Der Angeklagte hatte lange zurückliegende Taten eingeräumt und eine Lebensbeichte abgelegt.
Juwelier in Köln überfallen„Wenn eine Pistole spricht, dann schweigen alle anderen“

Der Angeklagte mit seinem Verteidiger Lars Leininger beim Prozessauftakt im Landgericht Köln
Copyright: Hendrik Pusch
Für drei Raubüberfälle auf einen Juwelier in Weidenpech in den Jahren 2007, 2010 und 2011 muss sich seit Dienstag ein 52-Jähriger vor dem Kölner Landgericht verantworten. Die Taten wären vermutlich verjährt oder nie aufgeklärt worden – hätte der Angeklagte, so formulierte es Verteidiger Lars Leininger beim Prozessauftakt, nicht eine Art Lebensbeichte bei der Polizei abgelegt.
Köln: Juwelier spricht von einer Vielzahl von Überfällen
Erinnern konnte sich der frühere Inhaber des Juweliergeschäfts auf der Neusser Straße an die Überfälle nicht mehr. „Wie oft wurde ihr Geschäft denn ausgeraubt?“, fragte der Vorsitzende Richter zunächst offen. „Ach, bestimmt achtmal“, winkte der 72-jährige Zeuge ab. Er wisse im aktuellen Fall nur noch, dass der Täter einmal mit Bauarbeiterhelm erschienen sei, das sei auffällig gewesen.

Der Räuber 2011 mit Helm und Warnweste bei der Tatausführung im Juweliergeschäft
Copyright: Polizei Köln
Tatsächlich hatte der Angeklagte sich im Mai 2011 mit einer solchen Kopfbedeckung und einer Warnweste zum Juwelier begeben. Er klingelte, täuschte offenbar einen Handwerkereinsatz vor und schoss im Inneren des Geschäfts sofort auf die Vitrinen. Er erbeutete laut Anklageschrift mehrere Luxusuhren etwa der Marken Glashütte und Chronoswiss im Gesamtwert von 35.000 Euro.
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Köln: Zeugin griff ein und wurde angeschossen
Zeugen hatten den Vorfall beobachtet. Eine damals 19-Jährige soll versucht haben, den Räuber festzuhalten. „Sie hat mich gepackt und geschüttelt“, so beschrieb es der Angeklagte. Danach habe er „wie automatisch“ geschossen, aber ohne zu zielen. Die Zeugin erlitt einen Durchschuss des linken Oberschenkels. „Zum Glück“, so die Staatsanwältin, blieben Knochen und wichtige Arterien verschont.
Das erste Mal habe er das Juweliergeschäft im November 2007 aufgesucht. „Man konnte in der Nähe gut parken“, sagte der Angeklagte, der mittlerweile in Amsterdam lebte. Finanzielle Probleme hätten ihn auf die Idee zum Juwelierraub gebracht. Damals erbeutete der Mann Armbanduhren im Wert von 50.000 Euro. Ein Hehler im belgischen Antwerpen habe ihm dafür etwa 15.000 Euro bezahlt.
Köln: „Lebensbeichte“ nach Inhaftierung in den Niederlanden
Im Dezember 2010 habe er sich an das Geschäft in Köln erinnert und es erneut aufgesucht. Damals erbeutete er Uhren der Marken Breitling und Omega mit einem Verkaufswert von 44.000 Euro. „Warum hatten Sie eine Waffe dabei?“, fragte der Richter. „Die braucht man doch bei einem Überfall“, sagte der Angeklagte. Und weiter: „Wenn eine Pistole spricht, dann schweigen alle anderen.“
Die Überfälle in Köln hatte der Angeklagte bereits 2023 eingeräumt, nachdem er in den Niederlanden wegen anderer Straftaten inhaftiert worden war. Offenbar wollte der heute 52-Jährige reinen Tisch machen und nimmt so einen weiteren mehrjährigen Gefängnisaufenthalt in Kauf. Ein Urteil im aktuellen Verfahren soll Ende des Monats fallen. Es sind noch drei Verhandlungstage eingeplant.