Dr. Kermani, ist das Lasern der Augen bei Kurz- oder Weitsichtigkeit eine Luxusbehandlung – Brille oder Kontaktlinsen täten es doch auch?
Absolut nicht. Es ist eine funktionelle Korrektur, die dem Patienten ein gewisses Maß an Freiheit und Sicherheit gibt. Zum einen werden Kontaktlinsen häufig nicht vertragen und viele Berufe und Sportarten können mit Brille nicht ohne weiteres ausgeübt werden, nehmen Sie zum Beispiel Fußballspieler, Taucher, Windsurfer oder Schwimmer. Bei der Polizei, der Feuerwehr oder bei Soldaten, um nur einige zu nennen, ist die Laserbehandlung oft die einzige Möglichkeit, die Berufsfähigkeit zu erhalten. Zum anderen bringt die durch Lasern korrigierte Fehlsichtigkeit für die Menschen deutlich mehr Komfort, aber auch Sicherheit. Stellen Sie sich stark fehlsichtige Menschen vor, die ihre Brille verloren oder zerbrochen haben. Im Notfall könnten sie noch nicht einmal ihr Smartphone mehr bedienen. Das ständige Wechseln der Brillen wird zudem als nervig und unkomfortabel empfunden.
Steigt der Trend, seine Fehlsichtigkeit lasern zu lassen?
Das lässt sich nicht mit einem simplen „ja“ beantworten. Junge Menschen von 18 bis 40 sind die eine große Gruppe. Sie wollen auf die Brille verzichten oder müssen dies auch aufgrund ihrer Tätigkeit. Die zweite große Gruppe, die enorm zunimmt, sind die 55- bis 65-Jährigen, die eine moderne Lebenseinstellung und einen hohen Mobilitätsanspruch haben und deshalb Sehfehler und altersbedingte Nahsehschwächen korrigieren lassen. Bei diesen Patienten setzen wir vorrangig eine neue Linse ein.
Welches ist die häufigste Laser-Methode: Lasik oder Smile (siehe „Laserbehandlung der Augen“)?
Die Lasik-Methode wird am häufigsten angewandt. Sie ist sozusagen der Goldstandard und macht weltweit 95 Prozent aller Behandlungen aus. Smile ist ein neues Verfahren, das in den USA nur für bestimmte Anwendungen gerade zugelassen wurde.
Ab welcher Dioptrien wird gelasert?
Ab einer halben Dioptrie bis hin zu acht Dioptrien. Alles was über acht Dioptrien liegt, ist kritisch zu bewerten, weil zu viel abgetragen werden muss.
Bei welchen Beschwerden verbietet sich das Lasern?
Bei sehr trockenen Augen ist es problematisch und bei bestimmten degenerativen Erkrankungen der Hornhaut. Oft nachgefragt werden Behandlungen bei einer instabilen Kurzsichtigkeit, bei der man jedes Jahr eine halbe bis eine Dioptrie mehr kurzsichtig wird. Wir haben festgestellt und es ist in Studien belegt, dass die Laserbehandlung die Kurzsichtigkeit stabilisiert. Problematisch wird es bei Patienten, die Rheuma oder Diabetes haben, weil hier eine verzögerte Wundheilung und starke Narbenbildung zu Problemen führen kann.
Gibt es eine Facharztausbildung fürs Lasern und verlässliche Qualitätszertifikate?
Nein, keine Facharztausbildung, aber eine vorgeschriebene Anzahl an Fortbildungen und eine bestimmte Anzahl an Behandlungen, die man gemacht haben muss. Mit 1000 Behandlungen ist man operationssicher. Virtuosität stellt andere Anforderungen. Ich würde sagen, nach 15 000 Behandlungen ist man souverän.
Ist eine implantierbare Kontaktlinse eine Alternative, für wen ist sie geeignet und wie lange hält sie?
Das bietet sich an für alle Sehbehinderungen oberhalb von sechs Dioptrien. Die Behandlung muss nicht wiederholt werden, Sehfehler stabilisieren sich. Mit einer implantierten Kontaktlinse kann man gelassen alt werden.
Welche Risiken gibt es – kann man erblinden?
Bei jeder Augenoperation besteht die Gefahr zu erblinden. Auch ein entzündetes Gerstenkorn kann theoretisch den Sehnerv infizieren, was ebenfalls zur Erblindung führen kann. Ich kann nur für uns sprechen. Gravierende Komplikationen haben wir in weniger als einem Prozent der Fälle. Wer trockene Augen hat, bei dem kann es nach dem Eingriff zu einer vorübergehenden Seheinschränkung und Nachtseh-Störung kommen, eventuell fühlt der Patient sich zudem geblendet. Nach der Heilungsphase von vier bis sechs Wochen sind diese Beschwerden behoben.
Was muss ich als Patient nach einem Eingriff beachten: Vorsicht bei Wasser, Staub, Schweiß?
Das Auge hat einen hervorragenden Selbstschutz – die Tränen, weil sie bakterizid sind. Man muss vorsichtig sein, dass man sich nicht am Auge verletzt beim Sport, durch Augenreiben oder weil das Kind auf dem Arm mit dem Händchen ans Auge der Mutter oder des Vaters kommt. Vorsicht ist auch beim Duschen geboten, damit kein Wasser ins Auge gerät. Wir raten zu einer Schutzbrille. Frauen sollten vor und rund zwei Wochen nach dem Eingriff kein Augen-Make-up benutzen.
Haben Sie bei dem einen oder anderen Eingriff schon mal erhöhten Pulsschlag gehabt?
Ja, aber mir hilft dann die Routine. Es wird kompliziert, wenn ein Patient sehr unruhig ist und der Chirurg sozusagen die Verbindung zu seinem Patienten verliert. Erst wenn die Kontrolle wieder hergestellt ist kann die Behandlung durchgeführt werden. Wir geben Patienten nur ungern eine Vollnarkose wegen der vitalen Risiken, sondern lieber eine Kurznarkose ähnlich wie bei einer Darmspiegelung. Bei der Lasik-Methode brauche ich allerdings die Zusammenarbeit mit dem Patienten, daher wird ihm nur eine Beruhigungspille verabreicht.
LASERBEHANDLUNG DER AUGEN
Seit 25 Jahren werden Kurz- und Weitsichtigkeit mit Laser behandelt. Weltweit sind inzwischen über 50 Millionen Behandlungen durchgeführt worden. Die Lasik-Methode wird mit zwei Lasern durchgeführt. Der eine Laser trennt die obere Hornhautschicht in einer sehr dünnen Lamelle ab – allerdings nicht komplett. Die dünne Lamelle wird wie ein Buchdeckel aufgeklappt und die darunter liegende Hornhaut kann mit dem zweiten Laser bearbeitet werden. Nachdem die Lamelle wieder zugeklappt ist, kann der Patient scharf sehen. Die Smile-Methode wird mit nur einem Laser durchgeführt. Das zu entfernende Gewebe wird mit dem Laser vorgeschnitten. Der Chirurg entfernt dann das Gewebe über einen kleinen Zugang und der Sehfehler ist korrigiert. Beide Verfahren werden in Köln in verschiedenen Zentren durchgeführt. (mas)
ZUR PERSON
Dr. Omid Kermani leitet die Augenklinik am Neumarkt, wo neben Behandlungen des Grauen Stars bereits seit 1993 auch Laserbehandlungen der Augen angeboten werden. (mas)
