Premiere per Online-KonzertMicky Brühl verkölscht Country-Klassiker auf neuem Album

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Micky Brühl

Köln – Schon seit vielen Jahren ist Micky Brühl ein Fan von amerikanischer Country-Musik. „Meine ersten Vinyl-Scheiben waren Langspielplatten von John Denver und Johnny Cash oder von Bands wie Alabama“, erinnert sich der Sänger. Anfang der 80er Jahre versuchte er als Frontmann der Colonia Rangers – daraus wurden 1982 die Paveier – über das Literarische Komitee des Festkomitees mit kölschen Gesängen zu traditionellen Country-Klängen im Karneval Fuß zu fassen.

„Sicher auch aus Unerfahrenheit führte dieses Projekt nicht zum Erfolg. Wir trugen damals alle auch Cowboy-Hüte, aber unsere Lieder wie »Ming Ahl is fott, minge Hoot kapott« waren echt Scheiße. Die sind alle in der Versenkung verschwunden. Zum Glück.“

Hilfe von Erry Stoklosa

Doch seine Vorliebe für Country-Klänge hat sich bis heute gehalten und so bringt er in diesen Tagen ein Solo-Album mit solcher Musik zu kölschen Texten auf den Markt – beim Spektacolonia-Label. „Landmusik“ nennt sich diese CD mit dem Untertitel „Kölsch trifft Country“. Insgesamt 17 Songs, die man gut hintereinander durchhören kann, hat Brühl mit Produzent Günter Weber in dessen Studio in Brauweiler allesamt neu aufgenommen.

Darunter finden sich auch zwei Titel – so „Nur einmol em levve noh Nashville“ (1989) und „Im Himmel jitt et kein Kamelle“ (1998) – aus längst vergangenen Paveier- Zeiten, bei denen Brühl bis zum Jahr 2012 Frontmann und Sänger war. „Mit den Ex-Kollegen ist es inzwischen total stressfrei und mit meinem Bruder Bubi, der die Paveier mitgegründet hat und weiter dazu gehört, verstehe ich mich jetzt besser als früher.“

Neben zwei Songs mit der ersten Generation der Micky Brühl Band – die nennen sich seit der Trennung Eldorado – sind durch Brühls langjährige Freundschaft mit Erry Stoklosa von den Bläck Fööss auch zwei ältere und eher unbekanntere Titel aus dem Fööss-Repertoire mit aufs Album gerutscht: „Hätt ich doch Jeld“ (1979) und „Bahnhoff“ (1981). Hinzu gekommen sind zudem einige Cover-Versionen von bekannten Country-Hits, die Brühl und Stoklosa gemeinsam ins Kölsche übertragen haben.

So machten sie beispielsweise aus „Friends in low places“ von Garth Brooks „Joode Fründe“, aus „Your Man“ von Josh Turner wurde „Seit mir zesamme sin“ und aus „To all the girls I loved before“, das Albert Hammond einst für Willie Nelson und Julio Iglesias geschrieben hatte, wurde „Für all die Mädche he am Rhing“.

Erlaubnis von Albert Hammond

Für diese Titel auch die Rechte zur Veröffentlichung zu erhalten, war nicht einfach, so Brühl. So habe Hammonds Verlag klar abgelehnt. „Da habe ich den selbst über Facebook kontaktiert. Er war durchaus aufgeschlossen, wollte aber zunächst den Text haben. Unsere kölschen Verse hat Graham Bonney in ein richtiges Englisch verpackt und irgendwann kam dann Hammonds Erlaubnis.“

Nachdem Brühl einige der Country-Melodien im Vorjahr bei einem Kneipenabend in der Widdersdorfer Gaststätte „Em Övvje“ vorgestellt und dafür von Freunden und Fans viel Zuspruch erhalten hatte, nahm das Album-Projekt nochmals Fahrt auf. Einige Titel sang Brühl mit Stoklosa ein, andere – so ein Cover zu „Islands in the stream“ („Op ner Insel sinn“, im Original von Kenny Rogers und Dolly Parton) mit der Country-Sängerin Jolina Carl aus Elsdorf. Die sollte auch beim ursprünglich geplanten Release-Konzert am Ostersamstag singen, dem 20 weitere Konzerte folgen sollten – per Halb-Playback und mit der Unterstützung von Keyboarder Christoph Wüllner. „Da sollten auch jeweils Texthefte zum Mitsingen verteilt werden. Aber daraus wird erst einmal nichts.“

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Als Ersatz wurde es nun ein zweistündiges Art Wohnzimmer-Konzert, das am Samstag auf der Internetseite des „Express“ gezeigt wurde. (Video oben im Artikel) Aufgenommen wurde das Konzert mit automatischen Kameras und unter Einhaltung aller Abstandsregelungen.

Dabei setzte Brühl einen Cowboy-Hut auf, den er vor einigen Jahren vom Urlaub auf der White-Stallion-Ranch in Arizona – sie war früher die Kulisse der TV-Serie „High Chaparral“ – mitgebracht hatte.

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