Kölner PhilharmonieErschreckend leere Ränge für Münchener Kammerorchester

Lesezeit 2 Minuten
Philharmonie

Die Kölner Philharmonie

  • Das Münchener Kammerorchester, eine der renommiertesten Adressen der Bundesrepublik, ist am Sonntagabend in der Kölner Philharmonie aufgetreten.
  • Mit dabei waren etwa 200 Zuhörer, die sich in der Weite des Runds verloren hatten. Ein erschreckend niedriges Publikumsinteresse.
  • Wie das Konzert aus musikalischer Sicht war, welche Stärken es hat — und wo die Schwächen liegen.

Köln – Lag es am Programm, am Wetter, an den Herbstferien, am corona-induzierten Misstrauen – oder an allem zusammen? Die Frage ist schwer zu beantworten, während von der Sache her dieses unstrittig sein müsste: Ein so miserables Publikumsinteresse wie am Sonntagabend bei seinem Auftritt in der Kölner Philharmonie hat das Münchener Kammerorchester, eine der renommiertesten einschlägigen Adressen in der Bundesrepublik, nicht verdient.

Vielleicht 200 Zuhörer verloren sich in der Weite des Runds – ein deplorabler Anblick für die Musiker wie für die doch noch Gekommenen, die ein peinliches, dem Fremdschämen nicht unähnliches Gefühl entwickeln mochten. Die Gäste unter ihrem Chefdirigenten Clemens Schuldt machten mit professioneller Disziplin das Beste draus – wobei so oder so auch Wünsche übrig blieben.

Start mit Uraufführung

Man startete (in Anwesenheit des Komponisten) mit der Uraufführung von Vito Zurajs Konzert „Begehren –  zersplittert“ für Soloharfe, Schlagzeug und Streicher, einem Auftrag der Philharmonie für das das Beethoven-Jahr begleitende „non btvh projekt“.

Dem Programmheft zufolge macht der Slowene sogar Einträge in Beethovenschen Konversationsheften als programmatischen Hintergrund seiner Novität geltend – sie erschließen sich freilich dem Hörer kaum. Auch der konzertante Aspekt kam irgendwie zu kurz, die von der Französin Marion Ravot gespielte Harfe blieb klanglich in der Defensive, operierte teils am Rand des Hörbaren.

Definitives Urteil unmöglich

Ein definitives Urteil über das zehnminütige Werk ist nach einmaligem Hören unmöglich, in Erinnerung bleiben weniger thematische Prozesse und prägnante Melodieverläufe (markant immerhin das wiederholte Harfen-Arpeggio mit initialem Durdreiklang) als vielmehr interessante Schalleffekte mit dem vom Geigenbogen bestrichenen Schlagzeug und windmaschinenartigen Glissandi in den Streichern.

Solist in Schuberts folgendem A-Dur-Rondo für Violine und Streicher war mit dem Russen Ilya Gringolts ein Virtuose, der stark durch die historische Aufführungspraxis geprägt ist. Das hörte man am vibratoarmen, dabei leider auch leicht ausgehungerten und zu gelegentlicher Überartikulation neigenden Ton, dem auch der beherzt-musikantische Angang nicht so recht auf die Sprünge half.

Das könnte Sie auch interessieren:

Ein Glanzstück lieferte das Orchester dann aber mit Haydns hoch-experimenteller „Feuer-Sinfonie“ ab. Da brannte es tatsächlich lichterloh, und die Gegensätze zwischen zweistimmiger Dürre und kantablem Aufblühen im satten harmonischen Satz wurden  schön herausgespielt. Vom feinsten war schließlich das Feuerwerk der Hörner im Finale.

KStA abonnieren