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Gürzenich-OrchesterErstmals ein „Komponist für Köln“

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F.-X. Roth

„Alles läuft sehr gut“, sagte François-Xavier Roth mit seinem netten französischen Akzent zu Beginn der Pressekonferenz auf dem Podium der Kölner Philharmonie. „Alles“, das sind nach Auffassung des Gürzenich-Kapellmeisters, der jetzt in die Schlussrunde seiner ersten Amtszeit geht, seine „Verkölnung“, die Arbeit mit der Formation und ihre Verankerung in der Stadt.

Ein Mann für „Raumstücke“

In der Saison 2016/17 soll dies mit Macht fortgesetzt werden, und zwar erneut mit Hilfe einer genauen Themenfokussierung der (deutlich Roths Handschrift tragenden) Konzertagenda. Vier Schwerpunkte fallen ins Auge: Zum ersten Mal gibt es für insgesamt vier Spielzeiten (mit der laufenden beginnend) in Gestalt des Straßburgers Philippe Manoury einen „Komponisten für Köln“. Wird beim diesjährigen Mai-Konzert schon dessen neues Werk „Ring“ uraufgeführt, so soll er auch in den kommenden Jahren Frisches für Köln liefern. Seine Kompositionen werden sich, so Roth, vor allem durch die Adaption an die jeweilige „Raumsituation“ empfehlen – im April 2017 zum Beispiel wird, unter Roth, in den Sartory-Sälen Manourys Stück „In situ“ erklingen.

Ein zweiter Schwerpunkt ist Saint-Saens, dem Roth das komplette vierte Sinfoniekonzert im Dezember widmet (mit seinem Vater Daniel als Solist der „Orgelsinfonie“). Kurz zuvor bitten Gürzenich-Musiker zu einer „Saint-Saens-Suite“ in den Stiftersaal des Wallraf-Richartz-Museums. Ein anderer Weg führt zu „Brahms in Köln“: Roth selbst dirigiert im dritten Konzert das „Deutsche Requiem“ (nach Ligetis „Lux aeterna“) mit der Schola Heidelberg und dem Chor des Kölner Bach-Vereins, außerdem im sechsten die zweite Sinfonie (nach Weberns „Passacaglia“ und Strawinskys Violinkonzert mit Vilde Frang). Leonidas Kavakos offeriert im November die vierte Sinfonie (nach Mozarts Violinkonzert KV 216 und „Prager Sinfonie“), Roger Norrington im März das Violinkonzert (mit Francesca Dego).

Diesem Renner folgt die erste Elgar-Sinfonie, mit der zugleich der vierte Schwerpunkt bezeichnet wird: „Great Britain“. In dessen Rahmen sind Brittens Klavierkonzert mit Sunwook Kim und seine „Sea Interludes“ zu hören sowie – in deutscher Erstaufführung – Guy Barkers Trompetenkonzert „The Lanterne of Light“ (mit Alison Balsom). Britisch geht es auch im achten Konzert zu: Der frühere GMD Markus Stenz dirigiert – erstmals nach seinem 2014er Abschied – die erste Sinfonie von William Walton (nach Haydns 26. Sinfonie und Iberts Flötenkonzert mit der orchestereigenen Alja Velkaverh als Solistin).

Die „Rahmenkonzerte“ setzen Bewährtes fort: Im Oktober gibt Ehrendirigent Dmitrij Kitajenko Russisches (Prokofjew, Schostakowitsch, Chatschaturian), und im zwölften Konzert setzt Roth (der die Stenz-Tradition der Bach-Passionen mit „Johannes“ aufgreift) seine Kombinationen von Bruckner und Moderne fort – diesmal geht der achten Sinfonie Lachenmanns „Tableau“ voraus. Das „wir helfen“-Benefiz-Konzert widmet Roth Ravel, und im Eröffnungskonzert am 11. September stellt er zwei Köln-bezogene Werke zusammen: Bartóks zweites Violinkonzert (mit Michael Barenboim) und Mahlers fünfte Sinfonie.

www.guerzenich-orchester.de