Erstmals seit JahrenCorona lässt Kölner Bevölkerung schrumpfen

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Ein Bild von der Schildergasse aus Vor-Corona-Zeiten. (Symbolbild)

Köln – Die Corona-Pandemie lässt die Zahl der Kölner Einwohner schrumpfen. „Erstmals seit 2013 ist die Bevölkerung zurückgegangen“, sagte Markus Greitemann, Dezernent für Stadtentwicklung, bei einem Pressegespräch am Montag. 2020 habe sich die Einwohnerzahl um 3779 Menschen oder 0,3 Prozent vermindert. Damit lebten Ende vergangenen Jahres 1.088.040 Personen in Köln. Am stärksten habe sich der Rückgang im Bezirk Mülheim ausgewirkt, wo sich die Bevölkerung um 0,8 Prozent oder knapp 1172 Menschen vermindert habe. In Nippes sei ein Rückgang von 0,7 Prozent, in Kalk und Porz um je 0,5 Prozent zu sehen gewesen. Ehrenfeld sei dagegen um 0,3 Prozent (300 Menschen) gewachsen, während Lindenthal immerhin stagnierte.

Hauptgrund für die Entwicklung sei, dass bedingt durch die Pandemie die Mobilität bundesweit zurückgegangen sei. 2020 seien gut 48.139 Menschen nach Köln gezogen, 52.423 hätten die Stadt verlassen. Die Zahl der Zuzüge aus Deutschland habe sich um 15,6 Prozent (9000), die aus dem Ausland um gar 36 Prozent (17.037, minus 6171) vermindert. Auch die Wegzüge seien 7,7 Prozent (4370) unter den Zahlen von 2019 geblieben. Erstmals seit 2008 habe das Wanderungssaldo damit im negativen Bereich gelegen.

Pandemie verringert Mobilität

Besonders die Menschen im Alter von 18 bis 30 Jahren seien nicht mehr so häufig wie sonst in die Stadt gekommen, da es weniger Ausbildungsstellen und Arbeitsangebote gebe. Ein schon länger zu beobachtender Trend setze sich 2020 fort: Köln verliere Familien durch Wanderungsbewegungen (Menschen zwischen 30 und 45 Jahren und Kinder). Die Differenz zwischen Zu- und Fortzügen liege bei einem Minus von 7663 – insgesamt 1300 Personen mehr als 2019.

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Zudem sei auch im vierten Jahr in Folge die Zahl der Geburten zurückgegangen, 2020 um insgesamt 600 Neugeborene oder 5,4 Prozent. „Die 10.721 Geburten liegen unter dem Durchschnittswert der letzten zehn Jahre (11.025)“, heißt es in den Statistischen Nachrichten. Im Gegensatz dazu seien die Sterbefälle um vier Prozent oder 400 auf 10.180 gestiegen. Im Schnitt der vergangenen zehn Jahre starben 9654 Menschen. Die Corona-Pandemie sei nur teilweise an der Entwicklung schuld. „Covid-19 hat die Übersterblichkeit in Köln erhöht“, sagt Ersin Özsahin vom Amt für Statistik und Stadtentwicklung. Dies sei insbesondere in den Monaten April und von Oktober und November zu beobachten.

Stadt will Familien halten

„Wir bewegen uns im bundesweiten Trend“, sagte Özsahin. Viele Städte verlören Einwohner, nur München bilde aufgrund vieler Geburten eine Ausnahme. Zahlen für Berlin und Hamburg lägen noch nicht vor. Greitemann geht davon aus, dass die Pandemie auch 2021 Effekte auf die Bevölkerungsentwicklung habe werde. Die Stadt werde daher ihre Bevölkerungsprognose auf 2022 verschieben. Die grundsätzlichen Ziele der Stadt würden sich aber nicht ändern. Es gehe vor allem darum, die Familien in der Stadt zu halten und mehr Schulplätz zur Verfügung zu stellen.

Weiterhin sind rund die Hälfte aller Kölner Haushalte Einpersonenhaushalte. Innerhalb dieser Gruppe hätten die Haushalte ab 60 Jahre um etwa 2200 im Vergleich zu 2019 zugelegt, während die Haushalte der 18- bis unter 30-Jährigen fast 2400 Haushalte zurückgegangen seien.

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