Beim Prozessauftakt schilderten Zeugen das Unfallgeschehen in drastischen Worten.
Auf Hupen nicht reagiertBetonmischer überrollt Radfahrerin in Köln – Prozess gestartet

An der Tankstelle am Rendsburger Platz überrollte der Betonmischer die Radfahrerin.
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Das Kölner Amtsgericht verhandelt seit Montag über einen tragischen Unfall in Mülheim. Auf der Anklagebank saß der Fahrer eines Betonmischers, der beim Auffahren eines Tankstellengeländes eine Radfahrerin übersehen haben soll. Die 44-Jährige wurde erfasst und verstarb noch an der Unfallstelle. Dem Angeklagten, der zunächst schwieg, droht vor dem Schöffengericht eine empfindliche Haftstrafe.
Köln: Radfahrerin von Betonmischer überrollt
An jenem 29. Februar vergangenen Jahres streikten die Kölner Verkehrs-Betriebe, es war sehr viel los auf Kölns Straßen. So auch am Bergischen Ring in Mülheim. Gegen 8.15 Uhr fuhr der Angeklagte mit seinem Betonmischer auf das Gelände der Esso-Tankstelle am Rendsburger Platz. Die Radfahrerin fuhr zu dieser Zeit auf dem Radweg, der Lastwagen erfasste sie rechts im Bereich der Stoßstange.
Ein Video, das im Gerichtssaal abgespielt wurde, zeigt den Moment der Kollision. Die 44-Jährige verschwindet mit ihrem Fahrrad unter dem Betonmischer, der noch einige Meter weiter rollt und den Körper der Frau offenbar mehrfach überfährt. Ein Polizist, der nicht im Dienst war und Zeuge des Unfalls wurde, alarmierte den Rettungsdienst. Das habe die Frau bestimmt nicht überlebt, sagte er.
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Köln: Polizist schildert drastisches Geschehen am Unfallort
Der Beamte schilderte im Zeugenstand, wie er unter den Betonmischer gekrochen war, um nach der Radfahrerin zu sehen. Da lebte sie noch, daher habe er erneut den Notruf gewählt und das mitgeteilt. Ihm sei aber klar gewesen, dass das nicht lange gutgehen konnte. „Der Unterkörper war so deformiert und kaputt“, so der Polizist. „Bleib bei uns!“, habe er die Schwerverletzte angebrüllt.
„Dann hat sie noch einmal die Augen aufgerissen“, sagte der Polizist, das sei die letzte menschliche Regung gewesen. Weitere Zeugen an der Unfallstelle habe er gewarnt, nicht unter den Lastwagen zu schauen und sich diesen Anblick nicht anzutun. „Dieses Schleifen und Knacken des Fahrrads unter dem Lkw werde ich nicht vergessen“, so beschrieb eine Kitaleiterin ihre Eindrücke vom Unfall.
Köln: Verkehrsgutachter Gutachter muss die Schuldfrageklären
Der Fahrer sei völlig aufgelöst und geschockt gewesen. Selbst wollte sich der 64-Jährige nicht zu den Vorwürfen der Anklage äußern. Die Staatsanwältin sagte, mit mehr Sorgfalt im Straßenverkehr hätte der Angeklagte die Fahrradfahrerin vorher wahrnehmen und bremsen können. Auch laufende Musik in der Führerkabine könnte laut Ermittlungsakte eine Rolle gespielt haben.
Übereinstimmend sagten Zeugen, dass weder der Fahrer des Betonmischers noch die Radfahrerin auf das Hupen eines weiteren Lkw-Fahrers geachtet hätten. „Ich stellte mir die Frage: Warum hält denn keiner von beiden an?“, sagte der Polizist. Die Schuldfrage wurde am Montag nicht abschließend geklärt. Der Prozess wird fortgesetzt – dann soll auch ein Verkehrsgutachter gehört werden.