Stellungnahme von Kölner ErzbischofWoelki äußert sich zu offenem Brief aus Düsseldorf

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Woelki 180321

Kardinal Woelki

Köln – „Als Christen sind wir vor Meinungsverschiedenheiten nicht gefeit. Bei allen Konflikten sollten wir aber daran denken, dass wir einen gemeinsamen Grund haben, Christus.“ Mit diesen Worten reagiert Kardinal Rainer Woelki darauf, dass ihn 140 Mitglieder der Düsseldorfer Pfarrgemeinde Sankt Margareta in einem offenen Brief aufgefordert haben, der für den 9. Juni geplanten Firmung fernzubleiben. Dieses Sakrament könne „für uns“ nur jemand spenden, „der als Christ in seinem Amt und seinem Handeln glaubwürdig ist. Sie sind das leider nicht mehr“, heißt es in dem Schreiben, das überwiegend engagierte Gemeindemitglieder, aber auch einige hauptamtlich Tätige unterzeichnet haben. Als Bischof könne Woelki „nach den Regeln der römisch-katholischen Kirche“ andere Priester damit beauftragen, die Firmung zu spenden.

Ob er der Aufforderung der Gemeinde folgt, lässt der Kölner Erzbischof in seiner am Dienstag veröffentlichten Stellungnahme offen. „Auch wenn wir entgegengesetzte Positionen haben, so werbe ich dafür, dass wir zusammen im offenen Gespräch bleiben und den Weg gemeinsam gehen“, ließ er sich vernehmen. „Wir haben große Herausforderungen vor uns, die wir nur gemeinsam als Christen bewältigen können.“

Anlass der Auseinandersetzung ist der anhaltende Konflikt um den Umgang mit sexualisierter Gewalt im Kölner Erzbistum. Die Gemeinde Sankt Margareta im Düsseldorfer Stadtteil Gerresheim sei „in den letzten Wochen und Monaten besonders betroffen von den offenkundig gewordenen Missbrauchsvorwürfen gegen Priester, die in unserer Gemeinde tätig waren“, ist in dem Schreiben zu lesen. Es handelt sich um zwei Geistliche. Zum einen um den verstorbenen Pfarrer O., dem eine schwere Straftat an einem Jungen im Kindergartenalter zur Last gelegt wird; Woelki, der mit ihm gut befreundet war, leitete 2015 keine kirchenrechtliche Voruntersuchung ein und unterließ es, den Fall nach Rom zu melden.

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Zum anderen geht es um den früheren Kaplan D., den der Erzbischof Woelki 2017 zum stellvertretenden Düsseldorfer Stadtdechanten ernannte, obwohl polizeibekannt war, dass der Geistliche sexuellen Kontakt zu einem minderjährigen Strichjungen gehabt hatte; andere Missbrauchsvowürfe kommen hinzu. In beiden Fällen kommt das im März publizierte Gutachten des Kölner Strafrechtlers Björn Gercke zu dem Ergebnis, Woelki habe sich keiner Pflichtverletzung schuldig gemacht. Die juristische Aufarbeitung des Missbrauchsskandals reiche jedoch nicht aus, heißt es in dem offenen Brief. Nötig sei eine „systemische, moralische und theologische Aufarbeitung“.

Die Firmung – eines der sieben Sakramente der katholischen Kirche – wird in der Regel von einem Bischof gespendet. Wo dies nicht möglich ist, kann sie auch von einem Priester vorgenommen werden; Voraussetzung ist, dass er damit vom Diözesanbischof beauftragt wird. Für den Pastoralbezirk Mitte des Kölner Erzbistums, zu dem die Städte Köln, Leverkusen und der Rhein-Erft-Kreis zählen, ist Weihbischof Rolf Steinhäuser zuständig. Für die Pastoralbezirke Nord (mit Düsseldorf) und Süd sind dies die Weihbischöfe Dominikus Schwaderlapp und Ansgar Puff. Beide sind wegen des Missbrauchsskandals zurzeit beurlaubt. Die Firmungen, die sie deshalb nicht vornehmen können, würden „weitestgehend von Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki und Weihbischof Rolf Steinhäuser übernommen, unterstützt durch Generalvikar Dr. Markus Hofmann und Dompropst Guido Assmann“, teilt das Erzbistum mit. 

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