Was tun mit dem Studio für Elektronische Musik?Pläne für Zamus 2.0 erneut gescheitert

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Karlheinz Stockhausen sitzt während einer Probe zu seinem Stück „Michaels Heimkehr“ an einem Schaltpult.

Karlheinz Stockhausen bei Proben im Studio für Elektronische Musik des WDR

Die Stadt braucht einen neuen Standort, um das Zentrum für alte Musik und das Studio für Elektronische Musik des WDR zu beherbergen. 

Im Februar 2022 beschloss der Rat der Stadt Köln das zu gleichen Teilen von Stadt Köln und Land NRW finanzierte Konzept „ZAMUS 2.0 / SEM“. Der historische Komplex von Helios-Gelände und Rheinlandhalle in Köln-Ehrenfeld sollte für das hier seit 2011 ansässige Zentrum für Alte Musik (ZAMUS) baulich ertüchtigt und auf die doppelte Fläche von dann 2.250 Quadratmetern erweitert werden. Die von der Kölner Gesellschaft für Alte Musik betriebene Einrichtung sollte zusätzliche Büros, Instrumenten-, Gäste- und Stimmzimmer erhalten, ebenso ein zentrales Foyer sowie einen zweiten Proben- und Konzertsaal für 150 Personen. Eingeplant waren ferner akustische Verbesserungen, Schall- und Brandschutztechnik, ein konzerttaugliches Lüftungssystem und ein Anheben der Geschosshöhe.

Pläne für den „Zamus 2.0“-Standort erneut gescheitert

Hier hätte auch das legendäre Studio für Elektronische Musik (SEM) des WDR wieder aus der Versenkung geholt und auf 250 Quadratmetern als lebendiges Museum öffentlich zugänglich gemacht werden sollen, für Führungen, Forschung, Lehre, Vermittlung, Workshops, Stipendien, Produktionen, Residenzen und Kooperationen mit Musik- und Medienhochschulen. Die Fertigstellung war für März 2025 geplant. Doch was ist seit über zwei Jahren geschehen? Nichts – außer ergebnislosen Nachverhandlungen und dem nun endgültigen Scheitern der Pläne an diesem Standort. Denn der Vertrag mit der BAUWENS Asset Management GmbH & Co. KG als Eigentümer und Investor kam wegen deren erhöhter Finanzforderungen nicht zustande.

Inzwischen errichtet BAUWENS im fraglichen Gebäudetrakt bereits Büros für andere Zwecke. Außerdem kann das Unternehmen den Mietvertrag mit dem ZAMUS, das gegenwärtig an mehreren Orten der Stadt sein „zamus: early music festival“ veranstaltet, jederzeit kündigen. Damit ist der gesamte bisherige Findungs- und Planungsprozess ist gescheitert.

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Die Stadt hält am Konzept fest

Stadt und Land halten zwar weiterhin inhaltlich am Konzept fest, müssen jetzt aber alternative Standorte suchen und neue Umbauplanungen in Auftrag geben. Auf Anfrage an die Pressestelle der Stadt Köln teilte das Kulturdezernat mit, das Projekt werde „mit hoher Priorität behandelt“ und vom städtischen Kulturraummanagement (KRM) bei der Suche nach einem neuen Standort unterstützt:

„Insgesamt 17 mögliche Alternativstandorte wurden gemeinsam mit dem ZAMUS geprüft, von denen zwei in die engere Auswahl gekommen sind. Derzeit untersucht das KRM tiefergehend die Rahmenbedingungen für eine Erschließung dieser Standorte. Unabhängig davon wird geprüft, inwieweit sich neue Möglichkeiten auf dem Markt ergeben. Bei der Suche sind sowohl städtische und nicht-städtische Liegenschaften geprüft worden. Da es sich bei der Immobilie für das ZAMUS aufgrund der Anforderung nicht um eine Standardliegenschaft handelt, ist eine Vielzahl von Prüfungen notwendig. Bei der Suche nach einem möglichen Interim kann das ZAMUS ebenfalls durch das Kulturraummanagement unterstützt werden.“

Studio der Elektronischen Musik des WDR gehört der Stadt

Kulturdezernent Stefan Charles und Benjamin Thele vom KRM favorisieren eine Nutzung im Staatenhaus, wenn irgendwann die Oper Köln ihr Ausweichquartier nicht mehr benötigt.

Glücklicher Dritter ist der WDR. Sein 1951 gegründetes SEM war jahrzehntelang Magnet für Musikschaffende aus der halben Welt. Doch seit der Schließung 2000 schiebt der Sender sein historisches Erbe wie eine heiße Kartoffel von sich. Das einzigartige Ensemble aus hunderten analogen Geräten, Generatoren, Synthesizern, Samplern bis hin zu Computern und digitalen Mischpulten ist seit 2001 in einem Kellerraum in Köln-Ossendorf eingelagert. Im Herbst 2023 hat der WDR den Geräteparcours per Schenkung der Stadt Köln übertragen, die nun als neue Eigentümerin für die Mietkosten aufkommen muss und vor der Alternative steht, mit der Umsetzung dieses international bedeutenden Wiederaufbaus entweder weltweit zu glänzen oder sich bei Scheitern in derselben Tragweite zu blamieren.

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