Kommentar zur FahrgastbilanzDie Kölner Politik muss die KVB vor einer düsteren Zukunft bewahren

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Vier KVB-Bahnen stehen auf einem Betriebsgelände in Köln-Müngersdorf am RheinEnergie-Stadion

Vier KVB-Bahnen stehen auf einem Betriebsgelände in Köln-Müngersdorf am RheinEnergie-Stadion. (Archivfoto)

Das zum Stadtwerke-Konzern gehörende Unternehmen steht vor vielen Problemen. Bleiben sie ungelöst, scheitert die Verkehrswende, meint unser Autor.

Die Ansprüche im Vorstand der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) sind erschreckend niedrig angesetzt. Die Chefetage versucht es, als Erfolg zu verkaufen, dass die Fahrgastzahlen beinahe stabil geblieben sind. Tatsächlich sind im vergangenen Jahr sogar weniger Menschen mit den Bahnen und Bussen der KVB unterwegs gewesen als im Jahr davor.

2019 gab es in Köln noch 50 Millionen Fahrten mit der KVB mehr

Und von den Zahlen vor der Corona-Pandemie ist das zum Stadtwerke-Konzern gehörende Unternehmen nach wie vor meilenweit entfernt. Im Jahr 2019 gab es noch 50 Millionen Fahrten mehr als im Jahr 2023. Der Blick nach Hamburg zeigt, dass ein Weg zurück, anders als KVB-Chefin Stefanie Haaks das behauptet, sehr wohl möglich ist. Die Anzahl der beförderten Fahrgäste war in Hamburg noch nie so hoch wie 2023 und lag rund ein Drittel über der des Jahres 2019 — eindrucksvolle Werte.

Den anhaltenden Misserfolg in Köln schiebt die KVB-Chefin gerne alleine den „schwierigen Rahmenbedingungen“ zu — also all jenen Faktoren, für die das Unternehmen selbst ausdrücklich nicht verantwortlich ist. Damit macht sie es sich zu leicht.

Haaks identifiziert etwa die angespannte Personalsituation als Problem. Es fehlt an Fahrerinnen und Fahrern für die Stadtbahnen und Busse. Damit habe die gesamte Nahverkehrsbranche zu kämpfen, was auch tatsächlich zutrifft. Dennoch hat die KVB in früheren Jahren auch die Chance verpasst, ausreichend Fahrerinnen und Fahrer auszubilden und zu rekrutieren, um die vorhersehbaren Abgänge in die Rente auszugleichen. Und nun muss die KVB natürlich mit sehr vielen anderen Verkehrsunternehmen um das rare Personal kämpfen.

Fahrgäste sind abgeschreckt von der Unzuverlässigkeit der KVB

Ähnlich verhält es sich im Bereich der Lieferschwierigkeiten von Ersatzteilen für die älteren Stadtbahnen. Ja, das Problem betrifft die gesamte Branche, aber die KVB hat es auch versäumt, rechtzeitig ausreichend große Vorräte anzulegen, um den Betrieb der Flotte sicherzustellen. Dann hätte auch die Ankündigung des Herstellers, die neuen Niederflurbahnen erst mit 26 Monaten Verspätung zu liefern, nicht so verheerende Auswirkungen, wie es nun der Fall ist.

All diese Probleme zusammengenommen führen dazu, dass die KVB den Fahrplan ausdünnen muss und jetzt oft noch unzuverlässiger unterwegs ist als früher. Auf die Fahrgäste wirkt das abschreckend, der Umstieg auf Bahn und Bus ist deshalb für viele Kölnerinnen und Kölner zurzeit keine Option.

Das Fahrrad alleine wird in Köln kein Heilsbringer sein

Hinzu kommt, dass das Bahnnetz seit vielen Jahren nicht erweitert wurde — die Verantwortung dafür ist in den Reihen der Kölner Politik zu suchen. Am Stadtrand gelegene Neubaugebiete wie Widdersdorf-Süd haben nach wie vor keinen Anschluss. Wie soll den Menschen dort der Umstieg vom Auto auf den öffentlichen Nahverkehr attraktiv erscheinen?

Eine Verkehrswende weg vom Auto wird nur mit Bahnen und Bussen gelingen, da sind sich die meisten Expertinnen und Experten einig — das Fahrrad alleine wird kein Heilsbringer sein. Damit die KVB eine Chance hat, muss das Unternehmen jetzt vollständig umgekrempelt werden und von der Politik im Stadtrat die notwendige Unterstützung in Form von Geld und Ausbau-Beschlüssen erhalten. Anderenfalls steht die KVB vor einer düsteren Zukunft.

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