Erzbistum KölnWoelki trennt sich von seinem Mediendirektor Günther

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Kardinal Woelki

Kardinal Rainer Maria Woelki

Köln – Mitten in einer schweren Kommunikationskrise trennt das Erzbistum Köln sich von Mediendirektor Markus Günther. Kurz nach einer ersten Meldung des "Kölner Stadt-Anzeiger" gab das Erzbistum den Abschied bekannt. Günther, der am heutigen Tag 55 Jahre alt wird, stand nur knapp zwei Jahre im Dienst von Kardinal Rainer Woelki. Interims-Nachfolger wird der frühere Geschäftsführer des Weltjugendtags und des "domradio", Hermann-Josef Johanns.

Der promovierte Historiker Günther war vor seiner Tätigkeit für das Erzbistum freier Journalist. Zuvor arbeitete er unter anderem als Chefredakteur der „Augsburger Allgemeinen“ sowie als USA-Korrespondent für verschiedene Zeitungen, unter ihnen auch der „Kölner Stadt-Anzeiger“. Günther ist nun schon der dritte Medien- und Kommunikationsdirektor, von dem Woelki sich in seiner sechsjährigen Amtszeit trennt. Vor wenigen Wochen hatte sich auch der langjährige Pressesprecher des Erzbistums, Christoph Heckeley, in den Ruhestand verabschiedet. Für diesen kommt - ebenfalls kommissarisch - der Bergisch Gladbacher Unternehmensberater Oliver Schillings.

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Dem Vernehmen nach war das Verhältnis des Kardinals zu seinem obersten Medienmann schon seit geraumer Zeit abgekühlt. Mit den derzeitigen Vermittlungsproblemen des Erzbistums rund um das von Woelki unter Verschluss genommene Missbrauchsgutachten, den Umgang mit dem Betroffenenbeirat und den Vorwürfen um die Vertuschung von Missbrauch soll Günther nichts zu tun haben.

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Günther soll Woelki zur Veröffentlichung des Gutachtens geraten haben

So soll Günther unter denjenigen gewesen sein, die dem Kardinal dazu rieten, das Rechtsgutachten der Münchner Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl zu veröffentlichen – entgegen den Einwänden gegen angebliche methodische Mängel und äußerungsrechtliche Risiken. Woelki folgte seinem Mediendirektor in dieser Frage nicht.

Dem Vernehmen nach war er zuletzt schon nicht mehr Teil des Krisen- und Beraterstabs, auf den sich der Kardinal für seine Öffentlichkeitsarbeit stützt. Hier sind neben internen Mitarbeitern aus der großen Medienabteilung des Erzbistums auch externe Berater engagiert. Darüber hinaus hat sich Woelki juristischer Unterstützung durch renommierte Presserechts-Anwälte versichert. Im Einsatz sind hier der Bonner Anwalt Gernot Lehr sowie Carsten Brennecke aus der Kölner Kanzlei Höcker, die unter anderem auch als Vertretung der AfD und des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan in presserechtlichen Auseinandersetzungen in Erscheinung getreten ist.

Günther will laut einer Mitteilung des Erzbistums in seine Wahlheimat, die USA, und zu seiner Familie zurückkehren und sich "fortan beruflich ganz auf seine schriftstellerische Tätigkeit konzentrieren". Er gehe "im Guten", so Günther laut der Erklärung des Erzbistums. Generalvikar Markus Hofmann und er seien "immer in vertrauensvollem Austausch" gewesen. "Ich bin froh und dankbar, dass wir auch jetzt eine für beide Seiten gute Lösung gefunden haben." Hofmann dankte Günther für "viele wichtige Impulse". Als Kollegen und Menschen schätze er Günther sehr, Er werde die Diskussionen mit Günther vermissen.

Von Kardinal Woelki ist in der gesamten Erklärung mit keinem Wort die Rede.

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