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Rasmus HeltMonströs viele Leserbriefe geschrieben

3 min

Der Hamburger Rasmus Helt.

Berlin – Vor ein paar Jahren wäre er beinahe etwas größer rausgekommen. Seinerzeit hat Jakob Augstein angefragt, ob Rasmus Ph. Helt unter dem Segel seiner Wochenzeitung "Freitag" nicht ein eigenes Blog unterhalten wollte. Die Sache hat sich dann zerschlagen. Dafür hat Helt unlängst in Italien veröffentlicht, in der "Gazetta dello Sport". "Das war etwas Besonderes." Und ja, auch das "Wall Street Journal" hat zuletzt ein paar Sachen abgedruckt. Der 40-Jährige geht nun also über Grenzen.

Der Hamburger ist so etwas wie der inoffizielle Deutsche Meister im Leserbriefe schreiben. Wer die Leserbriefseiten der überregionalen Zeitungen und Magazine studiert, der wird auf seinen Namen stoßen. Und wem sich dieser Name erst mal eingeprägt hat, der wird merken, wie viele Leserbriefe Helt tatsächlich produziert. Zahlen erhärten den Eindruck. Das Archiv dieser Zeitung hält 311 seiner Werke bereit. Die Datenbank Genios zählt 2568 Treffer.

Wer Rasmus Ph. Helt trifft, am Hamburger Hauptbahnhof zum Beispiel, und dann mit ihm einen Cappuccino trinken geht, der stellt freilich fest, dass er anders als manche Leserbriefschreiber nicht schon morgens um sechs aufrecht im Bett sitzt und empört ist, über was auch immer, wie der Kabarettist Hanns Dieter Hüsch einst liebevoll lästerte. Im Gegenteil.

Manchmal wöchentlich 30 Leserbriefe

Natürlich ist Helts Produktion monströs. Seit Ende der 90er Jahre tippt er manchmal wöchentlich 30 Leserbriefe. Mit der "Hamburger Morgenpost" und dem "Hamburger Abendblatt" ging es los. Mittlerweile deckt Helt alle großen Tages- und Wochenzeitungen ab. Dann und wann streut er eine Regionalzeitung ein. Mit der Leserbriefredakteurin der "Leipziger Volkszeitung" hat Helt schon privat kommuniziert. Die "Hessisch-Niedersächsische Allgemeine" in Kassel hingegen hat die Nase voll. Sie publiziert seine Texte nicht mehr. Das ist für Helt durchaus okay.

Der Enthusiast schätzt seine Abdruck-Quote gleichwohl auf zwei Drittel. Dabei würde er es als "nicht fair" erachten, einen Brief an mehrere Redaktionen gleichzeitig zu schicken. Jeder Text bezieht sich auf einen spezifischen Artikel in einer spezifischen Zeitung. Es sind insoweit Unikate.

Helt wuchs wie Mike Krüger in Quickborn auf. Aber man kann sich seine Nachbarn nicht aussuchen. Bemerkenswert ist ferner, dass er begonnen hat, Politologie und Volkswirtschaft zu studieren, als der Kanzler noch Helmut Kohl hieß: 1997. Und bisher nicht fertig ist. Während des Studiums hat er Vorlesungen des Gründers der Alternative für Deutschland, Bernd Lucke, gehört, hält dessen Anti-Euro-Kurs aber für zu egoistisch.

Kein Fanatiker

Trotz seines blauen Superman-T-Shirts darf man sich Helt denn auch nicht als Fanatiker vorstellen. Er ist zurückhaltend, ja schüchtern. Beim Gespräch macht er längere Pausen, um in sich zu gehen, und schaut dabei gelegentlich auf die Tischplatte. Der Händedruck ist so sanft wie der von Angela Merkel. Über radikale Gruppen schreibt Helt nicht - aus Angst vor Bedrohungen.

Er beleidigt auch niemanden. Der Sohn eines Dänen meldet sich, wenn er die soziale Gerechtigkeit bedroht sieht oder wenn zwischen den moralischen Ansprüchen von Politikern und der Realität seiner Ansicht nach eine zu große Lücke klafft. Bei alldem versteht er sich als links, findet indes die SPD zu opportunistisch und die Linkspartei zu ideologisch.

Der Mann ist nicht der Meinung, die Wahrheit zu kennen. Er sucht sie und verfasst Leserbriefe, "weil ich gern argumentiere" - sowie zweifellos auch ein bisschen aus sportlichem Ehrgeiz. Eines möchte Helt überdies auf gar keinen Fall: für einen Nerd gehalten werden. Selbst wenn 2568 Treffer bei Genios eben das doch ein bisschen vermuten lassen.