Köln – Das Erlebnis von Guido Guntermann hatte für Schlagzeilen gesorgt. Der krebskranke 48-Jährige aus Attendorn war im Dezember von einem Domschweizer aus der Kathedrale gewiesen worden, weil er beim Betreten des Domes seine schwarze Wollmütze nicht ausziehen wollte. Er mache eine Chemotherapie und wolle seinen Kopf warm halten, so hatte Guntermann beim Domschweizer um Verständnis geworben. Ohne Erfolg.
Heute Abend feiert der Kölner Erzbischof Kardinal Joachim Meisner zum Auftakt der Karnevalssession wieder ein festliches Hochamt mit dem designierten Dreigestirn, der Festkomitee-Spitze und den Kölner Karnevalsgesellschaften. Blaue Funken, Rote Funken, Prinzen-Garde und all die anderen Abordnungen werden in den Dom einziehen – in ihren Uniformen und mit Hüten auf dem Köpfen.
Was gilt jetzt? Warum muss Krebspatient Guntermann seine Mütze abnehmen, wenn gleichzeitig niemand Anstoß nimmt an Gardistenhelmen und Dreispitzen mit imposanten Federbüschen? „Dabei handelt es sich um einen festen Bestandteil von Uniformen“, erläutert Dompropst Norbert Feldhoff den Unterschied. Daher seien diese Kopfbedeckungen im Dom erlaubt. Eine Differenzierung, die nicht jeder nachvollziehen mag. Gleiches gelte im übrigen beispielsweise auch für Studentenverbindungen, die im Dom ihre Mützen aufbehalten dürften, sagt Feldhoff. „Das ist einfach eine alte Tradition, über die nie gesprochen und die nie in Frage gestellt worden ist.“
Mit Hüten einziehen
Sigrid Krebs, Pressesprecherin des Festkomitees Kölner Karneval, weist darauf hin, dass die Karnevalisten zwar mit den Hüten auf den Köpfen in den Dom einziehen, diese während der Messe aber in aller Regel absetzten.
Der Dompropst hatte im Fall Guntermann auf die weltweit geltende Praxis verwiesen, dass männliche Besucher katholische Gotteshäuser nur ohne Kopfbedeckung betreten dürften. Quasi ein ungeschriebenes Gesetz, dessen Ursprung der Dompropst aber nach seinen eigenen Worten auch nicht kennt. Wenn der Krebspatient ein ärztliches Attest hätte vorlegen können, dann hätte der Domschweizer bei ihm eine Ausnahme machen können.