Gepanschter Tabak und MäusekotRazzien in zahlreichen Kölner Shisha-Bars

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Razzia Shisha-Bars Tabakfund

Fahnder haben in Köln mehrere Shisha-Bars durchsucht.

Köln – Die Zollfahnder verlassen die Läden nicht mit leeren Händen. Pro Shisha-Bar eine große blaue Mülltüte tragen die Ermittler raus. Der Inhalt ist eigentlich nur ein paar Euro wert, hätte aber für ein Vielfaches verkauft werden können: Kiloweise mutmaßlich gepanschter und unversteuerter Wasserpfeifen-Tabak in verschiedenen Geschmacksrichtungen, mit dem zuvor noch die Shishas von Dutzenden Gästen bestückt wurden.

Die Szenen gleichen sich, spielen sich an diesem Abend so am Rudolfplatz, im Belgischen Viertel, im Kwartier Latäng ab. Stundenlang durchsuchen die Einsatzkräfte die Läden, befragten Mitarbeiter, sichern Beweismittel. Die Passanten etwa auf der Aachener Straße und der Zülpicher Straße stört das kaum. Die Party im „Lockdown Light“ geht an diesem Samstagabend vielerorts unvermindert weiter.

Razzia in Köln: Schwarzarbeit, kein Mindestlohn, illegales Glücksspiel

Zoll, Ordnungsamt und Polizei haben am Wochenende insgesamt 18 Betriebe kontrolliert.  „In jeder Shisha-Bar sind wir wieder fündig geworden und haben insgesamt 850 Dosen mit Shisha-Tabak sichergestellt“, sagt Zoll-Sprecher Jens Ahland.  Schon im Herbst gab es eine ähnliche Aktion, damals unter anderem in Ehrenfeld. Diesmal sind es vor allem innenstädtische Betriebe, die Besuch von den Männern und Frauen in Uniformen bekommen.

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Razzia Shisha-Bar Januar 22

Fahnder haben in Köln mehrere Shisha-Bars durchsucht.

Während die Polizei vor allem vor den Türen verhindert, dass weitere Gäste während der Kontrollen in die Bars kommen, suchen die Einsatzkräfte von Zoll und Ordnungsamt drinnen nach den Dosen mit dem falschen Tabak und sichten Stundenzettel und Dienstpläne. Die Befunde beim Durchforsten der Bücher sollen immer wieder die gleichen sein: Schwarzarbeit, Umgehung des Mindestlohns und in einem Fall sogar illegales Glücksspiel. Mehrere Ermittlungsverfahren wurden aufgenommen, den Betreibern drohen nun hohe Geldstrafen.

„Gewinnmargen wie im Drogenhandel“

Besonders der gefälschte Tabak rückte in den vergangenen Monaten in den Fokus der Ermittler. Im Dezember hat der Zoll in Köln und Rösrath zwei illegale Fabriken dafür entdeckt und geschlossen. Mehr als sechs Tonnen gefälschten Tabaks wurden damals sichergestellt. Ob die an diesem Wochenende kontrollierten Betriebe in der Kölner Innenstadt Abnehmer der Werkstätten waren, ist unklar.

Razzia Shisha-Bars Tabak

Ein Ermittler zeigt den falschen Tabak.

Das kriminelle Geschäftsmodell aber ist immer das gleiche: Der unkontrolliert hergestellte Tabak wird an der Steuer vorbei direkt in die Shisha-Bars geliefert und dort in leere, mehrfach verwendete ehemalige Dosen regulären Tabaks umgefüllt, um den legalen Schein zu wahren. Dabei könnten in dem gepanschten Stoff Chemikalien oder andere Stoffe enthalten sein, die noch gefährlicher sind als in regulärem Tabak. Statt 70 bis 100 Euro pro Kilo für die Original-Ware bezahlen die Kriminellen nur etwa fünf Euro für die Fälschung. „Das sind Gewinnmargen, die es sonst nur im Drogenhandel gibt“, sagt Ahland, als er am Samstagabend auf dem Rudolfplatz die sichergestellten Dosen ohne Steuer-Banderole zeigt.

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Bei den Razzien wurden teils große Mengen leerer, ausgewaschener Original-Dosen gefunden – für die Ermittler ein klares Indiz dafür, dass dort gefälschter Stoff umgefüllt werden sollte. Im Hinterhof einer Bar wurden dann tatsächlich dutzende volle Dosen gefälschter Ware gefunden – versteckt hinter gestapelten Getränkekisten. Alle kontrollierten Betriebe waren schon in der Vergangenheit – teils mit anderen Betreibern – wegen ähnlicher Vergehen auffällig geworden. „Bei der hohen Trefferquote müssen wir hier einfach regelmäßig kontrollieren“, sagt Ahland.

Das Ordnungsamt ahndete in fünf Betrieben Corona-Verstöße, weil dort Gäste saßen, die die 2G-Plus-Kriterien nicht erfüllen. Außerdem wurden andere Mängel festgestellt: Eine Heizspirale wurde sichergestellt, CO-Melder waren nicht korrekt angebracht und Notausgänge waren versperrt. Das Umweltamt fand darüber hinaus unter anderem Mäusekot und legte wegen hygienischer Mängel eine Eiswürfelmaschine still.

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