Kölner PhilharmonieHorst Meinardus verabschiedet sich mit Pauken und Trompeten

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Horst Meinardus

Der Kölner Chorleiter Horst Meinardus

Chorleiter Horst Meinardus verabschiedete sich nach 33 Jahren als Leiter des Philharmonischen Chores Köln. 

Mit leicht schwankendem Schritt stieg der Chorleiter nun zum letzten Mal vom Dirigentenpodest. Die Begleitmusik bestand aus stehenden Ovationen, Trampeln, Johlen und herzlicher Dankbarkeit für viele Jahre Proben und Konzertieren. Horst Meinardus ist ein Stück personifizierte Kölner Musikgeschichte.

Über 30 Jahre war er zweiter Chordirektor der Oper Köln, lehrte an der Hochschule für Musik und Tanz Opernchor und Oratorien-Ensemble, und sang schon als 14-Jähriger im 1947 gegründeten Philharmonischen Chor Köln. Dessen Leitung übernahm er 1990 vom Gründungsvorgänger Philipp Röhl. Nach 33 Jahren übergibt der 82-Jährige dieses Amt an Niko Köhs, der momentan noch an der Kölner Hochschule Chordirigieren bei Florian Helgath studiert.

Horst Meinardus eröffnet in der Kölner Philharmonie mit Zoltán Kodály

Meinardus eröffnete sein Abschiedskonzert in der Kölner Philharmonie mit Zoltán Kodálys 1936 entstandenem „Budavári Te Deum“, das der Chor einst zur Kölner Erstaufführung gebracht und danach öfter gesungen hatte. Die Chorkantate beginnt mit einem überschwänglichen Hymnus von vollem Chor und Orchester samt Pauken und Trompeten, deren Fanfaren sowohl die Allmacht Gottes verherrlichen als auch die Rückeroberung der von den Türken besetzten Burg von Buda im Jahr 1686 erinnern.

Die Glorifikation göttlicher Allmacht und Majestät gelang indes recht menschlich, mit manchen Intonationstrübungen und leicht klappernden Einsetzen. Doch Geist und Intensität stimmten. Und schon Nam Yun Paik sagte: „Wenn zu perfekt, liebe Gott böse.“

Ein zartes Sopransolo beschwört die Hoffnung auf Auferstehung

Kodálys anspruchsvolles Werk verlässt stellenweise die Dur-Moll-Tonalität zugunsten von Harmonik und Melodik aus Quartenschichtungen. Zudem überrascht der Lobpreis nach typisch triumphaler Schlussfuge mit einem zarten Sopransolo, das die Hoffnung auf Auferstehung und ewiges Leben beschwört.

Wie mit diesem und anderen Werken ungarischen Komponisten suchte Meinardus während seiner Wirkungszeit immer wieder erfolgreich nach Erweiterungen des gängigen Oratorienrepertoires von Bach, Händel, Brahms, Mendelssohn oder Orff durch Aufführungen von Werken von Igor Strawinsky, Frank Martin, Arthur Honegger, Ottorino Respighi, Hermann Suter, Vaughan Williams oder des Kölner Komponisten Harald Banter.

Eine Art „Te Deum“ ist auch Felix Mendelssohn Bartholdys zweite Symphonie „Lobgesang“. In weihevoll gemessenem Tempo eröffnen die Posaunen mit dem markanten Choralthema, das den Kopfsatz und fragmentarisch die Mittelsätze durchzieht. Das Neue Rheinische Kammerochester Köln spielte das „Allegretto“ leicht und tänzerisch. Streicher und Holzbläser sangen innig das „Adagio religioso“.

Im Kantatenschluss erfuhr der Choral zum finalen Vers „Alles was Odem hat, lobe den Herrn“ dank Unterstützung durch die Brussels Choral Society eine eindrucksvolle Bekräftigung aus über hundert Kehlen. Solotenor Henning Jendritza strahlte kraftvoll und Sopranistin Elena So und Altistin Seda Amir-Karayan sangen das insistierende „Ich harre des Herrn“ mit ruhiger Zuversicht. Chor und Orchester setzten den Schlusspunkt mit jubilierendem „Halleluja“.

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