Nach sechs Jahren PlanungAm Hansaring öffnet Kölns erstes Taubenhaus

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Im Taubenhaus am Hansaring finden die Stadttauben Zuflucht. 

Im Taubenhaus am Hansaring finden die Stadttauben Zuflucht. 

Köln – Die Tauben haben ihr neues Heim noch nicht bezogen: Eine hölzerne Gartenlaube, geschützt hinter einer übermannshohen Wand, unter Platanen, mit Parkplatz und U-Bahnanschluss. Eine Topimmobilie am Hansa-Ring also, betreutes Wohnen unter fürsorglicher Beobachtung von Gwendolin Wonneberger und der „Kölner Arbeitsgruppe gegen die Stadttaubenproblematik“.

Aber sie sollen kommen, denn die 31-jährige, studierte Psychologin hat die Lizenz zum Anfüttern der schätzungsweise 150 „fliegenden Dachratten“ am Hansaring, die nur darauf lauern, so die allgemeine Einschätzung, flächendeckend alles zuzukacken: Plätze, Gehwege, das heilige Wagenblech. (Daher die Bezeichnung „Kotflügel“?)

Fast so lang wie für ein Opernhaus

Das soll nun ein Ende haben, endlich, darf man sagen, denn nach Wonnebergers erster Eingabe zum Bau eines Taubenhauses bis zu dessen Realisierung hat es sage und schreibe sechs Jahre gedauert. Fast so lang wie ein Opernhaus.

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2013 legte der Arbeitskreis der Stadt erstmals ein Konzept samt Kostenkalkulation vor, unter Berücksichtigung all der positiven Erfahrungen, die längst in 60 Städten Deutschlands mit Taubenhäusern gemacht werden:

Das tägliche Anfüttern mit artgerechter Nahrung bindet rund 150 Tauben ans Haus. Hier legen sie bis zu acht mal im Jahr je zwei Eier, die vom Arbeitskreis durch Kunststoffattrappen ersetzt werden. Die Geburtenkontrolle limitiert die Population.

Dazu kommt: Das artgerechte Futter „entschärft“ die Konsistenz des Kotes, der von den Tauben nun vor allem im Haus ausgeschieden wird. Auf deutsch: die Sauerei hält sich in Maßen, das hofft jedenfalls Konrad Peschen, Leiter des Umwelt- und Verbraucherschutzamtes bei der Stadt Köln: „Wir treten jetzt in eine zweijährige Testphase. Danach prüfen wir, ob sich das rund 50 000 Euro teure Pilotprojekt zur Nachfolge empfiehlt.“ Denn außer am Hansaring gibt es weitere Kölner Tauben-„Hotspots“, unter anderen am Hauptbahnhof und am Wiener Platz.

Wie viele Tauben es in Köln gibt – 100 oder 150 000 – weiß niemand. Gwendolin Wonneberger, seit zwei Jahren auf einer halben Stellen bei der Stadt Neuss als Taubenbeauftragte tätig, schätzt rund 15 Hotspots in Köln, unter anderen auch in Chorweiler.

Warum dauert der Bau eines Taubenhauses so lange?

Auf die Frage aber, warum es denn nun in Köln so lange dauert, ein Taubenhaus zu errichten, sagt sie lächelnd: „Das haben wir uns auch gefragt. Sagen wir mal, es haben sich nicht immer die richtigen Leute gefunden. Aber dann kam 2018 Konrad Peschen auf uns zu.“

In Köln kann man nicht mal eben eine Gartenlaube auf dem Grünstreifen errichten, erklärt Peschen. „Es kam unserer Ansicht nach nur dieser Platz neben der U-Bahnstation in Frage – also musste das Amt für Brücken, Tunnel und Stadtbahnbau mitspielen.“ Man konnte auch nicht irgendeine Architektur wählen, also kam das Stadtraummanagement dazu. Man baue auf dem Grünstreifen, dürfe auf keiner versiegelten Unterlage bauen, also sei das Grünflächenamt dabei.

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Der Kot müsse entsorgt werden, also seien Veterinäramt und die Abfallwirtschaftsbetriebe dabei. Und fernerhin seien auch noch das Amt für Öffentlichkeitsarbeit und das Ordnungsamt involviert gewesen, bis dann endlich die gemeinnützige „Kölner Gesellschaft für Arbeits- und Berufsförderung“ die Laube zimmern durfte. Der Bauzaun soll sich „farblich und optisch in das Gesamtbild“ fügen, heißt es.

Übrigens: Tauben sind verwahrloste Haustiere, ihr Verhalten vom Menschen verschuldet, auch ihr Kot – durch Pommes- und Pizza-Abfälle. Peschen, aufgewachsen in einer Taubenzüchterfamilie, warnt: Füttern verboten! Es wird mit bis zu 1000 Euro Bußgeld bestraft. In Köln hat nur Gwendolin Wonneberger die Lizenz zum Füttern. Und sie muss sich kümmern. Peschen hat im Stellenplan bereits eine halbe Stelle für einen Taubenbeauftragten eingestellt.  

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