Rolando Villazón in der Kölner PhilharmonieEin Mozart-Abend der Extraklasse

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Rolando Villazón als Tenor während der Aufführung, elegant in schwarzem Anzug gekleidet und mit erhobener rechter Hand.

Gemeinsam mit dem Ensemble PRJCT Amsterdam widmete Rolando Villazón einen Abend in der Kölner Philharmonie dem Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart.

Das Orchester PRJCT Amsterdam und Star-Tenor Rolando Villazón gastierten mit Mozart-Arien und Instrumentalstücken in Köln.

Eine Gala mit Auszügen aus Mozart-Opern als Konzertprogramm? Ausgefallen und also so richtig prickelnd ist das auf Anhieb nicht. Beim einschlägigen Konzert mit dem vorzüglichen, temperamentvoll-quirligen Originalklangensemble PRJCT Amsterdam in der Kölner Philharmonie gab es indes ein paar Specials, die den Abend dann doch zu etwas Besonderem machten. Die Agenda enthielt nicht nur Highlights (Arien und Ensembles) aus den Da Ponte-Opern und der „Zauberflöte“, sondern auch etliche nahezu unbekannte Stücke des jungen Komponisten aus seiner ganz frühen Schaffensperiode – etwa aus „Apollo et Hyacinthus“ und „Mitridate, re di Ponto“. Da wurde dann im Abstand eindrucksvoll deutlich, dass der Zehn- bis 14-jährige als Komponist zwar ernst zu nehmen, der Weg zum „Figaro“ oder „Don Giovanni“ trotzdem noch sehr, sehr weit ist.

Orchester interpretiert Mozart-Stücke gekonnt und unkonventionell

Ungewöhnlich auch, dass der Ensembleleiter Maarten Engeltjes zugleich als für die Altarien und -partien zuständiger Counter in den Ring stieg. Cherubinos „Voi che sapete“, stilgerecht und klangvoll gesungen, zeitigte dabei eine amüsante Rollenverwirrung: Ein Mann singt die Partie einer Mezzosopranistin, die auf der Bühne wiederum einen Mann darstellt. Und als Dirigent zeigt Engeltjes, dass er sich auf die große Form wie aufs exquisite Detail versteht: Das herrliche Quasi-Solo der Flöte am Ende von Leporellos Registerarie holt er sehr angemessen heraus.

Dann die Kammerbesetzung im Orchester, die tatsächlich zu einer radikalen und auch partiturrelevanten Reduktion: Bei den – angemessen knackig und pointiert aufspielenden – Bläsern wurde die Devise „Aus zwei mach eins“ beherzigt, Pauken und Trompeten, in einem Stück wie „Non piu andrai“ instrumentalsymbolisch eigentlich unverzichtbar, fehlten ganz.

Star-Tenor Villazón und Sopranistin Ruiten liefern überragend ab

In der vierköpfigen Riege der Vokalsolisten schließlich erschien mit Rolando Villazón eine illustre Gestalt des internationalen Operngesangs. Der Mexikaner mit französischer Staatsbürgerschaft hat sich aus verschiedenen Stimmkrisen gut herausgearbeitet, wobei ihm das Barockrepertoire und – vor allem – Mozart sehr geholfen haben dürften. Villazóns Tenor tendiert – jedenfalls mittlerweile – stark zum Bariton. Den Papageno nimmt man ihm ohne weiteres ab, während die Stimme für die typischen Tenorlagen sogar etwas zu gedeckt klingt, zu wenig „strahlt". Davon abgesehen ist der sympathische Künstler ein Spieltalent von hohen Graden, da wird das Philharmoniepodium tatsächlich zur Opernbühne. Und wie er in der Konzertarie KV 210 Verachtung gleichsam hinter den Zähnen singt, das ist beeindruckend komisch.

Während sich der Bassist Andreas Wolf mit einer etwas schauderhaften Tiefintonation seinen Einstieg (Don Giovannis Ständchen für Elviras Zofe) verdarb, dann freilich noch gut herauskam, gebührt die Palme des Abends wahrscheinlich der Sopranistin Lenneke Ruiten – „E Susanna non vien!“, die große Szene der Figaro-Gräfin, kann man inniger und beseelter wohl kaum singen. Ein arger Querschläger war dann ausgerechnet die Zugabe: Mozarts „Ave verum“ ist ein genuines Chorstück, dessen Charakter verfehlt wird, wenn profilierte Solostimmen den Gesangspart übernehmen. Wer wohl auf diese Schnapsidee gekommen ist?

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