Millionenprojekt fertigNeue Lindemauer am Rhein vorgestellt – Bürger über Detail empört

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Lindemauer mit Geländer und Rheinblick

Der obere Gehweg an der Lindemauer ist nach der Sanierung sehr schmal.

Lob und Kritik gibt es für die neue Lindemauer, die das Ufer in Sürth vor Hochwasser schützen soll. Das Projekt dauerte mehr als acht Jahre.

„Die Lindemauer hat uns lange beschäftigt. Am Anfang stand die Frage: Abreißen oder gelingt die Sanierung? Die ist uns gelungen und wir freuen uns, dass die Arbeiten jetzt abgeschlossen sind“, sagte Ulrike Franzke. Die StEB-Köln-Vorständin stellte die sanierte Hochwasserschutzmauer nun gemeinsam mit StEB-Projektleiter Christian Mörchen und dem stellvertretenden Bezirksbürgermeister Achim Görtz, CDU, der Öffentlichkeit vor. Die Arbeiten an der Mauer, die nach der Firma Linde benannt ist, starteten im September 2021.

Neue Sicherheitsanforderungen hatten die Baumaßnahme notwendig gemacht. „Rein rechnerisch hätte die bestehende Stahlbetonmauer der Last von schnell abfließendem Hochwasser und gleichzeitig drückendem Grundhochwasser nicht standhalten können. Außerdem gab es schadhafte Betonstellen“, erläuterte Mörchen. 130 Stahlbetonbohrpfähle, rund sieben Meter lang und fast einen Meter dick, kamen von der Mühlengasse bis etwa 300 Meter flussaufwärts in die Erde und sichern den Stand für den beschriebenen Lastfall. Die schadhafte Betondeckung wurde wieder hergestellt.

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„Mit der Fertigstellung der Mauer haben wir einen wichtigen Meilenstein erreicht, denn der gesamte Kölner Hochwasserschutz entspricht nun wieder den aktuellen Sicherheitsanforderungen und weiterhin dem Schutzziel von 11,30 Meter Kölner Pegel“, erklärte Franzke. Der untere Geh- und Radweg entlang der Mauer wurde bei den Arbeiten auf vier Meter verbreitert. „Über diesen positiven Nebeneffekt freuen wir uns sehr“, sagte Görtz. Außerdem wurde das Bauwerk, das vom Ufer etwa sechs Meter hochragt, um 40 Zentimeter erhöht. Dies geschah nicht aus Hochwasserschutzgründen, sondern durch neue Anforderungen der Straßenverkehrsordnung.

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Da die Fallhöhe vom oberen Gehweg zum Sürther Leinpfad hin fünf Meter beträgt, ist eine Brüstungshöhe von 1,30 Meter vorgeschrieben, sodass die ehemaligen 90 Zentimeter nicht mehr ausreichten. Aus Kostengründen wollte die StEB die Erhöhung ursprünglich mit Beton vornehmen. Damit waren Anwohner und die Lokalpolitiker nicht einverstanden, weil dann die freie Aussicht auf den Rhein verloren gegangen wäre. Die Bezirksvertreter setzten sich für ein Geländer aus aufgesetzten Holmen ein und boten an, sich, falls nötig, an den Mehrkosten für diese Variante zu beteiligen. Nun hat die Mauer das gewünschte Geländer und die freie Sicht auf den Fluss ist erhalten. „Das ist wirklich gelungen, jedem, mit dem man über die Mauer spricht, gefällt sie“, freute sich Görtz.

Gehweg teilweise zu schmal für Rollstuhlfahrer

Er wies darauf hin, dass die StEB bei der Baumaßnahme keinen leichten Job hatte. „Baumschutz, Barrierefreiheit, Absturzsicherheit, Ästhetik und Hochwasserschutz mussten berücksichtigt werden, da waren viele Abstimmungen nötig“, sagte er und zitierte damit aus einem Schreiben der StEB. Der lange Zeitraum vom Ratsbeschluss zur Maßnahme im Jahr 2013 bis zum Baubeginn 2021 stimme ihn allerdings nachdenklich, sagte er. „Das sind immerhin achteinhalb Jahre“, so Görtz. Auch zeigte er sich mit der Gestaltung des oberen Gehwegs nicht zufrieden. Um die Bäume erhalten zu können, wurden die Baumscheiben deutlich vergrößert.

Dadurch ist der Gehweg entlang der Mauer sehr schmal – zu schmal für Kinderwagen und Rollstuhlfahrer. „Da hat man an die Menschen mit Handicap nicht gedacht. Da kommen wir nicht durch“, kritisiert auch der Sürther Hans Stahl. Er ist schwerbehindert und auf ein Elektromobil angewiesen. Man habe schon daran gedacht, erklärte Mörchen, aber es sei aus Platzgründen nicht anders möglich gewesen. „Es ist ein Kompromiss, da die Bäume erhalten werden sollten“, sagte er. An zwei Stellen ist der Bordstein des Gehweges abgesenkt, damit Rollstuhlfahrer diesen erreichen und auf den Rhein blicken können.

Nachbesserungen bis Mai bereits angefordert

„Da stellen sich aber Autos vor, hier müssen auf jeden Fall Poller oder Schilder hin“, ärgerte sich Stahl. Bei einem Ortstermin Mitte April habe man diese Probleme schon angesprochen, berichtete Görtz. Auch seien die Absenkungen am Bordstein nicht niedrig genug. „Die Nachbesserungen sind schon angefordert“, betonte er. Das Projekt kostete insgesamt 3,3 Millionen Euro, 80 Prozent davon trägt das Land NRW.

Die Mehrkosten von 55.000 Euro für das Geländer zahlt voraussichtlich die Bezirksvertretung. Die Restarbeiten am unteren Rad- und Gehweg und an der Rampe hinunter zum Rhein müssen noch erledigt werden, wie auch Arbeiten an der Beleuchtung. Ebenfalls erhält die Mauer einen Graffitischutz, und das Ufer wird mit Stauden und Sträuchern bepflanzt. Ende Mai soll alles fertig sein.

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