Nach ProtestTreppenturm an Severinsbrücke soll Weg zu Poller Wiesen erleichtern

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Die Severinsbrücke soll einen Treppenturm erhalten.

Die Severinsbrücke soll einen Treppenturm erhalten.

Köln – Der Protest von Anwohnern war groß: Nachdem die Deutzer Drehbrücke, die voraussichtlich bis Ende dieses Jahres generalsaniert wird, im Februar für den Verkehr gesperrt worden war, sahen sie sich von den Poller Wiesen abgeschnitten. Bis heute müssen diejenigen, die von Deutz in das Naherholungsgebiet gelangen wollen, den weiten Umweg über die Siegburger Straße/Am Schnellert in Kauf nehmen. Doch bald sind Fußgänger nicht mehr auf die Umleitung angewiesen.

Die Stadt wird an der Severinsbrücke einen Treppenturm errichten, über den sie die Wiesen erreichen können. Im Juni soll er gebaut werden. Finanziert wird das dem Vernehmen nach 370.000 Euro teure Provisorium aus dem Budget des Amtes für Brücken, Tunnel und Stadtbahnbau.

Zu Beginn der Sanierung hatten Anwohner eine Online-Petition gestartet, um auf das Problem aufmerksam zu machen. Die Bezirksvertretung Innenstadt beschloss einen Dringlichkeitsantrag, den Grüne, SPD, Linke, Klimafreund und Die Partei eingebracht hatten und in dem die Verwaltung aufgefordert wurde, kurzfristig ein Provisorium zu errichten, das es Fußgängern ermöglicht, die Hafeneinfahrt zu überqueren und die Poller Wiesen zu erreichen. In dieser Zeit war unter anderem eine Behelfs-Pontonbrücke im Gespräch.

Alles zum Thema Henriette Reker

Etwa zwölf Meter hohe Stahlkonstruktion

Als am 12. März der Corona-Krisenstab der Stadt befand, wegen der Pandemie sei eine Entzerrung der Fußgängerströme zwischen Deutzer Wohngebieten und den Poller Wiesen „zwingend erforderlich“, war von der Möglichkeit die Rede, eine Treppenanlage zu errichten. Die Idee kam aus der Bevölkerung und der Politik. Das Amt für Brücken, Tunnel und Stadtbahnbau erarbeitete eine Machbarkeitsstudie – mit positivem Ergebnis. Fehlte noch das Votum des Beirats der Unteren Naturschutzbehörde. Inzwischen hat er zugestimmt.

Für die etwa zwölf Meter hohe Stahlkonstruktion wird zunächst unter der Brücke auf der Hafenmole ein Fundament gegossen. Barrierefrei fällt der Turm nicht aus; ihn so zu gestalten wäre „nur mit hohem baulichen und finanziellen Aufwand“ möglich, so die Verwaltung in einer Mitteilung an den Verkehrsausschuss. Der Trampelpfad auf der Deichkrone, der vom Treppenturm zu den Poller Wiesen führt, wird schlichter als ursprünglich geplant hergerichtet, denn die Vorgaben der Beirats erlauben es nicht, eine verbreiterte wassergebundene Decke zu schaffen. Deshalb ist der Weg nicht für Radfahrer vorgesehen.

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Diese Einschränkung sei zu verschmerzen, sagt Innenstadt-Bezirksbürgermeister Andreas Hupke (Grüne). Das Projekt beweise, was hartnäckiges ehrenamtliches Engagement – von Bürgern und Politikern – bewirken könne. Zunächst habe die Verwaltung „null Interesse“ daran gehabt, einen alternativen Zugang zu den Poller Wiesen zu schaffen. Dann habe sich Oberbürgermeisterin Henriette Reker eingeschaltet; Andrea Blome, Leiterin des Krisenstabs, und Sonja Rode, Chefin des Amtes für Brücken, Tunnel und Stadtbahn, hätten das Ihre zum Gelingen beigetragen: „Die drei Damen haben echt gute Arbeit geleistet.“

Kritik an den Kosten für das Provisorium lässt Hupke nicht gelten. Zum einen rechnet er damit, dass die Sanierung der Drehbrücke länger dauert als geplant. Zum anderen sei das Geld gut investiert in Zeiten, in denen die Menschen wegen der Pandemie dringender denn je Erholung im Grünen brauchten. Der Bezirksbürgermeister denkt schon weiter: Er wolle der Rhein-Energie vorschlagen, den Turm farbig und „künstlerisch“ zu beleuchten. „Das wird so erfolgreich wie H. A. Schults Weltkugel.“

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