Neuehrenfeld – Messen „op Kölsch“ sind in Mode. In vielen Kölner Pfarrgemeinden gehören sie schon seit langem zum Standardprogramm im Kirchenjahr. Vor allem in der Fastnachtszeit erbitten häufig Karnevalsgesellschaften und andere Vereine den himmlischen Beistand im vertrauten Dialekt.
Aber auch außerhalb der närrischen Zeit erfreuen sich die Messfeiern wachsender Beliebtheit. Zum letzten Mundart-Gottesdienst in diesem Jahr hatte jetzt der „Kölsch-Messkreis vun Zint Bärb“ eingeladen. „För üch weed de Sonn opjonn“ hatten die Organisatoren das Thema der Sonntagvorabendmesse genannt. „Jot, dat ehr all jekumme sid“, begrüßte Pfarrer Heribert Heyberg die Gläubigen in der gut gefüllten St.-Barbara-Kirche in Neuehrenfeld.
Mindestens drei Kölsche Messen im Jahr
Seit einigen Jahren zelebriert der Subsidiar aus Vogelsang dort die Kölschen Messen. Er entlastet damit Pfarrer Franz-Heiner Schwirten, der mit der Betreuung von fünf Gemeinden im Katholischen Seelsorgebereich Köln-Ehrenfeld „alle Hände voll zu tun hat“, wie Edeltraud Pilgram, Mitbegründerin des Kölsch-Messkreises erläutert. Der Kreis sei vor etwa 30 Jahren unter dem damaligen Pfarrer Heribert Krieger gegründet worden, erklärt die pensionierte Lehrerin.
Mit viel Liebe zum Detail bereitet sie gemeinsam mit fünf anderen Gemeindemitgliedern mindestens drei Kölsche Messen im Jahr vor. Bei der Auswahl der Texte und Lieder orientiert sich die Gruppe an der Liturgie des jeweiligen Sonntags. Ansonsten herrscht strikte Arbeitsteilung. „Einige Wochen vor dem Messtermin erhalten die Mitglieder die hochdeutschen liturgischen Texte“, erklärt Dr. Winfried Berlet. Jeder bereitet dann seine Übersetzungen für das nächste Treffen vor. Berlet gehört, genau wie Edeltraud Pilgram, zu den Gründern des Messkreises.
Der pensionierte Richter ist unter anderem für die kölsche Übersetzung der Lesungen zuständig. Pilgram stellt die Fürbitten zusammen. „Die mache ich wegen der Aktualität immer erst kurz vorher“, sagt sie. Für die Übersetzungen ins Kölsche orientiert sich die Gruppe zunächst an kölschen Gebetbüchern, wie dem von Heribert A. Hilgers, „Dem Här zo Ihre“.
In der Mundart könne man manches treffender ausdrücken als in der Hochsprache – und man finde einen unkomplizierteren Zugang zu sonst schwer verständlichen liturgischen Texten, erklärt Pilgram. Vor sechs Jahren hat das Erzbistum Köln eine sogenannte „Handreichung zu Brauchtums- und Mundartmessen“ veröffentlicht. In der kleinen Schrift, die von der Hauptabteilung Seelsorge im Erzbistum erarbeitet wurde, wird genau definiert, welche Texte in einer „Mess op Kölsch“, in Mundart gelesen werden dürfen. Liturgische Texte im engeren Sinn sind demnach in einer „anerkannten Liturgiesprache“ zu beten. Dazu zählt die kölsche Sprache aber nicht, weil diese „lokale Sprachform nicht die Einheit der Kirche in einem größeren Gebiet zum Ausdruck bringt“. Berlet: „Wir orientieren uns insofern an dem Papier, dass wir, weniger aus Ehrfurcht vor der Handreichung, sondern aus eigener Überzeugung, nach wie vor die Texte der Hochgebete und der Wandlung in hochdeutscher Sprache halten. Alle ausgewählten Lieder sind bekannte Melodien aus dem Gotteslob.
Bewusst vom Karneval distanziert
Eines bleibt für den Vorbereitungskreis jedoch tabu: „Wir wollen uns mit unserer traditionellen „Mess op Kölsch“ bewusst vom Karneval distanzieren“, so Berlet. „In anderen Gemeinden werden Bläck Fööss- und Höhner-Lieder im Gottesdienst gesungen. Das brauchen wir hier nicht“, ergänzt Edeltraud Pilgram. Viele Kirchenbesucher bestätigen das Konzept der Neuehrenfelder und sagen: „Das gefällt uns hier besser.“
Die nächste kölsche Messe in St. Barbara findet am Samstag, 1. Februar 2014, um 18 Uhr, statt.