Kompliziertes SchlangestehenKölner Wirte müssen Karneval auf Drängelgitter verzichten

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Drängelgitter stehen bislang vor vielen Karnevalskneipen

  • Wenn Hunderte Jecke an Karneval vor den Kneipen stehen, sollten Drängelgitter bislang für Ordnung sorgen. Doch damit ist in diesem Jahr Schluss.
  • Denn die Stadt verbietet den Gastronomen diese Art der Absperrung. Für die Wirte ist das ein großes Problem: „Wir können ja keine Menschenkette aus Angestellten bilden“, sagt etwa Tom Volkenrath vom Mainzer Hof in der Südstadt.
  • Lesen Sie hier die Hintergründe.

Köln – Im Straßenkarneval zwischen Weiberfastnacht und Rosenmontag bietet sich vor Kneipen und Lokalen fast überall der gleiche Anblick – egal, ob man auf der Zülpicher Straße, in der Südstadt oder am Eigelstein unterwegs ist. Hunderte von Kostümierten drängen sich dicht an dicht vor den Eingangstüren. Sie warten darauf, hereingelassen zu werden, schnappen frische Luft oder rauchen eine Zigarette.

Damit es trotz des enormen Andrangs einigermaßen geordnet zugeht, setzen die Wirte Drängelgitter ein, um die Besucherströme zu lenken. Doch damit soll in diesem Jahr Schluss sein. Die Stadt will während der Karnevalszeit keine Drängelgitter genehmigen. Das Ordnungsamt wird zudem bei Kontrollgängen darauf achten, dass sich die Wirte an die Regelung halten.

Kölner Karneval: Drängelgitter als Gefahrenquelle

„Drängelgitter sind gerade an Karneval eine Gefahrenquelle“, sagte ein Stadtsprecher auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Das gelte insbesondere im Fall einer Panik oder einer körperlichen Auseinandersetzung. Dann könnten Beteiligte wie Unbeteiligte stürzen, sich mit den Füßen in den Gittern verheddern. Andere Gäste könnten möglicherweise über sie hinwegsteigen oder -laufen, was wiederum Verletzungen nach sich ziehen könnte. Gleiches gelte für Vorfälle innerhalb der Lokale und Kneipen. Sollte es im Innenraum brennen oder sollte jemand dort Tränengas versprühen, könnte es passieren, dass die Gäste auf ihrer Flucht am Ausgang in ein Drängelgitter laufen.

Da die Gitter über ein geringes Gewicht und eine geringe Auflagefläche verfügen, neigen sie dazu, sehr leicht zu kippen. „Zum Teil werden die Gitter von den Gastronomen noch mit Kabelbindern untereinander verbunden, so dass sie im Falle einer Panik zwangsläufig umkippen“, so der Stadtsprecher. Dabei würden sie zu Hindernissen, die eine stark erhöhte Stolpergefahr erzeugen. Im schlimmsten Fall werden dann die Menschen, die hingefallen sind, von den nachströmenden Personen überrannt.

Kölner Gastronomen brauchen Genehmigung für Drängelgitter

Viele Gastronomen haben die Drängelgitter laut Stadt in den zurückliegenden Jahren ohne Erlaubnis in den öffentlichen Raum gestellt und dabei die Gehwege versperrt. Sie hätten bei der Stadt keine Anträge gestellt und daher auch keine Genehmigung besessen. Mitarbeiter des Ordnungsamts seien rund um die Zülpicher Straße auch 2018 und 2019 gegen die Gitter vorgegangen. Ebenso hätte sie Wirte in der Südstadt aufgefordert, die Absperrungen abzubauen. 

„Aus diesen Gründen wird die Stadt zum Karneval keine Erlaubnis zum Aufstellen von Drängelgittern erteilen und auch keine Einzelfallprüfung machen“, sagte der Stadtsprecher. Bei der Vielzahl von Kneipen, Clubs und Diskotheken gebe es angesichts der generellen Einsatzlage an Karneval zudem kaum Kapazitäten, die Prüfungen vorzunehmen.

Statt Drängelgitter: Personal soll den Einlass selber regeln

Die Stadt fordert die Wirte auf, die Regelung des Einlasses und die Freihaltung der Notausgänge statt mit Drängelgittern mit der Hilfe von eigenem Personal zu gewährleisten. „Die Sicherheit aller geht vor“, sagte der Stadtsprecher. Die Wirte, die sich am Dienstagabend mit Vertretern der Stadt zur Vorbereitung auf die Karnevalstage trafen, halten den Verzicht auf Drängelgitter hingegen für problematisch. „Die Gespräche mit der Stadt laufen sehr gut – das Thema Drängelgitter ist das einzige Manko“, sagte Südstadt-Wirt Daniel Rabe.

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Die Arbeit an Karneval sei ohne die Gitter schwierig, da sich die Besucherströme dann nur sehr schlecht leiten ließen. Das sei vor allem ein Problem, weil die Anforderungen vielfältig seien. Es sei davon auszugehen, dass viele Gäste abends zwei bis drei Stunden vor einer Kneipe anstehen müssten, bevor sie hereingelassen werden. Gleichzeitig müssten die Gastronomen ihren Gästen, die bereits in der Kneipe feiern, die Möglichkeit bieten, zwischendurch an die frische Luft zu gehen. Viele Besucher seien zudem alkoholisiert. „Es ist wichtig, das einigermaßen zu ordnen, damit alles möglichst stressfrei und sicher abläuft“, sagte Rabe.

Tom Volkenrath vom Mainzer Hof weist ebenfalls auf das Problem hin. „Ohne die Gitter stehen die Leute an Karneval kreuz und quer auf der Straße“, sagte er. Vor einigen Jahren – als die Sperren noch nicht zum Einsatz kamen – hätten die Gäste teils sogar Kreuzungen blockiert. „Wir haben die Gitter bislang eingesetzt, um Verletzungen zu verhindern“, so Volkenrath. Den Vorschlag der Stadt, Personal mit der Regelung des Einlasses zu beauftragen, hält er für schwierig umsetzbar. „Wir haben an Karneval drei Türsteher – das sind gut bezahlte Fachkräfte“, sagte er. Dennoch sei es ihnen ohne Hilfsmittel nicht möglich, 100 wartende Menschen dazu zu bringen, geordnet in einer Reihe anzustehen. „Wir können ja dafür auch keine Menschenkette aus Angestellten bilden.“

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