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Tag der ReligionenHenriette Reker würdigt das Engagement der Ahmadiyya-Gemeinde

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Abdullah Uwe Wagishauser, Bundesvorsitzender der Ahmadiyya Muslim Jamaaat Deutschland, Oberbürgermeisterin Henriette Reker und Imam Mahmood Ahmad Malhi.

Abdullah Uwe Wagishauser, Bundesvorsitzender der Ahmadiyya Muslim Jamaaat Deutschland, Oberbürgermeisterin Henriette Reker und Imam Mahmood Ahmad Malhi (v.l.).

Für ihre Menschenkette vor dem Dom am 30. Dezember 2023 erhielt die Ahmadiyya-Gemeinde bundesweit Zuspruch – jetzt präsentierte sie sich im Kölner Rathaus.

Es war eine Aktion, die zum Jahreswechsel 2023/24 für Aufsehen sorgte und viel Zuspruch bekam: Nachdem bekannt geworden war, Islamisten würden einen Anschlag auf den Kölner Dom planen, bildeten Muslime und Musliminnen als symbolischen Schutzschild eine Menschenkette vor der Kathedrale. Sie trugen T-Shirts mit der Aufschrift „Muslime für den Frieden“ und Plakate mit Slogans wie „Ich bin ein Muslim und stehe ein für den Schutz der Kirche.“ Initiatorin der Aktion war die Ahmadiyya Muslim Jamaat Deutschland, eine Religionsgemeinschaft, die der sunnitischen Ausrichtung des Islam folgt.

Am Mittwochabend hatte die Ahmadiyya Muslim Gemeinde Köln im Historischen Rathaus Gelegenheit, sich zu präsentieren. Anlass war der Tag der Religionen, der unter dem Motto „Glaube. Dialog. Engagement – Islam erleben in Köln“ stand. Eingeladen hatte Oberbürgermeisterin Reker als Vorsitzende des Kölner Rates der Religionen.

Dieser Rat und die Stadt Köln haben 2012 entschieden, den unterschiedlichen Religionsgemeinschaften alle zwei Jahre die Möglichkeit zu geben, sich im Rathaus vorzustellen: Diesmal war die Ahmadiyya Muslim Gemeinde am Zug. Sie rückte sich als friedliebende, tolerante und Deutschland gegenüber loyale Glaubensgemeinschaft ins Licht. Dies tat sie zum einen mit einer Ausstellung aus mobilen Aufstellern, zum anderen mit Ansprachen, die Abdullah Uwe Wagishauser, Bundesvorsitzender der Ahmadiyya Muslim Jamaat Deutschland, und Mahmood Ahmad Malhi, scheidender Imam an der Baut-un-Nasr-Moschee in Niehl, hielten.

Ahmadis werden in vielen islamisch geprägten Ländern verfolgt

Die Ahmadiyya Muslim Jamaat, Ende des 19. Jahrhunderts im Britisch-Indien entstanden,  ist eine weltweit verbreitete religiöse Gemeinschaft. Ihr Oberhaupt ist Kalif Mirza Masroor Ahmad, ein in London lebender Pakistani. Die deutsche Gemeinde zählt nach Angaben von Wagishauser 60 000 Gläubige. Der Hauptunterschied zu anderen islamischen Gruppierungen besteht darin, dass die Ahmadis davon ausgehen, der von den meisten Muslimen erwartete Mahdi, also der messianische Erlöser der Endzeit, sei bereits erschienen, und zwar in Gestalt des Gründers der Ahmadiyya, Hadhrat Mirza Ghulam Ahmad.

Der 1835 in der Region Punjab geborene Mann erklärte sich zum ‚Mudschaddid‘, zum religiösen Erneuerer, der gekommen sei, um die Lehre des Korans wiederzubeleben. 1889 gründete er die Bewegung der Ahmadiyya. Viele Muslime erkennen sie nicht als islamische Glaubensgemeinschaft an: sie stoßen sich daran, dass die Ahmadiyya-Gläubigen den Gründer als – wenn auch Mohammed nachrangigen – Propheten verehren, obwohl es der vorherrschenden islamischen Lehre zufolge nach Mohammed keinen weiteren Propheten geben kann.

In zahlreichen islamisch geprägten Ländern werden die Ahmadis deshalb als Ketzer diskriminiert und verfolgt. Vor diesem Hintergrund war es bemerkenswert, dass zu den Vertretern anderer Religionsgemeinschaften, die neben Gästen aus Politik, Verwaltung und Stadtgesellschaft ins Kölner Rathaus gekommen waren, Rafet Öztürk gehörte, Dialogbeauftragter des türkischen Moscheeverbands Ditib.

Ahmadiyya-Gemeinschaft in vielen Hilfsprojekten engagiert

Es brauche den Dialog, „damit wir unsere Vielfalt als Stärke und Bereicherung erkennen“, sagte Henriette Reker und wies darauf hin, dass in Köln Menschen aus rund 130 Glaubensgemeinschaften lebten. Der Rat der Religionen habe sich bewährt als Zusammenschluss, der das gleichberechtigte Miteinander und den wechselseitigen Respekt stärke. Zur Menschenkette vor dem Dom merkte Reker an, diese Aktion sei ein „leuchtendes Beispiel, wie unsere religiöse Vielfalt geschützt werden kann“.

Wagishauser sagte, seit ihrer Gründung sei die Ahmadiyya-Gemeinschaft vom Frieden geprägt. Einem Frieden, der die Liebe zur Schöpfung zur Voraussetzung habe und den Respekt vor der Würde des Menschen, die heute von über 50 Kriegen weltweit bedroht sei. Die Ahmadiyya Muslim Jamaat sei in vielen Hilfsprojekten engagiert, darunter Brunnenbohrungen für sauberes Trinkwasser wie etwa in Gaza.

In dem Zusammenhang übte er nachdrücklich Kritik am Krieg in dem Küstenstreifen, forderte einen „sofortigen und umfassenden Waffenstillstand“ und befand: „Wir brauchen eine neue Friedensbewegung.“

Mahmood Ahmad Malhi zeigte anhand vieler Beispiele auf, wie sich der von ihm gegründete, rund 60 Mitglieder zählende „Friedens-Fahrradclub Köln“ für das Gemeinwohl engagiert. In dessen Selbstbeschreibung heißt es: „Unser Ziel ist es, mit den Fahrrädern Kirchen, Synagogen, Tempel und andere Gotteshäuser sowie interreligiöse Veranstaltungen zu besuchen, in Kontakt mit Menschen zu treten, eine Botschaft des Friedens zu übermitteln und somit auch Vorurteile aufzuklären.“

Der muslimische Club, der sich als Motto „Gesundheit, Glaube, Gemeinschaft –­ Liebe für alle, Hass für keinen” gewählt hat, ist in diesem Jahr mit dem VEZ-Ehrenamtspreis NRW für bürgerschaftliches Engagement ausgezeichnet worden; VEZ steht für „Verband für engagierte Zivilgesellschaft“. Überdies ist der Club für den Deutschen Engagementpreis 2025 nominiert.