Die Gewerkschaft Verdi hat zu einem großflächigen Warnstreik in Köln aufgerufen.
Laut Ankündigung sollten mehrere komplette Stationen in den Krankenhäusern Holweide und Merheim zu bestreikt werden – dagegen gingen die Kölner Kliniken vor.
Gestreikt wird am Mittwoch und am Donnerstag auch in der Kölner Stadtverwaltung, in einigen Kitas, bei den Sozialbetrieben, der Rhein-Energie, dem Jobcenter, der Arbeitsagentur und den Köln-Bädern.
Köln – Am Dienstag waren die Verantwortlichen der städtischen Kliniken bis in den Nachmittag hinein in Alarmbereitschaft: Für ihren Warnstreik an diesem Mittwoch hatte die Gewerkschaft Verdi angekündigt, über die Notdienstvereinbarung mit den Kliniken hinaus mehrere komplette Stationen in den Krankenhäusern Holweide und Merheim zu bestreiken. Zahlreiche Operationen in den Kliniken wurden verschoben. 150 Betten wären von dem weit reichenden Streik betroffen gewesen. Da auch zwei von drei unfallchirurgischen Stationen bestreikt werden sollten, hätten dort womöglich keine weiteren Patienten mehr aufgenommen werden können. „Die steigenden Corona-Infektionen machen sich bei den Kliniken bereits in gestiegenen Patientenzahlen bemerkbar“, sagte Holger Baumann, Geschäftsführer der Kliniken Köln. „In dieser Situation benötigen wir alle verfügbaren Intensivbetten und haben keinen Spielraum für Bettenschließungen im Intensivbereich.“
Die Krankenhäuser zeigten sich überrascht „von der hohen Eskalationsstufe seitens der Arbeitnehmervertreter in diesem Stadium der Verhandlungen“. In Sorge, den Rettungsdienst während des Warnstreiks einstellen zu müssen und schwerverletzte Patientinnen und Patienten im Traumazentrum in Merheim nicht ausreichend versorgen zu können, ließen die Kliniken den Umfang des Warnstreiks juristisch prüfen – und erhielten am späten Dienstagnachmittag Recht: Das Arbeitsgericht Berlin befand, dass die zwei unfallchirurgischen sowie eine kardiologische und eine neurologische Station in Merheim für die Zeit des Warnstreiks nicht komplett gesperrt werden dürften.
Auch dürften keine Betten auf der Intensivstation in Holweide geschlossen werden. „Aus unserer Sicht war der Schritt der juristischen Prüfung notwendig, um die Patientenversorgung trotz des Warnstreiks sicherstellen zu können. Ich hoffe, dass zum Wohle aller die Tarifgespräche zu einer raschen Einigung führen werden“, sagte Baumann.
Gestreikt wird am Mittwoch und am Donnerstag auch in der Kölner Stadtverwaltung, in einigen Kitas, bei den Sozialbetrieben, der Rhein-Energie, dem Jobcenter, der Arbeitsagentur und den Köln-Bädern. Letztere bleiben am Mittwoch geschlossen. Bäder und Saunalandschaften sowie die Eisbahn des Lentparks öffnen nicht, da zu erwarten sei, dass ein Großteil der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dem Aufruf von Verdi folgt. Die Fitnessbereiche des Agrippa- und des Rochusbades bleiben dagegen geöffnet.
Kundgebung an der Deutzer Werft
Die Gewerkschaft rechnet damit, dass sich stadtweit bis zu 2000 Menschen an den Warnstreiks beteiligen werden. Dadurch werde es an den Streiktagen auch zu Einschränkungen und Schließungen einiger Kitas kommen – die meisten städtischen Kindergärten bieten indes zumindest eine Notbetreuung an.
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Die Kundgebung findet am Mittwochvormittag ab 9 Uhr an der Deutzer Werft statt. Dort werden unter anderem viele Alten- und Krankenpflegerinnen für bessere Arbeitsbedingungen demonstrieren. „Wir können unsere ausgeschriebenen Stellen oft kaum noch besetzen. Um den Beruf attraktiver zu machen, braucht es neben besserer gesellschaftlicher Anerkennung auch höhere Löhne“, sagte eine Kölner Pflegedienstleiterin dieser Zeitung. „Die Zeiten, da wir personelle Löcher mit Langzeitarbeitslosen wie Maurern oder Malern stopfen müssen, von denen sich manche gar nicht für den Beruf eines Pflegers interessieren, müssen aufhören.“
Verdi fordert 4,8 Prozent mehr Lohn und mindestens 150 Euro mehr pro Monat für Beschäftigte im öffentlichen Dienst. Neben den 2,3 Millionen Tarifbeschäftigten von Bund und Kommunen sollen mehr als 200 000 Beamte von dem Verhandlungsergebnis profitieren. Die nächste Verhandlungsrunde ist für den 22. und den 23. Oktober angesetzt.