Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

„Etwas müde geworden“Kölner Bezirkspolizist geht nach 24 Jahren in den Ruhestand

3 min

Dieter Kegel, Niehler Bezirkspolizist, geht in den Ruhestand.

  1. Dieter Kegel (59) ist seit 24 Jahren der Bezirkspolizist für den Niehler Süden.
  2. Ende Juni hat er seinen letzten Tag bei der Polizei; wegen seines Arbeitszeit-Guthabens wird er aber wahrscheinlich schon vorher aus dem Dienst ausscheiden.
  3. Im Interview spricht er über lustige Einsätze, Wehmut und Veränderung der Polizeiarbeit.

KölnHerr Kegel, was gab für Sie den Ausschlag, in den Ruhestand zu gehen?

Dieter Kegel: Ich merke einfach, dass ich etwas müde geworden bin. Die Polizei ist in Personalnot, sodass heute jeder viele unterschiedliche Dinge machen muss, die große Flexibilität erfordern. Das ist nicht so mein Ding, das bringt vielleicht auch das Alter mit sich. Ich beneide die Kollegen, die das besser wegstecken können. Mit den Niehlern und den Schulen hat meine Entscheidung jedoch auf keinen Fall etwas zu tun. Das wird mir sehr, sehr fehlen. Es war mir eine große Ehre, die Niehler Bürger so lange zu begleiten. Ich habe viel investiert, aber auch sehr viel zurückbekommen.

Woher resultiert diese Entwicklung?

Alles zum Thema Polizei Köln

Kegel: Es ist einfach von den Landesregierungen über einen langen Zeitraum zu wenig Personal eingestellt worden. Das merkt man jetzt, auch wir Bezirkspolizisten. Ich werde jedoch intern sehr gut behandelt, auch kollegial stimmt alles. Die äußeren Umstände sind eben jedoch sehr schwierig geworden.

Welche Ereignisse behalten Sie in besonders guter Erinnerung?

Kegel: Ich habe viele schöne Sachen erleben dürfen, die von den Menschen selbst auf den Weg gebracht wurden. Wie etwa der Basketballplatz neben der Hochbahn-Haltestelle Amsterdamer Straße/Gürtel. Ein Zwölfjähriger hatte die Idee, die bis zum endgültigen Ausbau der Gürteltrasse nicht benötigte Fahrbahn des Brückenbaus zum Spielfeld zu machen. Ich habe Leute gefragt, beim Spendensammeln mitgeholfen; so kam das Ganze ans Laufen. Auch „wir helfen“, der Unterstützungsverein des „Kölner Stadt-Anzeiger“, hat uns damals unterstützt.

Der Mitternachtssport, den es seit 1998 im Stadtbezirk gibt, hat geholfen, die Problematik mit Jugendgangs zu mildern. Bei einigen Jugendgruppen dauerte es Monate, bis ich mit ihnen ins Gespräch kam. Zu Beginn meiner Arbeit als „Dorf-Sheriff“ drehten mir einige demonstrativ den Rücken zu, vermutlich weil sie der Uniform misstrauten. Dies wandelte sich jedoch innerhalb eines Jahres zu großem gegenseitigen Vertrauen.

Was haben Sie sonst noch aus den Dienstjahren mitgenommen; gab es auch mal lustige Erlebnisse im Einsatz?

Kegel: Ich habe das Amt vielleicht etwas anders ausgefüllt wie manch ein Kollege. Für mich standen Kommunikation mit den Menschen und die Präventionsarbeit, etwa an Schulen, im Vordergrund. Überhaupt mag ich den Begriff Bezirkspolizist viel lieber als „Bezirksbeamter“, wie es offiziell heißt. Das Wort Polizist ist bei vielen Menschen nach wie vor positiv besetzt. Gerade der Kontakt zu den jungen Menschen bedeutete mir immer sehr viel. Viele Kinder und Jugendliche, mit denen ich früher zu tun gehabt habe, kenne ich heute als Mütter oder Väter, was manchmal zu lustigen Begegnungen führt. Ich habe beispielsweise mal eine Ansprache zu Hause bei einem Jugendlichen gehalten, der bei seiner alleinerziehenden Mutter wohnte. Auf einmal tönte eine Männerstimme aus dem Nebenzimmer – vermutlich der neue Freund der Mutter. Er sagte: Hör Dir das gut an, das hat mir damals auch geholfen.

Das könnte Sie auch interessieren:

Was haben Sie im Ruhestand vor?

Kegel: Ich habe mir vor einiger Zeit ein Strandhaus in Brasilien gekauft, wo ich wohl die dunklen Monate des Jahres überwintern werde; den schönen Teil des Jahres verbringe ich im herrlichen Rheinland. Obwohl ich mittlerweile in Siegburg lebe, will ich ab und zu auch in Niehl vorbei schauen. Ein weiteres Hobby ist natürlich die Musik; ich habe jede Menge Tonträger zu Hause. Vielleicht biete ich mich auch als Reiseführer an. Außerdem werde ich, falls gewünscht, meinem großen polizeilichen Steckenpferd, der Gewalt- und Kriminalitätsprävention nachgehen. Nach meinem offiziellen Dienstende steht jedoch als erstes eine Pyrenäen-Überquerung mit meinem Fahrrad an, vom Atlantik zum Mittelmeer.