Kommentar zu Kölner SchulenLos-Entscheid über Schulplätze ist eine Bankrotterklärung

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Schule Symbolbild Tafel Glücksspiel

Wer einen Platz an einer Kölner Schule haben will, braucht Glück. (Symbolbild)

  • Die Schul-Misere in Köln ist ein Dauerbrenner, seit Jahren fehlen ausreichend Plätze und Gebäude.
  • Schüler, Eltern und sogar Schulleiterinnen und Schulleiter wenden sich verzweifelt an die Politik.
  • Es wird Zeit, dass die Verantwortlichen endlich der Zukunft der Kinder die höchste Priorität geben. Ein Kommentar.

Es ist ein beispielloses Desaster, in das die Stadt Köln beim Thema Schulplatzvergabe im Verlauf der letzten Jahre hineingeschlittert ist. Leider zum wiederholten Mal und sehenden Auges: Die Vergabe von Plätzen an weiterführenden Schulen per Losverfahren ist letztendlich das ungerechte Ende einer fortlaufenden politischen Fehleinschätzung.

Was also ist wieder einmal schief gelaufen in dieser Stadt? So sehr, dass nun die Schulleiterinnen und Schulleiter aller Gymnasien in einem offenen Brief Alarm geschlagen haben und sowohl der Stadtverwaltung als auch dem NRW-Schulministerium ein denkbar schlechtes Zeugnis ausstellen. Dieser Brief als Hilferuf ist auch Ausdruck dafür, wie tief das Versagen reicht.

Seit mehr als zehn Jahren nicht genug Schulplätze

Die Kölner Schulmisere ist ein Dauerbrenner. Seit mehr als zehn Jahren gibt nicht genügend Schulplätze. In diesem Jahr fehlen 1000 an Gesamtschulen und 450 an den Gymnasien.

Alles zum Thema Henriette Reker

Seit Jahren mangelt es an tauglichen Schulgebäuden. Zur Wahrheit gehört hier, dass zurzeit erhebliche Anstrengungen unternommen und neue Schulen gebaut werden. Leider jedoch immer noch nicht in ausreichendem Maß: Bis 2030 braucht es laut Prognosen 54 neue Schulen in Köln, um den Bedarf zu decken.

Dreikönigsgymnasium 1102

Das Kölner Dreikönigsgymnasium wird entkernt (Archivbild)

Aber es fehlt eben nicht nur an Neubauten. Viele bestehende Schulen sind in einem erbarmungswürdigen Zustand. Das Gymnasium Kreuzgasse, eine der renommiertesten Schulen der Stadt, ist für diesen Missstand so etwas wie ein Mahnmal geworden.

Das Scheitern an der kommunalen Aufgabe Schulbau und Schulsanierung haben Eltern, Schüler und Lehrkräfte auszubaden. Sie leiden unter überbelegten Klassen. An einem Unterricht, der nicht ordnungsgemäß in Fachräumen stattfinden kann.

Die Misere ist so groß, dass sich die Schulen angesichts von Platzmangel und Unmengen von Mehranmeldungen nicht anders zu helfen wussten als mit einem willkürlich anmutenden Losverfahren. Und das aus dem einzigen Grund, die Erfolgsaussichten elterlicher Klagen gegen die Ablehnung ihrer Kinder zu minimieren.

Der Losentscheid ist eine Bankrotterklärung

Das Anmeldeverfahren per Losentscheid ist darum nichts anderes als eine Bankrotterklärung von Stadt und NRW-Schulministerium. Dort wurde versäumt, das Schulgesetz so anzupassen, dass Mehrfachanmeldungen nicht mehr möglich sind.

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Der Losentscheid ist schlicht eine Zumutung und für viele Kinder, die mehrfach an Schulen abgelehnt oder auf Warteplätze im dreistelligen Bereich gesetzt werden, sogar traumatisierend. Das müsste besser heute als morgen enden. Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) wäre deshalb gut beraten, dem aktuellen, unfairen und auf Zufall begründeten Vergabeverfahren auf Kosten der Kinder und Eltern noch vor der Landtagswahl Mitte Mai einen Riegel vorzuschieben. Das Anmeldeverfahren muss zuallererst und schnellstmöglich den Kindern gerecht werden.

Inhaltliche Kriterien wie Wohnortnähe und gleichmäßige Auslastung der Schulen müssen dann ab dem kommenden Jahr viel stärker berücksichtigt werden.

Wer hat Köln in den vergangenen Jahren regiert?

Und in Köln? Muss man sich wiederum fragen, wer eigentlich diese Stadt in den vergangenen Jahren regiert hat. Der Zufall? Vorausschauende Politik sieht jedenfalls komplett anders aus. Denn die Botschaft ist doch seit Jahren eindeutig: Köln wächst. Die aktuellen Geburtenstatistiken kamen nicht per Rauch-Orakel zustande, sondern sind das Ergebnis einer jährlichen Zählung. So weit, so schlicht. Man muss kein Hellseher sein, um zu wissen: Die Babys von heute sind die Schülerinnen und Schüler von morgen.

Oberbürgermeisterin Henriette Reker, die Kölner Verwaltung und der gesamte Stadtrat sind nun gefordert, den Kampf gegen den eklatanten Schulplatz-Notstand mit voller Entschlossenheit zu führen. Das Thema muss ganz nach oben auf die lange To-Do-Liste der Stadt. Wenn nötig, müssen andere Projekte dafür eben hinten anstehen. Hat die Zukunft der Kinder – und damit die Zukunft unserer Gesellschaft – nicht höchste Priorität, dann läuft etwas grundlegend falsch. 

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