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BirkenwäldchenStreit um Bebauung des Rattenlochs

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Seit Jahren schon steht der ehemalige Supermarkt in Gremberghoven leer. Möglichkeiten zum Einkaufen gibt es im Veedel nicht. 

  1. Porzer Bezirksvertreter sind sich uneins, wie das "Birkenwäldchen"-Areal in Gremberghoven bebaut werden soll.
  2. Wegen des Streits könnte sich das Bauvorhaben ebenso wie der dringend nötige Einzelhandel im Ort bis zu sieben Jahre verzögern.
  3. "Als würde man den Dom abreißen und dort Einfamilienhäuser hinsetzen" kommentiert ein Bezirkspolitiker das Vorhaben der Stadtverwaltung.

Gremberghoven – Das im Volksmund mal Birkenwäldchen, mal Rattenloch genannte Areal an der Hohenstaufenstraße / Cimbernstraße / Steinstraße soll bebaut werden. Darüber herrscht Einigkeit. Uneins sind die Politiker aber, wie dort gebaut werden soll. CDU, Grüne und FDP wollen eine Bebauung mit Einfamilienhäusern, wie es in einer Vorlage zum Vorhaben bezogenen Bebauungsplan vorgesehen ist, verhindern. „Einfamilienhäuser an so einem zentralen Punkt zu bauen, wäre für mich in etwa so, als würden man den Dom abreißen und dort Einfamilienhäuser hinsetzen“, sagt Grünen-Fraktionschef Dieter Redlin.

Zu viel Fläche für zu wenig Menschen im Birkenwäldchen

Eine Bebauung in der vorgelegten Form direkt an einer S-Bahn Haltestelle, zwei Bushaltestellen und vier Minuten Gehweg zur Linie 7 sei nicht zielführend, so Redlin. Zu viel Fläche für zu wenig Menschen würde dort mit Einfamilienhäusern verbraucht. Zwar wäre ihm am liebsten, dass dort überhaupt nicht gebaut werde, aber diese Möglichkeit gebe es leider nicht mehr. Dafür die Möglichkeit, Einfluss zu nehmen, was dort gebaut werde.

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Streit um künftige Bebauung des Birkenwäldchens: Einfamilienwohnhäuser versus dreigeschossiger Wohnungsbau samt Einzelhandel.

Schlag gegen die Kölner Klimaresolution

Einfamilienhäuser an der Stelle machen angesichts der Wohnungsnot keinen Sinn und seien „ein Schlag gegen die von allen Parteien gefassten Kölner Klimaresolution“. Zusammen mit CDU und FDP haben die Grünen deshalb einen Änderungsantrag in die Bezirksvertretung (BV) Porz eingebracht. Ihre Forderung: Dreigeschossiger Wohnungsbau mit Geschäftszeile, Discounter und Drogeriemarkt sowie Studenten- und Seniorenwohnungen darüber.

Supermarkt für Gremberghoven

„Wir waren immer dafür, an dieser Stelle Einzelhandel anzusiedeln“, sagt Werner Marx, der Vorsitzende der CDU-Fraktion. In soweit seien sie den Grünen dankbar, dass sie von ihrer Haltung, dort nicht zu bauen, abgerückt sind. Jeder wisse, wie es seit Jahren um den Einzelhandel in Gremberghoven bestellt ist. Bemühungen, im ehemaligen Supermarkt im Zentrum des Stadtteils ein neues Geschäft anzusiedeln, seien gescheitert. Deswegen müsste man andere Wege gehen und in dem Zuge auch das starre Festklammern am Einzelhandel- und Zentrenkonzept unterlassen.

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"Wir wollen an der Stelle ganz klar Einzelhandel und Vollversorger.“ So könnten die Bürger von Gremberghoven auch fußläufig Einkäufe erledigen. Sie seien nicht mehr angewiesen auf einen rollenden Supermarkt, der zweimal die Woche im Stadtteil hält. Dies erinnere ihn an Gegebenheiten, wie es in ländlichen Gebieten der Fall ist. „Für eine Millionenstadt wie Köln ist das eine Schande“, so Marx. Auch müssten die Bürger in Gremberghoven nicht mehr mit dem Auto in andere Stadtteile fahren, um ihre Besorgungen zu machen. „Das ist auch gut für den Klimaschutz.“

Stillstand auf dem Areal für sieben Jahre

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Das Areal an der Hohenstaufenstraße, Cimbernstraße und Steinstraße in Gremberghoven soll bebaut werden.

SPD-Fraktionschef Simon Bujanowski wirft CDU, Grünen und FDP vor, dass sie mit ihrem Änderungsantrag den Wohnungsbau an der Stelle zeitlich in weite Ferne rücken. „Seit vielen, vielen Jahren reden wir über das Thema und jetzt, wo es um den Satzungsbeschluss geht, schieben sie dem einen Riegel vor.“ Die Folge sei, dass sich auch in den kommenden fünf bis sieben Jahren auf dem Areal nichts tun wird. „Alles, was sie sagen klingt gut, da hätten Sie aber wesentlich früher drauf kommen können.“ 

Möglichkeiten hätte es gegeben, sagt Lutz Tempel. Der Bezirksvertreter der Sozialdemokraten verwies darauf, dass das Thema nicht erst seit gestern in der Porzer Politik diskutiert würde. „In dem Sie das Rad zurückdrehen, führt das dazu, dass es keine Wohnbebauung an der Stelle geben wird.“ Dabei würden doch Wohnungen in Köln dringend benötigt, so Bujanowski.

Stadt will Einfamilienhäuser, Bezirkspolitik hält das für eine Schande

In einer Stellungnahme der Verwaltung zu dem mehrheitlich beschlossenen Änderungsantrag von CDU, Grünen und FDP heißt es: Der Beschluss der BV Porz würde die bisherigen Entwürfe „grundsätzlich in Frage stellen und eine umfassende Neuplanung zur Folge haben“. Vor dem Hintergrund der aktuellen Wohnraumsituation werde so die Möglichkeit verhindert, kurzfristig ein langwieriges Planverfahren abzuschließen und Wohnungsbau zu ermöglichen. „Die Verwaltung empfiehlt dem Beschluss der Bezirksvertretung Porz nicht zu folgen und an dem Planungsziel, der Schaffung von Planungsrecht für Einfamilienhäuser, festzuhalten.“