Scheuer zockt mit RekerDie Erkenntnisse des ersten Gamescom-Tags in Köln

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Vertieft ins Spiel: (von links) Köln Oberbürgermeisterin Henriette Reker, Bundesverkehrminister Andreas Scheuer und die Staatssekretärin für Digitalisierung, Dorothee Bär.

  • Die Gamescom 2019 ist am Dienstag offiziell eröffnet worden, im Zentrum steht vor allem die deutsche Computerspielbranche.
  • Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer probierte einiges selbst aus, musste sich aber harte Fragen gefallen lassen.
  • Die Gamescom 2019 fährt eine neue Strategie, die weit über den Standort Köln hinausgeht.

Köln – In Köln ist am Dienstag die Gamescom eröffnet worden. Im vergangenen Jahr kamen 370000 Besucher zur weltgrößten Messe für Video- und Computerspiele in die Deutzer Messehallen, 2019 sollen es mindestens ebenso viele werden. Neben den Spieleneuheiten treibt die Branche in diesem Jahr eine Diskussion über die Förderung deutscher Spieleentwickler um. Und die Gamescom will mit einer neuen Digital-Strategie weltweit Aufmerksamkeit generieren. Die wichtigsten Themen im Überblick:

Die Zukunft der Games-Förderung

Bei den vergangenen zehn Ausgaben der Gamescom überstrahlten die Freude über Hunderttausende Besucher und fünf Tage voller Spielspaß stets den immer schlechteren Zustand, in dem sich die deutsche Computerspielbranche befindet.

So steigt zwar der Markt mit digitalen Spielen in Deutschland stetig, zuletzt auf 4,4 Milliarden Euro, doch nimmt ebenso stetig der deutsche Umsatzanteil ab – nur noch 4,3 Prozent betrug er 2018 für Games-Entwicklungen aus Deutschland auf dem heimischen Markt, Tendenz fallend. Und nun ist auch noch die Games-Förderung des Bundes ab 2020 in Gefahr.

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Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer probiert einige Spiele selbst aus.

Dazu musste sich Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) rechtfertigen, der in seinem Ressort auch für die digitale Infrastruktur im Land und damit traditionell für die Förderung der deutschen Computerspieleindustrie zuständig ist. Mit seiner Parteifreundin, Digitalstaatsministerin Dorothee Bär, eröffnete Scheuer die Messe mit einem Rundgang.

Erst im April hatte der Minister beim Deutschen Computerspielpreis in Berlin verkündet, der Bund werde die Branche im Jahr 2019 mit insgesamt 50 Millionen Euro bezuschussen: „Damit wollen wir den Entwicklerstandort Deutschland stärken und international wettbewerbsfähig machen“, sagte Scheuer damals: „Wir freuen uns auf eine rege Resonanz der Computerspielgemeinde.“

Bundesregierung streicht wichtige Fördergelder

Rege, aber vor allem negative Resonanz gab es dann Ende Juni, als klar war, dass die Bundesregierung die Fördergelder für das Folgejahr gestrichen hatte: Im Haushaltsentwurf des Bundes für 2020 wird der Förderung deutscher Computerspiele-Entwicklungen kein einziger Euro zugestanden. Die Hoffnung der deutschen Entwickler ruht nun auf dem parlamentarischen Verfahren, über das die Förderung doch in den Haushalt kommen könnte. Der Bundestag entscheidet im Herbst darüber.

Ökonomische Effekte gesteigerter Investitionen und damit höhere Steuereinnahmen könne die Branche jedoch nur erzielen, „wenn die Förderung mittel- bis langfristig sichergestellt ist und nicht Jahr für Jahr neu im parlamentarischen Verfahren eingebracht werden muss“, kritisierte der Branchenverband Game.

Der Kölner Messechef Gerald Böse sagte am Rande des Eröffnungsrundgangs am Dienstag: „Andere Länder wie Frankreich, England und Kanada, aber auch aus Asien haben uns überholt, weil sie seit Jahren verlässliche Rahmenbedingungen haben“.

„Warum finden wir eine Förderung der Games-Branche nicht im Bundeshaushalt für 2020 wieder?“, fragte Melek Balgün, die Moderatorin der Gamescom-Eröffnung, den CSU-Politiker im Konrad-Adenauer-Saal. „Sie steigen ja ziemlich grob ein“, antwortete Scheuer. Und immerhin: Aus dem Publikum waren darauf doch einige Lacher zu hören. „In meiner Prioritätenliste steht die Games-Förderung im Haushalt mit 50 Millionen Euro an erster Stelle“, versicherte Scheuer. Aber er stelle den Haushalt ja nicht alleine auf. „Ich werde für die Games-Förderung weiter fighten. Deutschland braucht die Innovationskraft der Games-Branche“, so Scheuer. Sie belebe Wissenschaft und Wirtschaft , schaffe Innovationen für Gesundheit, Mobilität, Künstliche Intelligenz und Digitalisierung.

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Besucher der Kölner Gamescom

Auch Dorothee Bär versprach, für die Branche zu kämpfen: „Ich setze mich persönlich dafür ein, dass Gaming als innovativer Wirtschaftszweig und deutsches Kulturgut weiter etabliert wird.“

„Das Entscheidende ist, dass wir am Ende Taten sehen“, sagte Joachim Stamp (FDP), stellvertretender Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen. Die schwarz-gelbe Landesregierung habe die Fördermittel für Computerspiele seit 2017 verdreifacht. Eine Landesförderung kann nach Ansicht von Stamp jedoch nur eine Ergänzung zu einer Förderung des Bundes sein.

Messe-Wachstum im Digitalen

2019 belegt die Gamescom mit 210000 Quadratmetern fünf Prozent mehr Fläche als im Jahr zuvor. Das Wachstum ist nun an seine Grenzen gestoßen, solange nicht große neue Player auftauchen, die es ermöglichen, weitere Hallen für die Messe zu öffnen.

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Die Macher der Gamescom aber setzen vor allem auf eine Erweiterung ins Digitale. Dafür gab’s am Montagabend erstmals eine große Eröffnungsshow. Von US-Gaming-Profis produziert, wurde die „Opening Night Live“ im Internet übertragen, um online die Aufmerksamkeit von Gamern weltweit auf die Gamescom zu lenken.

Auf zahlreichen Kanälen sahen in Echtzeit Hunderttausende Menschen zu, wie zwischen Weltpremieren-Videos von heiß erwarteten Neuheiten und Spiele-Ankündigungen die Botschaft der Gamescom als Herz der Gaming-Welt platziert wurde. Die auf Abruf stehenden Videos verbreiten sich nun unter Millionen Videospiel-Fans – und die Gamescom feiert mit ihrer Strategie einen Erfolg, indem sie neben realen Messebesuchern auch Nutzer im Internet anspricht. Das dürfte den Bekanntheitsgrad weiter steigern.

Eintrittskarten und Öffnungszeiten

Nach dem Fachbesucher- und Medientag öffnet die Gamescom vom heutigen Mittwoch bis Samstag ihre Tore auch für Privatbesucher. Wer in den kommenden Tagen die neuesten Spiele testen möchte und noch kein Ticket hat, muss sich allerdings beeilen: Am Dienstagnachmittag meldete die Messe, dass es für Mittwoch keine Tageskarten mehr gibt. Für Freitag und Samstag sind schon längst alle Tageskarten verkauft, mit denen Besucher ganztägig in die Messehallen können.

Tagestickets für Donnerstag sind im Online-Shop der Gamescom hingegen noch verfügbar. Im Vorverkauf kosten sie 16,50 Euro, an der Tageskasse 19,50 Euro.

Eine Möglichkeit, trotz Ticketknappheit auf die Gamescom zu kommen, sind die Abendtickets, die die Kölner Messe in diesem Jahr erstmals im Angebot hat. Sie berechtigen zum Eintritt ab 16 Uhr und sind noch für Mittwoch, Donnerstag und Freitag erhältlich und kosten sieben Euro. Kinder im Alter von vier bis sechs Jahren haben kostenfreien Eintritt. Am Mittwoch und Donnerstag haben die Hallen von 10 bis 20 Uhr geöffnet. Freitag und Samstag dürfen alle Messebesucher von 9 bis 20 Uhr auf die Spielemesse.

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