„Sexistischer Mistkerl“Kölner Autor Schätzing mit Wutrede über Australien und Trump

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Frank Schätzing GRÖNERT

Frank Schätzing

Köln – Mit einer Wutrede über die verheerenden Buschbrände in Australien, Premier Scott Morrison und US-Präsident Donald Trump hat der Kölner Autor Frank Schätzing am vergangenen Donnerstagabend in der ZDF-Talkshow „Markus Lanz“ für Aufsehen gesorgt.

Die Naturkatastrophe, die derzeit in Australien zu sehen sei, sei eine direkte Auswirkung des Klimawandels und sei schon vor Jahren prognostiziert worden. „Australische Wissenschaftler haben dieses Ausmaß der Waldbrände in Studien schon vor zwölf Jahren vorhergesagt. Es hat nur niemand auf sie gehört“, sagte Schätzing.

Frank Schätzing bei Markus Lanz: „Scott Morrison ist ein Lobbyist“

Die Schuld gibt er hauptsächlich der australischen Politik, vor allem Premierminister Scott Morrison: „Er ist ein Lobbyist, der sich vehement weigert, die wissenschaftlichen Erkenntnisse zu akzeptieren.“

Alles zum Thema Klimawandel

Morrison favorisiere weiterhin Energiegewinnung aus Kohle, obwohl diese schädlich für das globale Klima sei. „Morrison weigert sich beharrlich, die wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Klimawandel und deren Zusammenhang mit den Buschbränden anzuerkennen. Er leugnet es einfach. Mal abgesehen davon, dass er Bilder von sich schießt bei irgendwelchen Bier-Partys, während das ganze Land brennt. Das ist ein gefährliches Geflecht von Politik und Wirtschaft, das weltweit vorhanden ist. Dadurch werden nicht die Themen benannt, die benannt werden müssen.“

Frank Schätzing bei Markus Lanz: Radikaler Kohleausstieg ist falsch

Es gehe ihm aber nicht darum, den radikalen Kohle-Ausstieg zu fordern. „Das würde gar nicht funktionieren. Was wir brauchen, ist ein guter Mix für unseren Strom. Wir brauchen kein „Entweder oder“, wir brauchen ein „Sowohl als auch“. Die Wissenschaft bietet tausend Möglichkeiten, wir müssen sie nur nutzen.“

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In Deutschland sei auch die Angst vor dem Scheitern ein Problem: „Die gibt es etwa im Silicon Valley überhaupt nicht. Sie haben dort sogar Mut zu Scheitern. Für uns ist Scheitern vor allem ein Makel. Scheitern ist ein integraler Bestandteil von Kreativität. Wenn du alles gegen das Scheitern tun willst, dann kannst du auch gleich zuhause bleiben, weil du deine Kreativität so sehr einengst.“

Ähnliches gelte auch für die Politik: „Deutsche Politiker haben so viel Angst davor zu scheitern, dass sie automatisch die Innovation bremsen. Dabei haben wir so viele kluge Köpfe in unserem Land. Für Neuerungen brauchst du flache Hierarchien, die haben wir in Deutschland aber nicht. Wenn du ganz unten eine Idee hast, dann wird sie entweder von einem Vorgesetzten geklaut oder in den Papierkorb geworfen.“

Kölner Autor Frank Schätzing schießt gegen US-Präsident Donald Trump

Deutschland habe das Potential für innovative Wege, die Politik sei aber nicht bereit, diese Wege zu gehen. „Deutschland ist im Vergleich zu den USA eine Puppenstube. Wir sind alle so eng beieinander, in den USA ziehen die Leute in Kalifornien einfach ihr Ding durch. Die können auch nichts dafür, dass wir in Washington als mächtigsten Mann der Welt einen sexistischen, rassistischen, verlogenen Mistkerl sitzen haben.“

Schätzing spricht, wieder beim Klimawandel angekommen, auch von einem Erlebnis in einer Eishöhle in Island, in dem ihm gezeigt worden sei, wann einzelne Teile der Höhle verschwunden sein werden. „In nicht mal 200 Jahren ist einer der größten Gletscher auf Island nahezu komplett abgeschmolzen. Und der Mensch tut kaum etwas dagegen“, erklärte Schätzing weiter.

Schätzing warnt vor den Folgen des Klimawandels, die jetzt schon zu sehen seien: „Wenn wir es nicht hinbekommen, die Erderwärmung um zwei Grad Celsius zu begrenzen, steigt der Meeresspiegel um drei Meter an, bei drei bis vier Grad könnten es schon 65 Meter sein. Das ist gefährlich und ein großes Problem.“ Klimawandel sei kein optionales Problem, auf das man nicht zwingend zugehen muss.

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