Für einen versuchten Raubmord in Köln-Ehrenfeld im Jahr 1987 muss sich seit Dienstag ein 56-Jähriger vor dem Kölner Landgericht verantworten.
Versuchter Mord in Köln-EhrenfeldBeliebter Kellner soll 35 Jahre mit dunklem Geheimnis gelebt haben
Ein zuvor lange unaufgeklärter „Cold Case“ wird seit Dienstag vor dem Kölner Landgericht aufgearbeitet. Auf der Anklagebank sitzt ein 56-jähriger ehemaliger Kellner, dem ein versuchter Raubmord an einem Trinkkumpan in Ehrenfeld vorgeworfen wird – im Jahr 1987. Vergangenes Jahr hatten Ermittler den Mann durch einen neuen DNA-Abgleich aufgespürt, seitdem sitzt er in U-Haft.
Köln: Zeugen im Pflegeheim und bereits verstorben
Den Vorsitzenden Richter Arne Winter stellt die lange Zeitspanne vor einige Herausforderungen, wie er beim Prozessauftakt mitteilte. „Die Zeugen sind ja nun alle schon etwas älter“, sagte Winter. Zwei Zeuginnen, eine davon eine Polizistin, lebten mittlerweile im Pflegeheim und könnten wohl nicht aussagen. Ein weiterer Zeuge sei verstorben, „da suchen wir noch die Sterbeurkunde“.
Da der Beschuldigte zur Tatzeit 20 Jahre alt und damit Heranwachsender war, ist das Jugendgericht für den Fall zuständig. Die Jugendgerichtshilfe muss klären, ob der Angeklagte damals noch in der Reife verzögert war. Dann könnte der heute 56-Jährige noch vom milderen Jugendstrafrecht profitieren – hier steht nicht die Sanktion, sondern der Erziehungsgedanke im Vordergrund.
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Köln-Ehrenfeld: Trinkkumpan mit Pokal schwer verletzt
Laut Staatsanwalt hatte der Angeklagte das spätere Opfer Klaus Dieter M., damals 50 Jahre alt, im Mai 1987 im Lokal „Zur Alten Post“ in Ehrenfeld kennengelernt, dann sei man weitergezogen ins „Haus Tutt“. Hier wurde M. nach einem Streit mit dem Wirt vor die Tür gesetzt. Man habe sich dann entschieden, in der nahegelegenen Wohnung des 50-Jährigen weiter zu trinken.
In der Wohnung auf der Subbelrather Straße soll der Angeklagte dem Opfer mehrfach wuchtig einen Pokal auf den Kopf geschlagen und 100 D-Mark gestohlen haben. Klaus Dieter M. erlitt Brüche und ein Schädel-Hirn-Trauma. Nachbarn fanden den Anstreicher, nur eine Notoperation in der Uniklinik rettete dessen Leben. Richtig erholt haben soll sich M. von den Verletzungen nie.
Köln: Später DNA-Treffer führte zur Verhaftung
Treffen die Vorwürfe zu, dann lebte der Angeklagte viele Jahre mit einem dunklen Geheimnis unbehelligt in Köln. Er arbeitete etwa im ehemaligen Café „Spitz“ am Eigelstein, galt bei den Kunden als sehr beliebter Kellner. Zu den Vorwürfen äußern wollte sich der Mann beim Prozessauftakt nicht. „Mein Mandant wird sich schweigend verteidigen“, sagte Verteidiger Jan Victor Khatib.
Auf die Spur kamen die „Cold Case“-Ermittler des Landeskriminalamts dem Tatverdächtigen, nachdem sie anregten, die DNA an der Tatwaffe neu zu untersuchen. Da der Mann schon einmal aufgefallen war, befand sich sein Genmaterial in der Datenbank. Auch hatte Klaus Dieter M., der 2013 verstarb, stets von einem „Jimmy“ gesprochen – so lautet der Spitzname des Angeklagten.