. Die Taktreduzierung auf einen Samstagsfahrplan auch unter der Woche war nur in enger Abstimmung mit dem Schuldezernat und dem Unterrichtsstopp möglich.

Genauso konnten die Schulen nur wieder öffnen, wenn auch Busse und Bahnen häufiger fuhren. Die Krise trifft die KVB stark. Von Mitte März an hatten die Verkehrsmittel nur ein Viertel der normalen Auslastung. Statt der üblichen 327 waren nur 242 Stadtbahnen im Einsatz. Seit vergangener Woche gilt in Bussen und Bahnen eine Maskenpflicht. Schon zuvor hatte Haaks an die Fahrgäste appelliert, Atemschutzmasken zu tragen.

  • Uwe Jacob
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Uwe Jacob

Für die Polizei ist immer ein Verbindungsbeamter als Mittler im Krisenstab, den der Polizeipräsident entsendet. Wer das ist, wechselt von Sitzung zu Sitzung. Er überbringt die Einschätzung des Polizeipräsidenten zur aktuellen Lage in den Krisenstab und trägt die Bewertungen der Stadt zurück zur Polizeiwache, sodass ein Informationsaustausch zwischen den Behörden gewährleistet ist. Polizeipräsident Jacob hatte zudem Mitte März einen polizeiinternen Krisenstab einberufen, den seine Stellvertreterin Miriam Brauns leitet.

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Fester täglicher Bestandteil des internen Austauschs ist zudem die „Neun-Uhr-Runde“, in der verschiedene Dienststellenleiter jeden Morgen per Video konferieren. Denn auch die Polizeibehörde ist derzeit zum Großteil im Homeoffice. Beamte, deren Einsatz auf der Straße gefragt ist, arbeiten im Vier-Schicht-Modell im Zwölf-Stunden-Takt. Damit sollen die Kontakte zwischen den Polizisten minimiert werden.

  • Alexander Vogel
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Alexander Vogel

Das städtische Presseamt ist bei jeder Sitzung des Krisenstabs mit zwei Mitgliedern vertreten. Es ist das „kommunikative Bindeglied“ zwischen Verwaltung und Bürgern. Die Aufgabe der Bevölkerungsinformation ist in Krisenzeiten besonders wichtig und kommt zur Funktion von Amt 13, nämlich der Betreuung von Medien und der Bearbeitung von Journalistenanfragen, noch hinzu. Das Pressebüro um Amtsleiter Alexander Vogel bündelt in diesen Krisen-Tagen die Kommunikation sämtlicher Ämter in Sachen Corona.

Jede Anfrage an Feuerwehr oder Ordnungsamt, die den Umgang mit der Krise zum Inhalt haben, geht über den Tisch eines Mitarbeiters aus dem Presseamt. Vogel moderiert zudem Pressekonferenzen zum Beispiel von Krisenstabschef Keller und Oberbürgermeisterin Reker. Im Alter von damals 34 Jahren ist der gebürtige Kölner vor gut zwei Jahren Stadtsprecher und persönlicher Sprecher der Oberbürgermeisterin geworden.

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