Bis zu 130 Einsätze fährt die Feuerwehr wegen Wald- und Vegetationsbränden im Jahr. Der Klimawandel verschärft die Lage. Wie die Feuerwehr reagiert und worum sie die Kölner bittet.
„Klimawandel ist in Köln angekommen“Wie sich die Feuerwehr gegen die zunehmende Waldbrandgefahr rüstet

Um die zunehmenden Waldbrände besser bekämpfen zu können, hat die Feuerwehr seit Oktober vergangenen Jahres sieben neue Drohnen angeschafft.
Copyright: Arton Krasniqi
Es hätte auch ganz anders ausgehen können: Als bei der Feuerwehr am Nachmittag des 7. April die erste Meldungen über einen Waldbrand im Königsforst eintrudeln, entscheidet sie sich schnell, dass Verstärkung gebraucht wird. Kräfte aus mehreren Feuerwachen der Stadt eilen in den Wald im Osten Kölns. Eine Fläche von rund 2000 Quadratmetern ist betroffen. Innerhalb kürzester Zeit kriegen die rund 90 Einsatzkräfte das Feuer unter Kontrolle. Gegen 19 Uhr sind die Feuerwehrleute nur noch mit Nachlöscharbeiten beschäftigt.

Im April ist ein Feuer im Königsforst ausgebrochen. Rund 2000 Quadratmeter waren betroffen.
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„Kommt es zu einem Waldbrand, ist jede Minute entscheidend. Die große Herausforderung ist die massive Ausbreitungsdynamik“, erklärt Feuerwehrchef Christian Miller. Wenn der Brandherd nicht schnell genug ausfindig gemacht und gelöscht werden kann, drohe eine schnelle Ausbreitung. „Deswegen ist es wichtig, sofort massiv zu intervenieren und die Ausbreitung zu brechen.“
Tendenz bei Waldbränden in Köln zeigt nach oben
Um das garantieren zu können und die rund 6000 Hektar Wald in Köln zu schützen, hat die Kölner Feuerwehr in den vergangenen Jahren in neue Technologie investiert und ihr Einsatzkonzept gegen Waldbrände verfeinert. Anfang Juli, zu Beginn der kritischsten Phase der Waldbrandsaison, hat die Feuerwehr jetzt ihr Konzept im Königsforst vorgestellt.
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Zwischen 60- und 130-mal jährlich ist die Kölner Feuerwehr wegen Wald- und Vegetationsbränden im Einsatz – und die Tendenz zeigt deutlich nach oben. „Der Klimawandel ist in Köln definitiv angekommen“, sagt Miller.

Der Leiter der Feuerwehr Köln Christian Miller im Königsforst.
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Um die zunehmenden Waldbrände besser bekämpfen zu können, hat die Feuerwehr seit Oktober vergangenen Jahres sieben neue Drohnen angeschafft. „Oft ist bei einer ersten Brandmeldung unklar, ob wir es nur mit einem Brandherd oder mit mehreren zu tun haben.“ Im Wald sei das Blickfeld eingeschränkt. „Mit unseren neuen Drohnen haben wir jetzt sehr schnell die Möglichkeit, uns einen Überblick zu verschaffen.“ Neben einer Lautsprecheranlage für Durchsagen verfügen die Drohnen auch über Wärmebildkameras, mit der Brandherde, aber auch Personen identifiziert werden können, die sich noch im Wald aufhalten.
Die Feuerwehr hat ihre Einsatzkräfte außerdem mit neuer Schutzkleidung ausgestattet, die leichter und atmungsaktiver ist und trotzdem vor Flammen schützt. Hinzu kommen Fahrzeuge, die mit mobilen Rollcontainern ausgestattet sind und flexibel be- und ausgeladen werden können.

Leichter und atmungsaktiver: Zwei Feuerwehrleute präsentieren die neue Schutzkleidung im Königsforst.
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Denn neben zunehmenden Walbränden sorgt der Klimawandel auch für mehr Einsätze wegen Starkregen oder Hochwasser. „So sind wir flexibler auf diese verschiedenen Einsätze vorbereitet“, sagt Miller.
Pylonen im Wald? Bitte liegenlassen, mahnt die Feuerwehr
Im nächsten Schritt sollen zudem spezialisierte Waldbrandfahrzeuge angeschafft werden. „Damit können wir künftig noch tiefer ins Gelände eindringen und effektiver löschen.“
Trotz all der modernen Technologie gibt es einen Aspekt des Einsatzes, der noch ganz analog funktioniert: Wenn die ersten Kräfte bei einer Waldbrandmeldung das Feuer entdecken, weisen sie ihren nachrückenden Kräften mit Pylonen den Weg. Diese werden auf den Bauch gelegt, sodass die Spitze die Richtung für die Kollegen anzeigt. „Natürlich arbeiten wir auch mit GPS, aber gerade in Wäldern ist das oft genug nicht zuverlässig“, erklärt Feuerwehrsprecher Ulrich Laschet.
Leider komme es immer wieder vor, dass Passanten die Pylonen wieder aufstellen. „Das ist sicher gut gemeint, führt aber dazu, dass unsere Kräfte nicht wissen, wo sie entlangfahren müssen.“ Deswegen appelliert Laschet: „Lassen sie die Pylonen bitte liegen, das hat alles seinen Sinn.“

Noch ganz analog: Mit Pylonen weisen sich die Einsatzkräfte den Weg zum Brandherd.
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Damit es aber gar nicht erst zu einem Waldbrand kommt, sei die Rücksicht der Bevölkerung gefordert, wie Volker Koch vom Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft betont: „95 Prozent aller Waldbrände sind menschengemacht.“ Sei es eine weggeworfene Zigarette oder der heißgelaufene Katalysator eines ungünstig im Wald abgestellten Autos.
Auch ein paar niederschlagsreichere Wochen, wie Köln sie Anfang Juli erlebt hat, senken die Waldbrandgefahr kaum, so Koch: „Der Regen kommt an vielen Stellen kaum durch das geschlossene Baumkronendach.“ Er zeigt in Richtung eines unter Bäumen gelegenen Strauchs. „Wenn da jetzt jemand eine Kippe reinschnippt, dann fängt der sofort an zu brennen.“