Kommentar zur Medien- und EventstadtAls Bühne für die Welt braucht Köln mehr

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Gamescom 2022: Besucherinnen und Besucher auf der Messe nach der Corona-Pause.

  • Gamescom, Basketball-EM, Medienstandort: Köln wird als Bühne für große Events und Veranstaltungen geliebt.
  • Und doch wird das vorhandene Potenzial nicht ausreichend ausgeschöpft.
  • Ein Kommentar.

Köln – Die Medien- und Eventstadt Köln zeigt sich in diesen Wochen von ihrer besten Seite. Die weltweit größte Spielemesse Gamescom zog Hunderttausende, vorwiegend junge Besucher an und sorgte für positive Berichterstattung rund um den Globus, auch wenn nicht alle Größen der Spielebranche dabei waren. An diesem Mittwoch kann sich Köln im Glanz der internationalen Emmy-Awards sonnen. Auf Schloss Arff tagt eine Jury aus knapp 60 Film- und Fernsehschaffenden, um über preiswürdige Beiträge zu befinden; am Abend treffen sich Politiker und Unternehmer, Produzenten und Schauspieler zum Austausch.

Am Donnerstag dann startet die Basketball-EM in der Lanxess-Arena. Neben viel sportlicher Prominenz wird auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zu Gast sein. Vor dem EM-Auftaktspiel der deutschen Basketballer gegen Frankreich wird Steinmeier anlässlich einer Trikot-Zeremonie für Superstar Dirk Nowitzki eine Rede halten.

Nicht immer nur tägliches Klein-Klein

Köln ist ein Podium für die Welt in diesen Tagen, und man könnte fast meinen, nun werde alles nachgeholt, was in den vergangenen zwei Corona-Jahren nicht oder nur mit sehr hohen Auflagen möglich war. Es tut gut, zu sehen, dass sich Köln nicht immer nur im täglichen Klein-Klein verstrickt, sondern neben den zahlreichen und beklagenswerten Baustellen im Stadtbild und in der Bürokratie auch international strahlen kann.

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Es ist unbestritten: Köln wird als Bühne geliebt. Rund 20 Millionen Menschen, die in einem Umkreis von 150 Kilometern um die Stadt leben, machen Köln zum Hotspot einer europäischen Metropolregion und zu einem höchst spannenden Markt. Nicht umsonst steht etwa die Lanxess-Arena im Wettbewerb mit New York, Los Angeles und Tokio. Als Medienstandort hält Köln eine Spitzenposition in Deutschland. Unternehmen wie RTL, Telekom, WDR, MMC Filmstudios und DuMont machen den Standort auch für Zehntausende Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer attraktiv, die in die Medien wollen.

Potenzial wird nicht ausreichend ausgeschöpft

Jeden Tag werden in der Stadt Filme für Kino und Fernsehen, Serien für TV und Streamingplattformen, Shows oder Dokumentationen produziert – ein großer Teil davon durch in Köln ansässige Unternehmen. Mit der Internationalen Filmschule (IFS) und der Kunsthochschule für Medien (KHM) verfügt die Stadt zudem über renommierte Ausbildungseinrichtungen.

Und doch ist es wie mit so vielen Themen in Köln: Das vorhandene Potenzial wird nicht ausreichend ausgeschöpft. In den 1990er Jahren wurde Köln durch die Gründung des Musiksenders Viva und die Popkomm zur europäischen Musikhauptstadt. Die Stadt war offen für Innovationen, es herrschte Aufbruchstimmung. Dieser „Spirit“ ist verloren gegangen – und zwar nicht erst durch die Corona-Pandemie, sondern schon viel früher.

Eigene Stabsstelle reicht nicht aus

Es ist darum begrüßenswert, dass OB Henriette Reker die Stabsstelle Events um die Bereiche Film und Fernsehen erweitert und dass ein städtisches „Servicebüro Film- und Fernsehproduktionen“ seine Arbeit aufnimmt. Das allein reicht jedoch bei weitem nicht, um die Medienstadt Köln als Standortfaktor zu stärken.

Der Geist, der Köln von den 1960er bis 1980er Jahren als Kunst- und Kulturhauptstadt ausgemacht hat, muss wiederbelebt werden. Die OB könnte sich dieses wichtige Thema noch stärker persönlich auf die Fahne schreiben und als Moderatorin dafür sorgen, dass es bei diesem Zukunftsthema zu einem regelmäßigen, öffentlichen Austausch aller Agierenden kommt.

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Und auch die NRW-Landesregierung sollte sich zur Stärkung des Medienstandortes Köln klar bekennen. Warum nicht als Signal die Film- und Medienstiftung NRW von Düsseldorf weiter rheinaufwärts in die Stadt mit K verlegen, wo es auch mit Abstand die meisten zu fördernden Produktionen gibt?

Die Chancen, die Köln auch im Zuge der weiteren Digitalisierung der Medien- und Unterhaltungsindustrie hat, können nicht hoch genug bewertet werden. Und, um einen Vorschlag des Kulturmanagers Alexander Elbertzhagen aufzugreifen: Warum nicht ein übergreifendes Format, einen gemeinsamen Preis für Literatur, Musik, Konzerte, Film und Fernsehen etablieren?

Die bundesweite Strahlkraft der Medienstadt Köln könnte so jedenfalls neu belebt und gefestigt werden. Was die Relevanz der Medien- und Eventbranche und die Zahl der Arbeitsplätze angeht, muss sich Köln vor München, Hamburg und auch Berlin jedenfalls nicht verstecken. 

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