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Verletzung von UrheberrechtVerlag will gegen Conni-Memes vorgehen – Kölner Fall sorgte für Aufsehen

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Conni-Bücher werden am 16.08.2016 in Hannover (Niedersachsen) in Hannover präsentiert. Das Mädchen Conni mit der Schleife im Haar ist eine der bekanntesten deutschen Kinderbuchfiguren. Mehr als 25 Millionen Conni-Bücher sind nach Angaben des Verlags seit 1992 verkauft worden. Foto: Holger Hollemann/dpa (zu dpa "Conni-Erfinderin meidet das Rampenlicht" vom 17.08.2016) +++(c) dpa - Bildfunk+++

Bücher der Conni-Reihe liegen auf einem Tisch. Das Mädchen mit der Schleife im Haar ist eine der bekanntesten deutschen Kinderbuchfiguren. Mittlerweile kursieren viele Memes, gegen einige will der Verlag nun vorgehen.

Conni war einmal Kindheitsheldin – heute wird sie auch politisch missbraucht. Jetzt reagiert der Verlag auf den Trend.

Die Kinderbuchheldin Conni hat eine erstaunliche Wandlung durchlaufen: vom blonden Mädchen mit Ringelshirt zur Projektionsfläche politischer Memes im Internet. Doch was ursprünglich als harmlose Persiflage von Connis heiler Welt gedacht war, wird zunehmend für ideologische Zwecke instrumentalisiert – zuletzt auch mit einem Vorfall, der in Köln Wellen geschlagen hatte.

„Ein Meme ist ein Bild, Video, Text oder eine Kombination davon, das sich schnell und weit über das Internet verbreitet“, erklärt Marcel Lemmes, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Medieninnovation und Medienwandel an der Universität Tübingen. In dem Begriff stecke das griechische Wort für „nachahmen“ oder „imitieren“. Memes stellen Bekanntes aus der Alltagskultur humorvoll in einen neuen Zusammenhang. Daraus entsteht manchmal ein Trend: Eine Person erstellt das erste Meme, andere greifen die Idee in weiteren Varianten auf. 

Zehntausende KI-generierte Memes wie „Conni trinkt drei Liter Kaffee“

Seit den 1990er Jahren begleiten die Conni-Bücher vom Carlsen-Verlag Kinder durch den Alltag – Conni bekommt einen Bruder, bricht sich das Bein oder geht das erste Mal allein einkaufen. Millionen junge Erwachsene, die heute in den Zwanzigern oder Dreißigern sind, erinnern sich an diese Geschichten. Mittels Künstlicher Intelligenz (KI) erstellen sie jetzt eine ganze Reihe neuer Geschichten: Conni trinkt drei Liter Kaffee, ergänzt Bielefeld auf der Landkarte oder lässt sich die Lippen machen.

Alles zum Thema Feuerwehr Köln

Angesichts der ersten Hitzewelle Anfang Juli warnte sogar die Düsseldorfer Feuerwehr mit einem Meme: „Conni geht nicht im Rhein schwimmen“. Wer nach dem entsprechenden Schlagwort mit dem Hashtag davor sucht, stößt auf über 22.000 Beiträge bei Instagram.

Das kann lustig sein. Doch der Humor hat Grenzen – und spätestens dann, wenn die beliebte Kinderbuchfigur politisch vereinnahmt wird, wird es brisant. So geschehen jüngst in Köln. Der Instagram-Kanal „Gegendasgendern“ veröffentlichte das Bild „Conni jagt die Antifa“. Andreas Bohl, stellvertretender Vorsitzender der Kölner CDU und Pressestabsoffizier bei der Bundeswehr, kommentierte darunter: „Jeder sollte die Antifa jagen!“ – versehen mit einem angespannten Bizeps-Emoji.

Kölner CDU-Politiker in der Kritik für aggressiven Post unter Conni-Meme

Die Reaktion folgte prompt. CDU-Parteichefin Serap Güler kritisierte Bohl scharf: „Die Wortwahl […] ist in keiner Weise angebracht“, erklärte sie. Der Kommentar sei „in der politischen Kultur der CDU Köln nicht akzeptabel“. Bohl selbst räumte einen Fehler ein: „Der Begriff ‚jagen‘ ist deplatziert, weil er Gewalt suggerieren kann.“ Er habe den Kommentar gelöscht und sich entschuldigt.

Der Vorfall werde nun im Parteivorstand beraten – und wirft Fragen auf über politische Kommunikation im digitalen Zeitalter. Denn was als augenzwinkerndes Meme begann, kann schnell zur Waffe werden – insbesondere, wenn politische Akteure Kinderfiguren wie Conni zur Verbreitung ihrer Ideologien nutzen. Den Instagram-Kanal „Gegendasgendern“ betreibt ein Student der Universität Köln, der in der Jungen Union aktiv ist.

Verlag will gegen problematische Conni-Memes rechtlich vorgehen

Der Carlsen-Verlag, bei dem die Conni-Reihe erscheint, beobachtet die Entwicklung genau. Er stellt in einem FAQ klar: „Für keines der im Umlauf befindlichen Conni-Memes liegt eine Genehmigung oder Freigabe des Verlages vor.“ Das betreffe sowohl die kommerzielle und politische Nutzung als auch die von Privatpersonen. Der Verlag distanziere sich insbesondere von „menschenverachtenden, rassistischen, gewaltverherrlichenden und pornografischen Verwendungen der Conni-Figur“.

Von einer Sprecherin heißt es dazu schriftlich: „In einzelnen Fällen lassen wir prüfen, ob es sich um ein statthaftes Plagiat oder Pastiche im Sinne von §51a UrhG (gemäß EU-Urheberrechtsreform) handelt oder um einen justiziablen Verstoß gegen das Urheberrecht.“ In vielen Fällen handele es sich um unwissentliche Verletzungen von Urheber-, Marken- und/oder Titelrechten. Generell erteile der Carlsen-Verlag aber keine Genehmigungen zur Erstellung von Memes.

Währenddessen habe man beispielsweise die Plattform X (ehemals Twitter) schon zur Löschung von Inhalten aufgefordert – bislang jedoch ohne Erfolg. Die Düsseldorfer Feuerwehr hat ihren „Conni schwimmt nicht im Rhein“-Beitrag mittlerweile entfernt. Auch ein großer Account, der nur diese Memes teilte, ist verschwunden. Bei Instagram ist der umstrittene Beitrag über die Jagd auf die Antifa – sowie weitere – aber noch online. Einige Menschen könnten also bald Post von Connis Anwälten erhalten. (mit kna)