Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

„Die Menschen enttäuscht“Das ist der Fahrplan der Bühnen-Baustelle bis zur Eröffnung

4 min
Der Opernsaal ist noch eine Baustelle.

Der Opernsaal ist noch eine Baustelle. 

Was passiert wann auf der Bühnen-Baustelle? Wir beantworten die wichtigsten Fragen. Und: Hat die Stadt etwas aus dem Debakel gelernt?

Bei der Pressekonferenz zur Vorstellung des neuen Eröffnungstermins der Kölner Bühnen hat die Stadtverwaltung am Mittwoch eine Analyse angekündigt, was auf der Bühnen-Baustelle falsch gelaufen ist. Das ist allerdings schon der zweite Anlauf, zumal der Stadtrat diese Untersuchung bereits vorigen Sommer erneut beschlossen hatte.

Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) sagte am Mittwoch angesichts von 14 statt drei Jahren Sanierung und einer Kostenexplosion von 253 auf 798,6 Millionen Euro: „Es gibt wohl kaum ein Bauprojekt in dieser Stadt, das die Menschen so bewegt, so enttäuscht und so strapaziert hat.“ Die wichtigsten Fragen und Antworten, was bis zur vorgesehenen Eröffnung am 24. September 2026 geplant ist.

Kay Voges (Schauspielintendant), OB Henriette Reker und Hein Mulders (Opernintendant) im Foyer der Oper.

Kay Voges (Schauspielintendant), OB Henriette Reker und Hein Mulders (Opernintendant) im Foyer der Oper.

Was passiert auf der Baustelle?

Alles zum Thema Andrea Blome

Die Reihenfolge sieht so aus: Bis Ende Oktober soll das Opernhaus baulich fertiggestellt sein, danach folgt bis Ende November das Schauspielhaus, und bis Jahresende sind die unterirdische Kinderoper und das Kleine Haus auf dem Offenbachplatz dran. Es fehlen laut Projektmanager Jürgen Marc Volm noch „zwei bis drei Prozent“.

Und nach der baulichen Fertigstellung?

Daran schließen sich ab Dezember vier weitere Phasen an. Erstens: Die Inbetriebnahme der Technischen Anlagen, die wichtig sind, etwa wenn es in der Oper brennt. Und die Experten schauen, ob die unterschiedlichen technischen Anlagen miteinander funktionieren und vereinfacht gesagt das tun, wofür sie eingebaut worden sind. Das soll bis Ende März 2026 beendet sein. Zweitens: Ein Sachverständiger nimmt all das ab. Drittens: Die zuständigen Behörden nehmen im zweiten Quartal 2026 die Gebäude ab. Das meint den Zeitraum April bis Juni. Und viertens: Danach übergibt der externe Projektleiter Jürgen Marc Volm die Bühnen an die Intendanten.

Und dann?

Müssen die Oper und das Schauspiel aus ihren rechtsrheinischen Spielstätten zurück an den Offenbachplatz ziehen. Das soll aber schon vor dem Sommer 2026 zumindest starten, und zwar, wenn die Sachverständigen noch die vier neuen Bühnen prüfen. Die Intendanten müssen im Rechtsrheinischen also den Spielbetrieb bis in den Sommer weiterführen und gleichzeitig den Umzug organisieren, damit ab Ende September die Spielzeit am Offenbachplatz beginnen kann.

Der externe Projektleiter Jürgen Marc Volm in der Oper.

Der externe Projektleiter Jürgen Marc Volm in der Oper.

Angesichts der Vorgeschichte: Gibt es einen zeitlichen Puffer beim Bau?

Ja. Aber er ist klein. Volm sprach von einem Zeitpuffer in „geringen Umfang“. Auf Nachfrage hieß es: zwei bis drei Wochen. Doch falls es Probleme gibt, will Volm weg vom voneinander getrennten Abarbeiten der restlichen Bauphasen, „dann werden wir Dinge überlappen“.

Henriette Reker hört in vier Wochen als OB auf. Wurde jetzt Druck gemacht, damit sie mit den guten Neuigkeiten aus dem Amt scheiden kann?

Reker sagte: „Eben nicht, sonst hätten wir diese Pressekonferenz schon viel früher gemacht.“ Man habe bis zuletzt gewartet, um ganz sicher zu sein. 

Will die Stadt etwas aus dem Bühnen-Debakel lernen?

Das versicherten die Verantwortlichen am Mittwoch. Stadtdirektorin Andrea Blome als Technische Betriebsleiterin der Sanierung sagte: „Natürlich müssen wir die Vergangenheit aufarbeiten, was falsch gelaufen ist. Da muss genau angeschaut werden, damit das nicht nochmals passiert.“ Blome ist mittlerweile Betriebsleiterin, weil Baudezernent Markus Greitemann für den Oberbürgermeister-Wahlkampf ab Juni Urlaub genommen hatte. Blome sagte mit Blick auf andere Kulturbauprojekte: „Da müssen wir andere Methoden anwenden.“ Auch Volm sagte: „Es ist wichtig, eine Analyse zu machen.“

Aber das ist doch nicht neu, oder?

Ja. Schon nach dem ersten großen Debakel inklusive der abgesagten Eröffnung 2015 hieß es in Verwaltung und Stadtrat: Das darf nicht erneut passieren, Köln muss daraus lernen. Zwei Jahre später präsentierten die Anwälte der Kanzlei Hecker Werner Himmelreich (HWH) eine Analyse. Vereinfacht gesagt war das Ergebnis: Die Stadt trifft kaum Schuld, die beauftragten Firmen sind schuld.

Doch dieses Gutachten hatte ein Problem: Die Stadt bezahlte die Kanzlei seit Jahren als Berater für die Bühnen-Sanierung. Das Rechnungsprüfungsamt urteilte zuletzt: „Hier bleibt festzuhalten, dass die Aufarbeitung nicht durch ein externes Büro, sondern durch unmittelbar Beteiligte erfolgte.“

Was gab es am Mittwoch noch?

Ein großer Teil der Kosten von rund 1,465 Milliarden Euro sind ja die Kosten für die Kredite, um den Bau zu bezahlen. Vor der Amtsübernahme von Projektleiter Volm und Baudezernent Markus Greitemann als technischem Betriebsleiter der Sanierung hatte die Verwaltung sie mit 371 Millionen Euro angegeben. Reker sagte am Mittwoch: „Ich fände es gut, wenn die Stadt Köln bei allen übrigen Bauprojekten die Finanzierungskosten ausweisen würde, um damit eine Vergleichbarkeit herzustellen.“

Das Bemerkenswerte an Rekers Wunsch: Seit Volm und Greitemann auf der Baustelle zuständig sind, nennt die Stadt auch für die Bühnen nicht mehr die Finanzierungskosten in den monatlichen Berichten.