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„Schwer erträglich“Journalistin irritiert Lanz beim Thema Ausländerkriminalität

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Mit Herbert Reul (Zweiter von links), Florence Gaub (Zweite von rechts) und Ulrike Winkelmann sprach Markus Lanz am Donnerstag über das Thema Clankriminalität. (Bild: ZDF / Markus Hertrich)

Mit Herbert Reul (Zweiter von links), Florence Gaub (Zweite von rechts) und Ulrike Winkelmann sprach Markus Lanz am Donnerstag über das Thema Clankriminalität. (Bild: ZDF / Markus Hertrich)

Bei „Markus Lanz“ beteuerte Journalistin Ulrike Winkelmann, dass es keinen Grund gebe, sich im Land unsicher zu fühlen. Mit ihrer Argumentation konnte sie den ZDF-Moderator jedoch keinesfalls zufriedenstellen.

Wenn man sich die Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) genauer anschaut, gibt es eine deutliche Zunahme der Straftaten durch nicht-deutsche Täter. ZDF-Moderator Markus Lanz nahm dies am Donnerstagabend zum Anlass, um über die migrationspolitischen Herausforderungen in Deutschland sowie den schwierigen Kampf gegen Clankriminalität zu debattieren.

Ulrike Winkelmann eckte mit ihren Aussagen bei Markus Lanz an. (Bild: ZDF / Markus Hertrich)

Ulrike Winkelmann eckte mit ihren Aussagen bei Markus Lanz an.

Dazu erklärte er: „Kritiker sagen: 'Der Kampf gegen die Clans ist in Wahrheit längst verloren'.“ Gleichzeitig warnte Lanz: „Die AfD verankert sich jetzt auch im Westen.“ Als er nach den konkreten Ursachen fragte, erläuterte CDU-Politiker Herbert Reul, dass nicht nur das Thema Sicherheit ein Faktor sei, sondern auch das „Erscheinungsbild“ einzelner Stadtviertel eine Rolle spiele: „Wenn Sie Gebiete haben, wo vorranging Migranten oder ausländische (...) Menschen sind, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass immer mehr von diesen deutschen Mitbürgern, die da mal gewohnt haben, verschwinden. Das ist ein Verdrängungswettbewerb.“

Als Markus Lanz interessiert nachfragte, erklärte Reul: „Das ist wahrscheinlich eine Gefühlslage von: Ich fühle mich hier nicht mehr wohl. Ich bin hier eine Minderheit und dann verschwinde ich hier.“ Der CDU-Politiker ergänzte: „Das ist ein ganz langer Prozess und hat auch nicht nur eine Ursache.“ Gerade deshalb stellte Herbert Reul klar, dass er das Problem konkret benennen wolle, „weil sonst macht das Problem mit den Leuten was und die Leute haben kein Vertrauen mehr zu dir“.

CDU-Politiker Herbert Reul sprach von einem „Verdrängungswettbewerb“. (Bild: ZDF / Markus Hertrich)

CDU-Politiker Herbert Reul sprach von einem „Verdrängungswettbewerb“.

Sicherheitsexpertin Florence Gaub fügte nachdenklich hinzu: „Ich glaube nicht, dass es eine direkte Kausalkette gibt zwischen Kriminalität und AfD. Die AfD ist wahnsinnig stark in Gebieten, da gibt's gar keine Ausländer.“ Journalistin Ulrike Herrmann nickte zustimmend: „Man muss auch da ansetzen, (...) dass man dafür sorgt, dass eine Viertelstruktur sich verändern kann. Dass es eben nicht nur Armenviertel gibt, sondern dass der Staat endlich die Schrott-Immobilien auch tatsächlich aufkauft und darin gute, anständige Wohnungen einrichtet.“ Dies seien „aber alles Fragen von Investitionen, die der Staat eben an anderer Stelle auch noch nicht geleistet hat“.

„Migrant sein hat nichts zu tun mit kriminell sein“

„Die AfD ist wahnsinnig stark in Gebieten, da gibt's gar keine Ausländer“, merkte Florence Gaub an. (Bild: ZDF / Markus Hertrich)

„Die AfD ist wahnsinnig stark in Gebieten, da gibt's gar keine Ausländer“, merkte Florence Gaub an.

Mit ihrem Argument sorgte sie für Verwirrung bei Markus Lanz. Er hakte nach: „Also es ist die Schuld des Staates und die Schuld von zu wenig Investitionen?“ Ulrike Winkelmann, die sich „in Deutschland nicht bedroht“ fühle, bejahte dies energisch: „Das sind die Faktoren, die dazu beitragen!“ Die Journalistin weiter: „Migrant sein hat nichts zu tun mit kriminell sein.“

Dem musste Lanz jedoch deutlich widersprechen. Er könne „das Argument irgendwie nicht so richtig nachvollziehen“, erklärte er: „In der Statistik tauchen 50 Prozent Menschen ohne deutschen Pass auf, wenn es um Kriminalität geht.“ Trotz der Statistik beteuerte Ulrike Winkelmann bei „Markus Lanz“, dass sie sich in Deutschland sehr sicher fühle - auch, wenn sie zugeben musste: „Ich glaube, dass das Sicherheits- und Unsicherheitsempfinden regional stark schwankt.“

Markus Lanz warnte: „Die AfD verankert sich jetzt auch im Westen.“ (Bild: ZDF / Markus Hertrich)

Markus Lanz warnte: „Die AfD verankert sich jetzt auch im Westen.“

Gleichzeitig sagte die Journalistin: „Man lernt, sich so zu verhalten, dass man keinen Anlass hat, sich gefährdet zu fühlen - unabhängig von einer objektiven, möglichen Bedrohung.“ Lanz hakte irritiert nach: „Was heißt das?“ Winkelmann erinnerte sich daraufhin an mehrere unangenehme Momente, die sie selbst am Hamburger Hauptbahnhof erleben musste. Wie sie sich geholfen habe? „Ich habe einfach jeden angeschrien, der mir zu nahe kam.“ Eine Offenbarung, die Lanz fassungslos machte: „Aber das ist doch schon nicht gut!“ Ulrike Winkelmann nickte: „Nein, natürlich nicht!“

Markus Lanz findet: „Das ist jetzt albern!“

In dem Zusammenhang stellte die „taz“-Chefredakteurin klar: „Es ist nicht jede Frau Opfer – und muss es auch nicht sein.“ Mit dieser Aussage konnte sie den ZDF-Moderator jedoch nicht überzeugen. Im Gegenteil: „Ich finde es irgendwie schwer erträglich, dass man sich als Frau auf eine gewisse Art verhalten muss, um nicht zum Opfer zu werden. (...) Das kann es doch nicht sein!“

Als Ulrike Winkelmann dies zurückhaltend bejahte, wetterte Lanz weiter: „Aber dann haben wir doch ein Thema!“ Die Journalistin konterte prompt: „Deswegen kämpfen wir ja auch an jeder anderen Front gegen das Patriachat, oder?“ Das jedoch tat der ZDF-Moderator ab: „Das ist jetzt albern!“ (tsch)