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Kölner Professor über US-Präsident„Trump und Epstein waren zwei Playboys in New York“

4 min
US-Präsident Donald Trump bei einem Besuch der Federal Reserve in Washington.

US-Präsident Donald Trump bei einem Besuch der Federal Reserve in Washington.

Der Kölner Politologe Thomas Jäger analysiert Trumps Lage und sieht den 79-Jährigen in einer der „schwierigsten Situationen“ als Anführer. 

Gedacht war die Reise ursprünglich als eine Art Geschäftsurlaub vor dem eigentlichen Staatsbesuch bei König Charles III. im September. Nach den Entwicklungen der vergangenen Wochen dürfte Donald Trump in Schottland allerdings selbst auf seinen abgeschiedenen Golfplätzen in der rauen schottischen Natur kaum Ruhe finden.

Inmitten immer neuer Enthüllungen über eine mutmaßlich enge Verbindung des US-Präsidenten zum Sexualstraftäter Jeffrey Epstein reist Trump am Freitag zu einem fünftägigen Besuch in das Heimatland seiner Mutter. Auch dort darf Trump jedoch nicht auf Zuspruch hoffen, wie unter anderem die schottische Zeitung „The National“ mit ihrer Schlagzeile „Verurteilter US-Straftäter kommt nach Schottland“ und angekündigte Protestaktionen deutlich machen.

Indes geht die Debatte, ob und wie sehr Trump in die Affäre um den Sexualstraftäter Epstein verwickelt sein könnte, und warum er die „Epstein-Files“ entgegen seiner Versprechen nicht freigibt, weiter. Am Donnerstag hatte der stellvertretende US-Justizminister Todd Blanche Epsteins frühere Komplizin Ghislaine Maxwell befragt. Maxwell habe alle ihr gestellten Fragen beantwortet, erklärte deren Anwalt David Markus.

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Die Befragung habe einen ganzen Tag lang gedauert. Er werde sich nicht zum „Inhalt“ des Treffens mit Blanche äußern, sagte der Anwalt weiter. Ob Maxwell sich auch zu einer möglichen Verwicklung Trumps in den Fall geäußert hat, blieb unklar. 

Professor Thomas Jäger von der Uni Köln analysiert Lage von Donald Trump

Über Trumps Freundschaft zu Epstein berichten US-Medien in diesen Wochen täglich – und fördern dabei immer neue Belege zutage. Eine selbstgemalte Geburtstagskarte, Fotos und Videos von Epstein auf Trumps Hochzeit und von den Männern im Gespräch bei einer Modenschau – der Druck auf Trump wuchs zuletzt stetig.

Nun hat sich der Kölner Politologe Thomas Jäger zur früheren Beziehung der beiden Geschäftsmänner geäußert. Er lässt keinen Zweifel daran, dass die Freundschaft sehr eng gewesen sei. „Man muss zurückgehen in die 1990er Jahren, und da waren das sozusagen zwei Playboys in New York, die eben miteinander umgingen, die sich gut kannten, die in der gleichen gesellschaftlichen Schicht waren und dieselben Partys besucht haben“, so der Professor für „Internationale Politik und Außenpolitik“ an der Uni Köln im Gespräch mit dem Sender ntv. Der Wissenschaftler erinnert in diesem Zusammenhang an unzählige Belege in Form von Bildern und Videos.

Donald Trump muss um Rückhalt seiner Gefolgschaft bangen

Erst nach der ersten Anklage gegen Epstein sei es „zum Bruch“ gekommen, so Jäger. Trumps Versuch, den Fall Epstein zu nutzen, um politische Gegner unter Druck zu setzen, würde nun für ihn selbst zum Problem. An seinem Versprechen gegenüber der „MAGA“-Bewegung, die Epstein-Akten öffentlich zu machen und nach deren Vorstellung damit auch mutmaßlich prominente Politiker der Demokratischen Partei ans Messer zu liefern, würde ihn seine Gefolgschaft jetzt messen. 

„Das ist etwas, was jetzt eingefordert wird von Trumps Basis: Diejenigen, die hier betroffen sind, wirklich zu bestrafen. Er hat das fest versprochen und seine Basis erwartet das jetzt“, so Jäger. 

Aktivisten hängen in London in der Nähe der US-Botschaft ein Plakat auf, das US-Präsident Donald Trump und Jeffrey Epstein zeigt. Für seinen Schottland-Besuch sind Proteste geplant.

Aktivisten hängen in London in der Nähe der US-Botschaft ein Plakat auf, das US-Präsident Donald Trump und Jeffrey Epstein zeigt. Für seinen Schottland-Besuch sind Proteste geplant.

Trump erhöhe jetzt an anderen Stellen den Druck, in dem er etwa persönlich gegen Obama vorgehe. Aus Sicht von Jäger ist das Taktik. „Er versucht diese Hexenjagd, die er sich ausgesetzt sah, jetzt auf andere zu wenden. Er versucht auf die Art und Weise wieder seine Basis hinter sich zu scharen. Aber das ist für ihn momentan eine der schwierigsten Situationen als Anführer dieser Bewegung“, so seine Analyse.

Donald Trump ignoriert Belege über Freundschaft zu Epstein

Bislang versucht Trump jegliche Enthüllungen zum Verhältnis zwischen ihm und Epstein als „Fakenews“ zu denunzieren. So schloss das Weiße Haus das „Wall Street Journal“ (WSJ) wegen der Berichterstattung zum Fall Epstein von den Medien aus, die Trump auf dem Trip nach Schottland begleiten. Die Zeitung stellte in einem Artikel eine weitere Verbindung zwischen Trump und Epstein her – der US-Präsident sprach von einer „Fake-Geschichte“ und reichte Klage ein.

Epstein hatte über viele Jahre systematisch Minderjährige missbraucht, er pflegte beste Kontakte in die amerikanische High Society, Präsidenten und Milliardäre gingen bei ihm ein und aus. 2019 beging er mit 66 Jahren in seiner Gefängniszelle offiziellen Angaben zufolge Suizid. (mit afp)