Kölner SeniorenheimeSicherheitslücken bei 3G-Kontrollen entdeckt

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Symbolbild

Köln – Auch bei den Alten- und Pflegeheimen gibt es Sicherheitslücken bei den 3G-Kontrollen für Besucher. In mehreren Einrichtungen werden dem Vernehmen nach die QR-Codes der elektronischen Impfnachweise nicht mit der Cov-Pass-Check-App gescannt und somit fälschungssicher auf ihre Gültigkeit überprüft, sondern lediglich von Mitarbeitenden am Empfang gesichtet. Zuvor hatte schon die Kölner Uniklinik eingeräumt, dass sie die App nicht nutzt, um elektronische Impfnachweise zu überprüfen. Das Robert-Koch-Institut empfiehlt allerdings genau dies, um gefälschte Nachweise zu erkennen.

Der Leiter des Seniorenheims St. Maria an der Schwalbengasse, Mathias Junggeburth, räumt ein, dass sein Personal QR-Codes nicht scanne. Seine Haus überprüfe Personalausweise, führe Kontaktlisten, kontrolliere die Temperaturen der Besucher und biete Schnelltests für nicht geimpfte Gäste an. Auf die App angesprochen sagt er: „Wir kennen in der Regel unsere Besucher. Ich sehe daher derzeit noch nicht den Mehrwert.“ Junggeburth wolle aber den Vorschlag „mitnehmen“. Auch in mindestens drei weiteren Einrichtungen wird dem Vernehmen nach der QR-Code der elektronischen Impfnachweise nicht gescannt. Andere Seniorenheime wie das Clarenbachwerk oder das Haus Herz-Jesu am Oberländer Ufer machen dies.

Corona-Ausbrüche mit Toten

Sichere Kontrollen sind in Pflegeeinrichtungen besonders wichtig, weil die Bewohner in der Regel älter sind, oft unter Vorerkrankungen leiden und daher zu den besonders gefährdeten Personen gehören, die Gefahr laufen, sich mit dem Virus zu infizieren und schwer zu erkranken. Vor wenigen Tagen steckten sich laut SWR in einem Seniorenheim im rheinland-pfälzischen Osthofen 100 Menschen mit dem Virus an, es soll zwölf Tote gegeben haben. Auch in Köln hatte es in der Vergangenheit Tote nach Corona-Ausbrüchen in Pflegeeinrichtungen gegeben.

Im Vergleich zu Kliniken gibt es in den meisten Seniorenheimen weniger Besucher. Die Angehörigen, die die Bewohner in den Heimen über viele Monate besuchen, sind daher in den Einrichtungen oft bekannt. Viele Altenheime registrieren die Besucher, so dass diese nicht bei jedem Besuch ihren Impfnachweis zeigen müssen. 80 Prozent der Besucher seien registriert, sagt eine Mitarbeiterin des Seniorenzentrums Herz-Jesu am Oberländer Ufer. Auch hier gelte: Wer nicht bekannt ist, müsse einen Test vorweisen. Zudem werde im Heim die Temperatur der Gäste gemessen und es werden die Kontaktdaten festgehalten.

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„Die Heime sind im Bereich der Eingangskontrollen für Besucher sehr gründlich und genau“, sagt Karl-Heinz Pasch von der Seniorenvertretung Innenstadt. Schwieriger zu beurteilen sei die Situation bei den Lieferanten, etwa bei der Anlieferung von Lebensmitteln oder in der Wäscherei. „Inwieweit dort systematische Kontrollen ausgeübt werden, konnten wir nicht ermitteln.“ Eine Lücke scheine es im Bereich des betreuten Wohnens zu geben. Da es sich bei den Bewohnern um Mieter und nicht um Pflegebedürftige handele, könnten diese ungeprüft das Haus verlassen und auch wieder betreten. „Dieses wird vor allem dann ein Problem, wenn die Wohnungen nur über den Zentraleingang, der etwa auch für die Besucher von Pflegebedürftigen genutzt wird, aufgesucht werden“, so Pasch.

Patientenschützer fordern mehr Tests

Die Deutschen Stiftung Patientenschutz fordert Tests für alle Besucher in Pflegeeinrichtungen, ob geimpft oder nicht. Der Grund: Es gebe keine Impfnachweise, die absolut fälschungssicher seien, sagt Vorstand Eugen Brysch. Zudem könnten auch geimpfte Personen das Corona-Virus in Pflegeeinrichtungen einschleppen. „Impfdurchbrüche sind aber gerade bei Pflegebedürftigen hochgefährlich“, so Brysch. „Um es deutlich zu sagen: Nicht mehr Kontrolle, sondern konsequentes Testen und Booster-Angebote müssen sofort das Schutzschild der Altenpflege werden.“

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