Schokoladenfabrik StollwerckRädersaal in der Altstadt „beeindruckend“ restauriert

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Die vier sitzen zwischen rot lackierten großen Industrie-Rädern aus Metall im Freien.

V. l.: Barbara Schock-Werner (ehemalige Dombaumeisterin), Manfred Kaune (Leiter Grünflächenamt), Benjamin Irkens (Geschäftsführer Rheinischer Verein) und Susanne Imhoff (Geschäftsführerin Schokoladenmuseum) bei der Einweihung des restaurierten Rädersaals

Wenige Meter nördlich vom frisch restaurierten Rädersaal der ehemaligen Kölner Fabrik soll auch ein anderes Objekt demnächst saniert werden.

Auch Kunstwerke altern – besonders im Freien. Wind und Wetter, mangelnde Pflege und Vandalismus setzen ihnen zu. Eine solche Phase hat der so genannte Rädersaal auf dem Gelände der ehemaligen Schokoladenfabrik Stollwerck in der Südstadt gerade hinter sich. Das Ensemble aus Maschinenteilen steht dort seit der Werkschließung in den 1980er-Jahren. Am Montag, 26. Juni, wurde die Industrieskulptur nach einer Grundsanierung wieder der Öffentlichkeit übergeben.

Was aussieht wie die Zylinder und Schwungräder einer Dampfmaschine, ist in Wahrheit das Gegenstück: Kompressoren mit Antriebsrädern für eine – damals hochmoderne – Kältemaschine. Denn die Herstellung von Schokolade erfordert Kühlung der Vorprodukte. Vier solcher Maschinen stehen auf einem Podest, frisch lackiert und von einem eisernen Schutzzaun umgeben.

Köln: Rädersaal in der Altstadt „beeindruckend“ restauriert

„Wir danken dem Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz sowie der Imhoff-Stiftung für die Umsetzung der Sanierung“, erklärte Manfred Kaune, Leiter des Kölner Grünflächenamtes. „Das Ergebnis ist beeindruckend“. Von den rund 72.000 Euro Kosten übernimmt zwei Drittel die Imhoff-Stiftung, ein Drittel trägt die Stadt.

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Die roten Räder im Sonnenschein

Die Antriebsräder stehen heute noch an den gleichen Stellen wie früher in der Fabrikhalle.

Ins Rollen kam die Aktion im November 2020 durch einen Bericht im „Kölner Stadt-Anzeiger“. Die ehemalige Dombaumeisterin Prof. Dr. Barbara Schock-Werner beklagte darin den heruntergekommenen Zustand des Maschinen-Ensembles. Doch rasche Abhilfe fiel schwer. „Anfangs hielt sich keiner für zuständig“, so Schock-Werner. Schließlich fand das Grünflächenamt heraus, dass es doch in der Pflicht sei.

Kölner Imhoff Stiftung finanziert Großteil der Sanierung

„Als wir von dem Projekt hörten, war klar, dass wir uns beteiligen“, sagte Susanne Imhoff, Vorsitzende der Imhoff-Stiftung. Schließlich sei dies ein Objekt mit engen Bindungen zur Familiengeschichte. Stiftungsgründer Hans Imhoff hatte 1972 die Stollwerck-Fabrik übernommen. Bei einem Jahresbudget der Stiftung von gut 500.000 Euro stelle die Sanierung des Rädersaals ein größeres Vorhaben dar.

Die vier Kompressoren samt Antriebsrädern stehen offensichtlich noch an derselben Stelle wie früher in der Fabrikhalle. Darauf deuteten die gemauerten Sockel der Radlager hin, wie Restaurator Bruno Piek bestätigte. Er hat einen Großteil der Arbeiten am Rädersaal ausgeführt. Bei der Umgestaltung in ein Kunstobjekt Anfang der 1980er-Jahre wurde lediglich ein einheitliches gefliestes Podest hergestellt. Dessen Belag ging im Laufe der Jahrzehnte verloren, ebenso Teile des Geländers. Jetzt ist die Einfassung aus Querstäben und Metallpfosten im Stil des 19. Jhds. wieder vollständig. „Es fehlen nur noch Hinweisschilder, dass man dort nicht hinaufklettern und spielen darf“, so Piek.

Auch verfallender Schornstein soll 2024 saniert werden

Sonst müsste die Stadt haften, falls sich jemand an den Maschinenteilen verletzt. Über die Geschichte der Schokoladenfabrik Stollwerck an diesem Ort informiert eine neue Schautafel. Diese hat das Grünflächenamt zusammen mit Experten der Industriegeschichte entworfen. Darauf wird auch an die Bürgerproteste und die Besetzung des Werks nach der Stilllegung 1980 erinnert.

Wenige Meter nördlich des Rädersaals befindet sich ein weiteres Relikt der Produktion: der Stumpf eines großen Schornsteins. Auch bei diesem ist der Verfall bereits weit fortgeschritten. Einer Sanierung standen bisher die komplizierten Eigentumsverhältnisse entgegen. „Jetzt haben die Eigentümer der Tiefgarage auf diesem Grundstück signalisiert, dass sie die Sanierung bezahlen wollen“, konnte Piek gestern brandaktuell verkünden. Dabei müssen Pflanzen aus dem Mauerwerk entfernt und zerbröselnde Ziegelsteine ersetzt werden. Insgesamt – so Piek – werde dies mehr als 30.000 Euro kosten. Beginnen könne er damit aber erst im kommenden Jahr.

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