„Superwichtig sich auszutauschen”So sehen Kölner Studierende die Rückkehr zum Campus

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Xenia Lorenz und Yannick Koch

Köln – Corona hat auch den Studierenden in den vergangenen Monaten schwer zugesetzt. Keine Begegnung auf dem Campus, kein persönliches Gespräch mit den Lehrenden, keine Wissenschaft im unmittelbaren Austausch mit anderen – besonders die Erstsemester hat das nicht zuletzt psychisch oft schwer belastet, aber auch ältere Studierende sehnen sich nach der Rückkehr in die Uni.

Großteil des Wintersemesters findet in Präsenz statt

Mit dem Start des in diesen Tagen beginnenden Wintersemesters werden die Hochschulen in Nordrhein-Westfalen wieder zu solchen Orten der persönlichen Begegnung und des wissenschaftlichen Austauschs: Der überwiegende Teil der Lehrveranstaltungen wird im Wintersemester 2021/2022 an den Hochschulen in Präsenz stattfinden können. Nach den aktuellen Bestimmungen bilden die 3G – geimpft, genesen, getestet – die Grundlage für das Miteinander auf dem Campus. Für die Teilnahme an Präsenzveranstaltungen ist ein Nachweis einer Immunisierung beziehungsweise ein Negativtestnachweis erforderlich.

„Auch wenn das kommende Semester noch kein normales Semester wie vor Corona sein wird, werden Präsenzveranstaltungen nun wieder zur Regel“, sagt Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen (parteilos). Mit der Möglichkeit von Stichprobenkontrollen zur Einhaltung der 3G schaffe man eine praktikable Lösung, die den Gesundheitsschutz von Studierenden und Lehrenden gewährleiste und gleichzeitig Warteschlangen vor Hörsälen und Laboren verhindere.

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Die Corona-Pandemie habe zwar gezeigt, dass digitale Formate eine große Bereicherung auch für die Hochschulen darstellten – „das Leben auf dem Campus können sie aber nicht ersetzen“, so Pfeiffer-Poensgen. „Das Studium ist eine besondere Lebensphase, für die die persönlichen Kontakte und das Miteinander auf dem Campus unverzichtbar sind.“

Präsenz wird Regelfall

Die Kultusministerkonferenz von Bund und Ländern hatte sich am 6. August darauf verständigt, dass zum Wintersemester 2021/2022 bundesweit der Präsenzbetrieb an den Hochschulen wieder zum Regelfall werden soll. Nach ersten Schätzungen der Hochschulen sind im Wintersemester 2021/2022 rund 765000 Studierende eingeschrieben. Dies entspricht in etwa dem Niveau des Vorjahres. Die Zahl der Erstsemester liegt bei rund 93000 Personen und damit leicht unter dem Niveau des vergangenen Wintersemesters.

Auch an der Kölner Universität sind die Studierenden auf dem Campus zurück. In kleinen Gruppen bummeln sie über den Albertus-Magnus-Platz, trinken Kaffee im Philosophikum oder quetschen sich in die Stadtbahnlinie 9, die zur Hochschule fährt. Man trifft Xenia Lorenz mit ein paar Kommilitonen vor der Mensa an der Zülpicher Straße als sie gerade zu Mittag essen will. Die Pandemie hatte die 21-Jährige am Ende des vergangenen Jahrs in Schottland erwischt, wo sie Umweltwissenschaften studierte.

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Nora Hübner hat wieder viele Online-Seminare.

Der Lockdown in Schottland war heftig, die Hochschulen waren weitgehend geschlossen. „Man durfte auch keine Leute mehr besuchen“, erinnert sich die Studentin. „Ich saß nur noch zu Hause und habe gelernt.“ Nach ein paar Monaten zog Lorenz die Reißleine, gab das Studium auf und kehrte ins Rheinland zurück. Nun also der Neustart. Lorenz hat sich für Geophysik und Meteorologie an der Uni Köln eingeschrieben und freut sich auf das Studentenleben. „Es ist einfach super wichtig, dass man sich im Studium mit anderen austauschen kann“, sagt die Erstsemesterin.

Mit einigem Aufwand wird die Universität zum Präsenzunterricht zurückkehren. Die 50 000 Studierenden und 5500 Erstsemester sollen ab dem 11. Oktober möglichst viele Vorlesungen und Seminare auf dem Campus besuchen können. „Wir werden so viel Präsenzunterricht anbieten wie möglich“, sagt Jürgen Rees, Sprecher der Hochschule. „Aber es wird auch weiterhin digitale Formate geben.“ Es gilt die 3G-Regel, ein Nachweis wird vor den Hörsälen von Lehrenden oder einer Security kontrolliert.

90 Prozent der Studierenden sind geimpft

90 Prozent der Studierenden und Mitarbeitenden seien bereits geimpft, das habe eine Umfrage im August ergeben, so Rees. Einen entsprechenden Vermerk sollen die angehenden Akademiker in ihrem Studierendenausweise erhalten. Wer allerdings nicht geimpft ist, muss einen aktuellen Test vorlegen. Und dann könnte es bald teuer werden. Denn ab dem 11. Oktober wird es keine kostenlosen Bürgertests mehr geben. Derzeit unterhält die Hochschule noch ein eigenes Testzentrum in der Philosophischen Fakultät. Ob dieses aber auch künftig offensteht, ist unklar.

Begrüßung im Stadion

Für die Erstsemester, aber auch andere Studierende bereitet die Universität eine große Einführungsveranstaltung im Rhein-Energie-Stadion am 11. Oktober ab 17 Uhr vor. Bis zu 25.000 Menschen sollen einem Programm mit den Bands Moop Mama und Druckluft folgen. Dazu gibt es Ansprachen von Rektor Axel Freimuth, Prorektorin Beatrix Busse, Bürgermeister Ralf Heinen und Asta-Chef Eugen Esman. Für die Veranstaltung gilt die 2G-Regel, Karten gibt es ab sofort über das Ticket-System des 1. FC Köln.

Da die Belüftung nicht in allen Lehrräumen gewährleistet sei, könnten nicht alle verfügbaren Lehrräume genutzt werden. In den benutzbaren Räumen könne laut einer Bewertung des Arbeits- und Infektionsschutzes der Uni 60 Prozent der Sitzplätze genutzt werden. „Wenn in Räumen keine technische Dauerlüftung besteht, stellen die Lehrenden beziehungsweise Prüfenden eine regelmäßige Fensterlüftung sicher“, so Rees. Von der Präsenzlehre profitieren nicht alle Studierenden. Nora Hübner zum Beispiel lernt im vierten Semester Sonderpädagogik und hatte sich auf den Präsenzunterricht gefreut. Doch so wie es aussieht, wird sie auch im Wintersemester keinen Kurs auf dem Campus erleben können. „Ich habe die Uni noch nie von innen gesehen und nun habe ich schon wieder nur Online-Unterricht“, ärgert sich die 21-Jährige, die im Lockdown von Kiel nach Köln gekommen ist.

Uni Köln dpa

Die Kölner Universität

Von der Hochschule, der Stadt und den Menschen habe sie bisher noch nicht viel mitbekommen. Anstrengend seien die Semester vor dem Laptop gewesen, sagt auch Kommilitonin Pauline Kölmel (20). „Man hatte keinen geregelten Alltag und hat sich schon mal die Vorlesung in der Jogginghose am Bildschirm angesehen.“

Sören Müller (20), der im dritten Semester Rettungsingenieurwesen an der TH Köln studiert, sagt: „Der Online-Unterricht macht das Studentenleben ziemlich kaputt. Vom Studium habe ich nicht viel mitgenommen.“

2900 Erstsemester an der TH Köln

Die TH Köln begrüßte am Montag 2900 Erstsemester – virtuell. Die größte Fachhochschule Deutschlands, an der 27.000 Studierende lernen, macht im Wintersemester ebenfalls Unterricht auf dem Campus möglich. Es wird aber auch digitale Formate geben. „Wir haben als Hochschule im zurückliegenden Jahr aber auch einen Digitalisierungsschub erlebt und gelernt, welche Chancen und Potenziale der virtuelle Raum für das Lehren und Lernen bietet“, sagt TH-Vizepräsidentin Sylvia Heuchemer.

Auch an der TH Köln gilt die 3G-Regel. Studierende müssen sich einmal in der Woche ein Armband abholen, das gegen Vorlage eines 3G-Nachweises ausgeben wird. Die Bänder, deren Farbe wöchentlich wechselt, sind nummeriert und werden mit der Matrikelnummer erfasst. Auf dem Campus werden Stichprobenkontrollen durchgeführt.

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