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Köln früher und heuteKein Werk der Nazi-Zeit – So entstand die Universität Köln

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Hauptgebäude der Universität zu Köln

Das Hauptgebäude der Universität zu Köln

In unserer Serie „Köln früher und heute“ stellen wir wichtige Kölner Bauwerke, Plätze und Siedlungen vor. Diesmal: die Universität Köln.

Die konservative Ästhetik der Architektur und das Jahr der Eröffnung lassen immer wieder vermuten, das Hauptgebäude der Kölner Universität sei ein Produkt der Nazizeit. Die Nationalsozialisten verstanden es tatsächlich, das Groß-Gebäude als ihr Werk zu verkaufen. Hatten sie doch vollendet, was andere begonnen hatten. Doch Planung und Entwurf sowie zum größten Teil der Bau des lang gestreckten, kammartigen Komplexes waren ein Werk der Weimarer Republik.

„Das ist ein originärer Bau aus den von Konrad Adenauer stark geprägten 1920er Jahren“, gibt der ehemalige Kölner Stadtkonservator Ulrich Krings zu verstehen. Oberbürgermeister Adenauer war es zu verdanken, dass Köln 1919 nach langer Zeit und mehreren vergeblichen Versuchen wieder eine Universität bekam. Während der französischen Besatzung war sie 1798 geschlossen und im preußischen Königreich nicht wiedereröffnet worden. Kurz nach dem Ersten Weltkrieg fanden die ersten Lehrveranstaltungen dann in der Handelshochschule an der Claudiusstraße statt. Hier wurde es schnell zu eng, denn der Erfolg der Kölner Uni war beträchtlich. Schnell gehörte sie zu den größten des Landes. Ein Neubau musste her.

Wirtschaftliche Krise der Weimarer Republik durchkreuzte die Baupläne

Dafür zeichnete der Kölner Stadtbaudirektor Adolf Abel verantwortlich. Heute noch im Stadtbild erhalten geblieben sind von ihm unter anderem die Backsteinbauten vor dem Rhein-Energie-Stadion, die Randbebauung der Messehallen und das Staatenhaus. Während diese dem Architekturstil des „Klinker-Expressionismus“ zuzurechnen sind, bekam der Uni-Bau am Inneren Grüngürtel eine Tuffsteinfassade mit schwarzen Basaltrahmen. „Mit der Materialwahl für die Uni wird dieses riesige Bauvolumen zu einem rheinischen Bau“, sagt Ulrich Krings.

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Die Wahl des Bauplatzes an der Kanalstraße zwischen Bachemer Straße und Zülpicher Straße hatte zwei Hintergründe. Zum einen konnte die neue Uni hier zusammen mit den Lindenthaler Kliniken einen Wissenschafts-Komplex bilden. Zum anderen sollte sie dazu beitragen, dass sich der Innere Grüngürtel zu einer grünen Stadterweiterung mit Wohngebieten und öffentlichen Gebäuden entwickelt, wie es Generalplaner Fritz Schumacher vorgesehen hatte. Die wirtschaftlichen Krisen der Weimarer Republik durchkreuzten diese Pläne jedoch. Nur wenige Bauwerke konnten entstehen. Nach 1945 wurden Schumachers Pläne zu den Akten gelegt. Der Innere Grüngürtel blieb weitgehend unbebaut.

Universität Köln um 1935

Die Universität Köln, um 1935

Beim Bau der Universität traten große Schwierigkeiten auf. 1931 wurden die Arbeiten aus finanziellen Gründen eingestellt. Erst unter nationalsozialistischer Herrschaft wurden die nötigen Mittel bereitgestellt. „Das waren Versuche der neuen Regierung, die Wirtschaft anzukurbeln“, so Krings. Teile der Pläne Adolf Abels, darunter ein rund 50 Meter hoher Bibliotheks-Turm, hatten jedoch aus Kostengründen keine Chance, verwirklicht zu werden.

Zur Finanzierung des Baus hatten vor 1933 Spenden aus dem Bürgertum beigetragen, darunter auch von jüdischen Unternehmen. Mit der Machtübernahme der Nazis wurden Juden aus dem universitären Leben verbannt. Anstoß von außen brauchte es dazu offenbar kaum, die Professorenschaft erledigte diese Aufgabe von selbst. Schneller als in anderen Universitäten wurde der Lehrkörper von Menschen „gesäubert“, die der NS-Ideologie fernstanden: „In einem Jahr ist die gesamte Universität Nazi-konform“, so Ulrich Krings. Auch jüdische Studenten waren rasch nicht mehr zugelassen in dem Gebäude, über dessen Haupteingang fortan der Reichsadler mit Hakenkreuz thronte.

Uni Köln als kulturelles und gesellschaftliches Zentrum der Nachkriegsjahre

Umso vielfältiger war das Leben im Hauptgebäude nach dem Zweiten Weltkrieg. Allzu schwere Schäden hatten die Bombardierungen nicht hinterlassen. „Das war eines der besterhaltenen Gebäude“, so Ulrich Krings. Weil die große Aula der einzige funktionierende Saal für große Veranstaltungen in ganz Köln war, wurde er zum kulturellen und gesellschaftlichen Zentrum der ersten Nachkriegsjahre. Das Gürzenich-Orchester spielte, die städtischen Bühnen führten Shakespeares „Sommernachtstraum“ auf.

Die Stadtverordneten tagten, Vorträge wurden gehalten. All dies im Winter bei nicht funktionierender Heizung. Auch der wissenschaftliche Betrieb nahm direkt nach dem Krieg wieder Fahrt auf an der Kölner Uni. Allerdings unter besonderen Voraussetzungen: „Die Studenten mussten eine Art Arbeitsdienst leisten und sich am Wiederaufbau beteiligen“, so Ulrich Krings.