Einmaliges Projekt in KölnBraunsfelder wohnen bald über Güterzügen

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Eine Lok kommt aus dem neuen Tunnel. Auch ein denkmalgeschütztes Stellwerkhäuschen daneben wird überbaut.

Eine Lok kommt aus dem neuen Tunnel. Auch ein denkmalgeschütztes Stellwerkhäuschen daneben wird überbaut.

Köln-Braunsfeld – Die Bezirksregierung hat den Antrag zum Umbau der Eisenbahn-Gleise in Braunsfeld gegeben und damit den Weg für ein bundesweit einmaliges Bauprojekt frei gemacht: Ein 160 Meter langer Abschnitt der Trasse der ehemaligen „Klüttenbahn“ der Köln-Frechen-Benzelrather Eisenbahn soll mit Wohngebäuden überbaut werden. Am ehemaligen Braunsfelder Bahnhof an der Aachener Straße entstehen in drei Häusern 67 Wohnungen und knapp 600 Quadratmeter Gewerbefläche über und neben einer Güterzugtrasse.

Wie ein Kranbau liegt das Wohnhaus auf dem Bahntunnel.

Wie ein Kranbau liegt das Wohnhaus auf dem Bahntunnel.

Die Stadt Köln hatte bereits 2017 die Baugenehmigung erteilt. Die Bezirksregierung musste als Aufsichtsbehörde für den Schienenverkehr beteiligt werden, weil für das Projekt die Bahngleise der Häfen und Güterverkehr Köln (HGK) umgebaut werden müssen. Das Gleis wird neu verlegt, um es vom Untergrund zu entkoppeln und so abfedern zu können, damit der Wohnungsbau möglich wird. Die Güterzüge – zur Zeit sind es rund 20 pro Tag, zum Teil mit entzündlichem Gefahrgut – sollen in Zukunft durch einen nicht durchgehend geschlossenen Tunnel fahren. Für das Projekt haben sich die Unternehmen Friedrich Wassermann und WvM-Immobilien zusammen getan.

Lärmbelastung soll vermindert werden

Die Bezirksregierung hat nicht nur eisenbahnrechtliche Fragen geprüft, sondern auch „weitere Untersuchungen insbesondere hinsichtlich des Brandschutzes“ eingefordert. Es seien Fachbehörden einbezogen worden. Vom Eisenbahn-Bundesamt anerkannte Sachverständige hätten weitere Stellungnahmen zum Brandschutz abgegeben. „Dabei wurde von einem Brandszenario von über 90 Minuten gleichbleibend hoher Hitzeentwicklung ausgegangen. Selbst bei einer solchen Gefahrenlage werden nach dem Ergebnis der Gutachten die Vorschriften eingehalten und die Standsicherheit des geplanten Gebäudes bestätigt“, so ein Behörden-Sprecher.

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Die Prüfung der Lärmbelastung habe ergeben, dass diese durch die Einhausung sogar vermindert werde. Die Genehmigung bestätige eine sorgfältige und sicherheitsbewusste Planung, so Wassermann-Chef Anton Bausinger. Bereits am 10. September soll mit den Arbeiten begonnen werden. Die HGK muss drei Wochen Ausweichstrecken für ihre Züge nutzen. Dafür erhält sie von den Baufirmen eine Entschädigung. Bis Februar 2021 soll der Neubau am Clarenbachplatz fertig sein. Man habe den Zeitplan wegen der angespannten Lage auf dem Baumarkt etwas strecken müssen, so Bausinger. Auch die zusätzlichen Prüfungen der Bezirksregierung kosteten Zeit.

Das Projekt ist nicht nur vorbildlich, weil in Braunsfeld eine Schmuddelecke verschwindet und stattdessen ein neuer Marktplatz und neue Rad- und Fußwegverbindungen entstehen. Es zeigt auch neue Möglichkeiten für den Wohnungsbau in einer dicht besiedelten Stadt. Der technische und finanzielle Aufwand, um die Eisenbahntrasse sicher einzuhausen ist zwar hoch. Wegen der hohen Grundstückspreise in der Stadt werde er jedoch zu einer vertretbaren Belastung in der Gesamtkalkulation, so die Investoren.

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