Überraschende StatistikZahl der neuen Wohnungen in Köln ist gestiegen

Lesezeit 4 Minuten
Soll für noch mehr neue Wohnungen in Ehrenfeld sorgen: Das Neubaugebiet auf dem früheren Max-Becker-Areal.

Soll für noch mehr neue Wohnungen in Ehrenfeld sorgen: Das Neubaugebiet auf dem früheren Max-Becker-Areal.

Trotz Baukrise und steigender Zinsen sind voriges Jahr deutlich mehr Wohnungen gebaut worden – doch die Stadt warnt mit Blick auf die Zukunft.

In Köln sind im vergangenen Jahr 3533 neue Wohnungen fertiggestellt worden. Das ist im Vergleich zum Jahr 2022 ein Anstieg um 51,8 Prozent und der drittbeste Wert in den vergangenen zehn Jahren – und das in Zeiten einer Baukrise und steigenden Zinsen. Die Verwaltung spricht in ihrer Statistik von einer „überdurchschnittlich hohen Zahl fertig gestellter Wohnungen“. Die wichtigsten Aussagen aus der Statistik im Überblick.

Warum steigt die Zahl neuer Wohnungen?

Andree Haack, Dezernent für Stadtentwicklung, sagte: „Wir als Stadtverwaltung freuen uns natürlich über diese Bilanz. Der wesentliche Grund sind bereits begonnene Projekte, die nun fertiggestellt wurden. Aber wir dürfen nicht außer Acht lassen, dass momentan neue Projekte seitens der Wohnungswirtschaft nur zögerlich angeschoben werden. Wenn keine positiven Impulse in den Wohnungsmarkt kommen, fehlen uns neue Wohnungen in zwei bis drei Jahren.“

Alles zum Thema Henriette Reker

Ist das genug?

Gemessen an dem, was die Stadt Köln sich mit privaten Wohnungsbauunternehmen sowie unter anderem Mieter- und Haus- und Grundbesitzerverein vorgenommen hat: nein. Sie hatten 2017 ein Bündnis gegründet, um mehr Wohnungen zu bauen. Mittelfristig sollten 6000 neue Wohnungen pro Jahr gebaut werden. Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) hatte damals gesagt: „Mehr Wohnungen sind nicht mehr nur ein normales Ziel der Stadt, sondern eine absolute Notwendigkeit.“ Dieses Ziel ist seither nie erreicht worden, nicht mal die 4000er-Marke wurde in Köln geknackt. Im Gegenteil: 2020 beispielsweise waren es nur 2013 neue Wohnungen. Laut Verwaltung lag der Jahresschnitt zwischen 2015 und 2022 bei 2680 Wohnungen, das entspricht nur rund 45 Prozent und damit nicht mal der Hälfte des Ziels 6000 neuer Wohnungen.

Welche Art Wohnungen wurde am häufigsten fertiggestellt?

Die Drei-Zimmer-Wohnung mit 1140 neuen Wohnungen gefolgt von der Zwei-Zimmer-Wohnung mit 1018 Wohnungen. Im Vergleich zum Jahr 2022 haben deren Fertigstellungen auch am stärksten zugenommen. Sogar Wohnungen ab fünf Räumen (379) sind im Vorjahr öfter gebaut worden als Ein-Raum-Wohnungen (377).

Ehrenfelds Bezirksbürgermeister Volker Spelthann.

Ehrenfelds Bezirksbürgermeister Volker Spelthann.

In welchem Stadtbezirk wurden die meisten Wohnungen gebaut?

Im Stadtbezirk Ehrenfeld. Im Vorjahr sind 1035 der 3533 Wohnungen dort fertig geworden, das entspricht knapp 30 Prozent. Danach folgen Porz (626/17,7 Prozent) und Rodenkirchen (622/17,6 Prozent). Die wenigsten Wohnungen wurden in der Innenstadt fertig (83/2,4 Prozent). Ehrenfelds Bezirksbürgermeister Volker Spelthann (Grüne) sagte: „Das ist nicht das eine große Neubauprojekt, das in die Statistik eingeht, sondern es sind viele mittelgroße Projekte.“ Er freue sich darüber. Auf die Frage nach der möglichen Gentrifizierung, also der Vertreibung der alteingesessenen Bevölkerung aufgrund gestiegener Mietpreise, sagte Spelthann, es sei ein vielschichtiges Thema. „Die Gentrifizierungserklärung ist zu eindimensional.“ Laut Spelthann würden brach liegende Flächen bebaut und deshalb niemand verdrängt, zudem würden auch öffentlich geförderte Wohnungen mit vergleichsweise geringer Miete gebaut.

Und wie sieht es mit den Baugenehmigungen aus?

Für den Wohnungsbau braucht es zuvor eine Genehmigung, die Zahl der Genehmigungen gilt als Indiz darauf, wie viele Wohnungen zukünftig erstellt werden. Im vergangenen Jahr waren es 3211 und damit ein Plus von 5,5 Prozent. „Damit trotzt Köln dem bundesweiten Trend“, teilte die Verwaltung mit. Demnach hat bundesweit die Zahl der Baugenehmigungen um 26,6 Prozent abgenommen.

Und was ist mit dem Bauüberhang?

Der Begriff steht für die Zahl der genehmigten, aber eben nicht fertiggestellten Wohnungen. Die Zahl ist erheblich: 2022 waren es 9912 Wohnungen, voriges Jahr dann 9415. Laut Verwaltung ist es das erste Mal seit 2018, dass der Bauüberhang gesunken ist, aber „auf einem hohen Niveau“ verbleibt, wie die Stadt urteilt.

Wie viele Wohnungen gibt es in Köln?

572.090 im Jahr 2023. Acht Jahre früher waren es noch 554.018, doch die Anzahl wächst seither jedes Jahr. Auch hier gilt: Die Drei-Raum-Wohnungen machen den größten Anteil aus mit 173.129, die wenigsten sind die Ein-Zimmer-Wohnungen mit 43.126 Exemplaren. Geografisch gesehen verfügt der Stadtbezirk Lindenthal über die meisten Wohnungen (84.562), die wenigsten hatte Chorweiler (35.993).

KStA abonnieren