Computerbetrug und Ausspähung von Daten38-Jähriger legt umfassendes Geständnis vor Kölner Landgericht ab

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Außenansicht des Landgerichts Köln.

Das Kölner Landgericht (Symbolbild).

114 Fälle von Computerbetrug listet die umfangreiche Anklageschrift auf. Der Angeklagte räumte alle Taten ein.

Computerbetrug, das Ausspähen von Daten und deren Veränderung werden einem 38-jährigen Mann zur Last gelegt, dem seit Dienstag vor dem Kölner Landgericht der Prozess gemacht wird. 114 Fälle listet die umfangreiche Anklageschrift auf. Nachdem sie vorgetragen war, sagte der Verteidiger kurz und bündig: „All das, was verlesen wurde, wird so in allen Einzelheiten eingeräumt.“

Geklaute Daten genutzt für Dienstleistungen, Smartphones und Kryptowährung

Die Serie der Taten begann laut Staatsanwalt im Januar 2020 und zog sich bis in den Juni des Folgejahrs hinein. In der Regel nutzte der Angeklagte missbräuchlich fremde Fernwartungszugänge, um sich Zugriff auf IT-Systeme und Netzwerke verschiedenster Unternehmen zu verschaffen. Per Fernwartung lassen sich IT-Systeme von entfernten Standorten aus administrieren.

Auf den Servern der betroffenen Firmen installierte der Mann weitere Software zur Fernwartung, um sich einen dauerhaften Zugriff auf den jeweiligen Server zu sichern. Und sorgte zudem für die Verschleierung des Datenverkehrs, damit keine Spur zu von ihm selbst genutzten Servern führte. All dies diente dazu, auf den Netzwerken hinterlegte Daten wie etwa Benutzernamen, E-Mail-Adressen und Konten des Online-Bezahldienstes „PayPal“ sowie die dazugehörigen Passwörter der Unternehmen und einzelner Mitarbeiter auszuspähen.

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Überwiegend mit Erfolg versuchte der Angeklagte, diese Daten auf von ihm genutzte Server und Cloudspeicher oder auf seinen eigenen PC zu übertragen. Er nutzte die Daten zum Bezahlen von Dienstleistungen, die er in Anspruch nahm, und von bestellten Waren, darunter Smartphones, Grafikkarten und eine Virtual-Reality-Brille. Oder er veranlasste Überweisungen, um das Geld für sich zu behalten. Dreimal schaffte er es, fünfstellige Beträge einer Kryptowährung, also eines digitalen Zahlungsmittels an sich zu bringen; die Staatsanwaltschaft beziffert den Gesamtbetrag hier auf rund 94 000 Euro.

Kölner Prozess wird am Mittwoch fortgesetzt

Zu den Unternehmen aus ganz Deutschland, die der Angeklagte sich aussuchte, gehören beispielsweise eine Spedition, ein Autohaus, ein Arzneimittelhersteller und eine landeseigene Lottogesellschaft; auch eine kieferorthopädische Praxis war dabei. Einige Male scheiterte er beim Versuch, Daten auszulesen, so bei den in Hannover ansässigen Großunternehmen Continental und Bahlsen. In einem Fall löschte er Daten aus Rache dafür, dass ihm der IT-Verantwortliche der Firma in die Quere gekommen war.

Schulden hätten ihn zu dem getrieben, was ihm vorgeworfen wird, sagte der 38-Jährige, der betonte, er sei „immer arbeiten gegangen“. Er sei „auf der Suche nach dem großen Ding“ gewesen, um „alles geregelt zu bekommen“. Bei klarem Verstand sei er während der Taten nie gewesen, im Gegenteil, immer benebelt von Drogen. Wegen seiner Sucht ist er zurzeit in einer forensischen Klinik untergebracht. Der Prozess vor der 18. Großen Strafkammer wird am Mittwoch fortgesetzt.

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