Köln – Man könnte denken, Henning Huth liebte den Kölner Dom. Überall taucht er auf: auf den Bildern, die im Haus des Architekten hängen und immer wieder, wenn er von seinen Malereiprojekten spricht. Sechsmal hat er den Dom bei Regen gemalt. Dann viermal mit Merkmalen anderer Kirchen, mal mit keinem Turm, mal mit nur einem – wie beim Straßburger Münster. Jetzt hat er ihn zwölfmal im Laufe eines Jahres gemalt, für jeden Monat einen. Dabei mag er die Gotik eigentlich gar nicht. „Mein Herz hängt an der Romanik“, sagt er. An Kirchen wie St. Martin oder St. Aposteln. „Inzwischen habe ich mich aber mit ihm angefreundet“, sagt Henning Huth lächelnd.
Der Druck seines Kölner Dom- Gemäldes liegt vor dem Architekten. Die Brille hat er um den Hals hängen, ein groß gewachsener Mann mit schneeweißen Haaren. 79 Jahre ist er alt. Man sieht es ihm nicht an. „Wenn Sie abends mal um den Kölner Dom herumgehen: Was Sie dort sehen – das erkennt man tagsüber gar nicht.“ Vor dem Haupteingang: „Das ist nicht einfach das Portal dieser Kirche – das ist ein richtiger Raum, der da entstanden ist.“ Bei den verschiedenen Beleuchtungen sei das unglaublich spannend.
Die Sonne in der Hohenzollernbrücke
Mitte September, sagt er, gehe die Sonne genau in der Achse der Hohenzollernbrücke auf. So wie er es im März gemalt hat für den Kalender, der im KStA-Shop erhältlich ist. „Dann muss man gutes Wetter haben und ein bisschen Geduld.“ Es gibt keinen Ort, an dem Henning Huth ohne Stift und Papier aufkreuzt. „Wenn ich abends fernsehe, zeichne ich. Im Urlaub zeichne ich – überall.“ Als er noch als Architekt aktiv war, machte er aus seinen Projektplänen richtige Kunstwerke. „Ich wollte den Leuten eine Geschichte erzählen.“ Inzwischen stehen die künstlerischen Werke gesammelt im Keller zwischen unzähligen anderen Malereien und der neuen Radiermaschine, zentnerschwer und riesengroß, die ihm seine Kinder geschenkt haben.
Am liebsten ist ihm immer noch Aquarell, das beste für die vielen Reisen, die er macht. „Die trocknen schnell, die kann man schnell einpacken.“ In den kleinen Zimmern im Obergeschoss des Huth’schen Hauses hängen viele dieser Reisegemälde. „Das hier war 1958 in Paris“, sagt Huth und deutet auf ein Bild der Place du Tertre, „gleich unter Sacré- Cœur“. Daneben ein Bild – „das war 1969 in Griechenland in Mykonos“, daneben Schweden, Santa Fe, ein Strand in Italien, die Toskana.
Dass Huth als Architekt gearbeitet hat, klingt logisch. Dabei hat es eine Weile gedauert, bis er nach der Schule herausfand, was er in seinem Leben machen könnte. Nach mehreren anderen Anläufen und nach einem Jahr Grübeln kam der Einfall: Architektur. Henning Huths Bestimmung. Erst später begann er, den Dom zu malen. Sein letztes Werk, zwölfmal das Kölner Wahrzeichen, zeichnete er ursprünglich für seine Kinder, eine Art Kalender. Er hat sich wieder vor das Poster gesetzt mit seinen Aquarellen und deutet auf den Januar. „Der verschneite Dom war das erste Bild. Nachdem der fertig war, dachte ich, man könnte ein bisschen mehr draus machen.“
Jetzt, wo er im Ruhestand ist, geht das. Vorher war dafür nie Zeit. Seine Frau sagt, er sei nun noch beschäftigter als früher. „Ich habe ein paar Kunst- und Literaturprojekte, an denen ich bastele“, sagt Huth. Die hatte er schon lange, lange geplant. An was genau er arbeitet will er nicht sagen, das könnte sonst jemand klauen. Mit dem Kölner Dom auf jeden Fall hat es nicht zu tun.