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Kölner Motto-QueenMarie-Luise Nikuta mit Sprechchören von den Jecken verabschiedet

3 min

Blömcher für Marie-Luise Nikuta: Die Motto-Queen tritt im November 2014 von der Karnevalsbühne ab.

Kölle – Eine Karnevals-Legende ist abgetreten: Marie-Luise Nikuta wollte nicht bis Aschermittwoch warten – für die Motto-Queen war schon am Elften im Elften alles vorbei.

Nachdem die 76-Jährige am Mittag auf dem Heumarkt von tausenden Jecken nochmals gefeiert und mit Blumen und Orden verabschiedet worden war, beendet sie am Abend ihre Gesangs- und Bühnen-Karriere mit einem Live-Auftritt in der WDR-Hörfunk-Sendung „Immer wieder neue Lieder“. Ein letztes Mal singt sie dort ihre Komposition zum aktuellen „Social jeck, kunterbunt vernetzt“-Motto.

Mit dem Abschied von den Fastelovendsbühnen hört Nikuta – nach Hirnblutung, Notoperation und mehrmonatigem Reha-Aufenthalt im Vorjahr – auf den Rat ihrer Ärzte. „Der liebe Gott hat ja gesagt, ich will die Ahl noch nit. daher werde ich mehr auf meine Gesundheit achten“, sagt die Sängerin, die inzwischen in der Senioren-Residenz am Dom lebt und sich längst von vielen karnevalistischen Erinnerungen getrennt hat. „Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist. Diesen Schritt habe ich mir sehr genau überlegt. Schließlich habe ich in meinem Leben so viel Erfolg gehabt, so viel Anerkennung erhalten“, sagt Nikuta, die auf 46 Jahre auf den Bühnen in Köln und in der Region zurückblicken kann.

Sie war 13 Jahre alt, als sie mit dem Kölner Kinderchor ihren ersten Hit sang: „Mer fiere Fastelovend“. Doch dann stoppten Schule, Beruf, ihr Ehemann Willi (er starb 2008) und die Familie erst einmal die Karriere. Erst 1968, nach der Geburt ihrer Tochter Andrea, wurde aus der Versicherungskauffrau eine professionelle Stimmungssängerin – und zwar stets im Köbes-Outfit. Das wurde ihr Markenzeichen. Die blaue Farbe behielt sie bei, auch als ihr Kostüm im Laufe der Jahre immer eleganter, die Haare immer roter wurden.

In der Männerdomäne Karneval hatte sie sich durchgesetzt. Bislang ist sie die einzige Frau, der die goldene Willi-Ostermann-Medaille, eine der höchsten Auszeichnungen im Kölner Karneval, verliehen wurde.

Rund 175 Lieder hat sie im Laufe ihrer Karriere geschrieben, die sich zumeist um erlebte Geschichten und witzige Anekdoten aus dem Alltag drehten. Viele davon sind als Evergreens fest im kölschen Liedgut verwurzelt – von „E paar Jrosche för Ies“ bis „Weißte wat, mer fahre met d’r Stroßebahn noh Hus“. Eine Marktlücke eröffnete sich für Nikuta, als sie 1968 mit „Kölsch, Kölsch, Kölsch“ erstmals ein Lied zum Sessionsmotto schrieb und sang – und danach immer wieder, insgesamt 38 mal.

Mit den Liedern war sie Stammgast bei Prinzenproklamationen und Fernsehsitzungen, bei der Sessionseröffnung und der „lachenden Kölnarena“. Oft hatte sie schon wenige Stunden, nachdem das neue Motto verkündet worden war, das zugehörige Liedchen im Rohzustand fertig. Das ist nun Geschichte.

Doch von der Musik will Nikuta noch lange nicht lassen. „Zukünftig habe ich endlich die Zeit, auch mal für andere Künstler was zu schreiben. Anfragen gab es schon oft.“ Auch einige Motto-Lieder wird es wohl weiterhin aus ihrer Feder geben. „Die können dann aber andere singen“, sagt sie. Als musikalische Erben hat sie sich den Jugendchor St. Stephan ausgeguckt. „Der Chor ist richtig gut. Der kriegt meine Lieder.“