Künstler Jürgen SchmitzEin Himmelsjäger mit Foto-Blick

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Der Siegburger Maler Jürgen Schmitz malt realistische Werke vom Rheinland, hier der Blick auf den Kölner Dom. (Repros: Johannes Schmitz)

Der Siegburger Maler Jürgen Schmitz malt realistische Werke vom Rheinland, hier der Blick auf den Kölner Dom. (Repros: Johannes Schmitz)

Siegburg – „Viele halten es für zu bieder.“ Jürgen Schmitz weiß, dass seine Art zu malen provozieren kann. Romantisierender Fotorealismus mit surrealistischen Einflüssen? Das ist für Verfechter einer nicht abbildenden Kunst denn doch zu viel des Guten. Er selbst lässt sich von solchen Abgrenzungen nicht abweisen und nimmt mit Neugier wahr, in welche Richtungen sich die aktuelle Kunst entwickelt. Sein persönlicher Stil aber steht für ihn nicht zur Disposition.

Reizt ihn nicht manchmal eine heimliche Aktzeichnung oder der Versuch, die Landschaften ins Abstrakte entgleiten zu lassen? Schmitz lächelt milde und verneint.

Schon während seines Studiums in Düsseldorf, das er 1978 abschloss, hat er sich klar positioniert. „Diese Art zu malen habe ich mir frei gekämpft.“ Einige wenige Jahre ging er in den Schuldienst.

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Auf Sicherheit verzichtet

Als sich Jürgen Schmitz dann entschloss, als freischaffender Künstler zu leben, verzichtete er bewusst auf die Möglichkeit, eines Tages eine Beamtenpension zu beziehen. In einigen Monaten wird der gebürtige Siegburger 60 Jahre alt. Es laufe gut, bereut habe er den Schritt nie. Allerdings sei er „immer wieder überrascht, dass die Bilder gekauft werden“. Und das passiert offenbar nicht selten. Die Preise liegen für Großformate im Schnitt etwa bei 5000 Euro. Seine Bilder strahlen handwerkliche Perfektion aus. Mehrere Wochen vergehen, bis ein Werk nach der Vorlage eines selbstgeschossenen Fotos vollendet ist. Zunächst zeichnet er mit feinem Ölstift vor, stellt dann von hinten nach vorne die Grundfarbigkeit des Himmels her, bevor er den Vordergrund, also etwa das Siebengebirge oder den Blick auf Bonn, entstehen lässt.

Über seine Kunst reden mag der eher zurückhaltende Schmitz nicht. Er neigt auch nicht zu interpretatorischen Überhöhungen. Mehr als ein rein realistisches Abbild der abfotografierten Wirklichkeit sieht er allerdings doch in seinen Werken: „Ein leicht visionärer Charakter nimmt einem realistischen Landschaftsbild die gefährliche Alltäglichkeit.“ Das beginnt im Vordergrund.Es geht ihm nicht um jedes Detail, sondern um die Gesamtstimmung. Vor allem beim Himmel, der meist mehr als die Hälfte des Bildes einnimmt.

„Ich bin ein Himmelsjäger“, sagt Schmitz über Schmitz. „Ich hole mir im Herbst meine Himmel an der Nordsee.“ Denn der Uferstrich am Meer sei wie eine Bühne für den Himmel. Ganz so fotorealistische Eins-zu-Eins-Übertragungen sind die Blicke vom Drachenfels oder vom Ölberg im Siebengebirge also nicht. Und dann traut er sich doch einen kleinen interpretatorischen Exkurs zu: Der Vordergrund „löst sich aus dem Irdischen über den Horizont in den Himmel auf“. Darin spiegele sich aber weder eine Programmatik noch eine religiöse Grundhaltung. Da kann er schon mehr mit dem Begriff der Sehnsucht anfangen.

Eine Schwierigkeit wird der Maler wohl nie loswerden: „Wenn man meine Bilder verkleinert, wirken sie immer wie Fotos.“ Den Betrachtern der Originale dagegen empfiehlt er, „sich in die Bilder hineinziehen zu lassen“.

Kölner Stadtansichten

Das können auch die Besucher des Kölner Stadtmuseums, für das Schmitz zwei Stadtansichten gemalt hat, ausprobieren. Der Landschaftsmaler will sein großes Thema, den Blick auf den Rhein, noch oft variieren. „Das könnte ich malen bis ich 90 bin, denn es ist immer wieder anders.“

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