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Obwohl überall Büdchen sindWarum ein Snackautomat am Hansaring installiert wurde

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Die Brüder Alexander (l.) und Philipp Ley haben sich den Automaten am Hansaring ausgedacht. Befüllt wird er von ihnen selbst.

Die Brüder Alexander (l.) und Philipp Ley haben sich den Automaten am Hansaring ausgedacht. Befüllt wird er von ihnen selbst. 

Der Ring ist mit Büdchen gepflastert – doch zwei Brüder glauben, dass hier unbedingt auch ein Automat hingehört. 

Von Automaten waren die Brüder Alexander und Philipp Ley schon immer fasziniert. Und irgendwann stand für sie fest: „Hier muss ein Automat hin.“ „Hier“ – das ist eine Wand vor einer Baulücke am Hansaring, fast unter der Bahnüberführung. Hier haben die Brüder vor rund zwei Monaten einen Automaten mit Softdrinks, Süßigkeiten und Vapes einsetzen lassen. Auf das Design von „Hansa-Snack“ sind sie stolz, rechts und links wehen Fähnchen.

Mit Automaten haben die beiden beruflich nichts zu tun – Philipp Ley (25) ist Ingenieur, Alexander (30) Unternehmensberater. Obwohl Köln mit Kiosken gepflastert ist, glauben sie an die Erfolgsaussichten ihres Geschäftsmodells. Denn: Nach ihrer Erfahrung gehen nicht alle Menschen gerne in Büdchen und die haben ja auch irgendwann zu. „Die Hürde, in einen Kiosk zu gehen, ist höher, als sich die Waren im Vorbeigehen am Automaten zu ziehen.“ Und: „Viele sind auch von der Technik angezogen: das Bestellen am Bildschirm, der Lift, der den Artikel herausholt“, sagt Philipp Ley. Das sei fast wie ein Spiel. 

Stilles Wasser und Belgische Waffeln gehen am besten

Die ersten Monate seien erfolgreich verlaufen. „Die meiste Nachfrage ist nachmittags bis abends. Wenn man die umsatzstärkste Stunde berechnet, ist das aber zwischen zwei und drei Uhr nachts. Dann, wenn alles geschlossen ist“, sagt sein Bruder. Die bisherigen Verkaufsrenner: „Bei den Getränken geht Stilles Wasser am besten, ein Standardprodukt eben. Und am Anfang waren die Belgischen Waffeln das beliebteste Snackprodukt, das hat uns überrascht.“ Gut gekauft wird auch der Klassiker Capri-Sonne, gar nicht der Mate-Energydrink.

Sind vor allem auch Schüler des benachbarten Hansa-Gymnasiums Kunden? „Damit hatten wir auch ein bisschen gerechnet, aber es gab keine Umsatzunterschiede zwischen der Sommerferienzeit und der Schulzeit“, so Philipp Ley.

Der Automat gilt ebenso wie ein großes Plakat – das hier vorher hing – als Werbeanlage. Die Genehmigung habe keine Probleme gemacht. „Unsere größte Sorge war Vandalismus. Die Leute haben uns gewarnt: Ihr wisst schon, dass das hier der Hansaring ist? Bisher ist aber nichts passiert“, sagt Alexander Ley.

Auch in der Ritterstraße gibt es Automaten

Kurioserweise gibt es gleich um die Ecke in der Ritterstraße schon etwas länger ein weiteres Geschäftsmodell mit Automaten. In einem ehemaligen Ladenlokal stehen hier drei Geräte, sie sind rund um die Uhr zugänglich. Yanik Larsen, Geschäftsführer der Kölner Firma Larsen-Automaten, beschreibt die Vorteile so: „Im Vergleich zum Kiosk braucht man hier kein Personal und die Diebstahlquote ist gleich null.“  Er hat bei der Wahl des Standorts sowohl auf die Nähe zur Schule und auf die allgemein hohe Frequenz in Ringnähe gesetzt.

Und er sieht in den Automaten auch ein Stück Lifestyle. In Japan und Südkorea etwa seien die Geräte allgegenwärtig, stünden für Bequemlichkeit und Unabhängigkeit. Die Automaten in der Ritterstraße würden gut genutzt, sagt Larsen. Er plant noch weitere Standorte in Innenräumen, Leerstände gebe es ja genug.

Auch die Brüder Ley wollen ihr Modell ausweiten, wenn sich der Prototyp am Hansaring auf Dauer bewährt. Zunächst aber bleibt alles erstmal ein Zwei-Mann-Unternehmen. Die beiden bestücken den Automaten selber. Wenn Stilles Wasser oder die Belgischen Waffeln ausverkauft sind, dann sehen sie das in einer App, fahren los und füllen auf.