Bei Hitzewelle in NRWSPD fordert Siesta für Paketzusteller

Lesezeit 3 Minuten
Ein Paketzusteller im Einsatz: Ein Mann mit rot-gelbem T-Shirt trägt vier große Pakete eine Treppe hinauf.

„Paketzusteller leiden in besonderer Weise unter hohen Temperaturen“, sagt Lisa-Kristin Kapteinat, Vize-Fraktionsvorsitzende der SPD-Fraktion im NRW-Landtag.

Hitzewellen treffen das Land immer häufiger. Die SPD im Landtag fordert weitreichende Anpassungsstrategien. So soll in bestimmten Berufen eine Siesta nach spanischem Vorbild ermöglicht werden. 

Die SPD im Düsseldorfer Landtag fordert angesichts der zunehmenden Belastung der Bürger durch Hitzewellen eine Anpassung der Arbeitszeiten bei Berufen, die unter freiem Himmel ausgeübt werden. „Paketzusteller leiden zum Beispiel in besonderer Weise unter hohen Temperaturen“, sagte die Vize-Fraktionsvorsitzende Lisa-Kristin Kapteinat vor am Mittwoch vor Journalisten in Düsseldorf. Hier könne die Verlagerung von Arbeitszeiten in die frühen Morgen- und späteren Abendstunden eine Erleichterung sein. „Die Siesta aus südeuropäischen Ländern ist dafür ein gutes Beispiel“, so Kapteinat.

Auch die Anpassung von Dienst- und Kleiderordnungen könne ein probates Mittel im Kampf gegen die Hitze sein. So sei nicht einzusehen, warum Richter und Anwälte in nicht-klimatisierten Gerichtssälen bei Hitze Roben tragen müssten. Gleiches gelte für Gesundheitsberufe. Ein Kittel sei nicht grundsätzlich erforderlich. „Eine Ausdehnung der möglichen Homeoffice-Tage für die Beschäftigten kann ebenfalls Abhilfe schaffen“, so Kapteinat.

Rodion Bakum, Mediziner und Gesundheitsexperte der SPD, verweist auf gravierende Gesundheitsauswirkungen und Zahlen aus dem vergangenen Jahr. Das Robert-Koch-Institut habe 2000 Hitzetodesfälle in NRW gemeldet. Im Vergleich zu 2001 sei die Zahl der Todesfälle wegen Hautkrebs um 55 Prozent gestiegen. Hohe Feinstaubkonzentrationen führen demnach laut Umweltbundesamt allein in Deutschland zu 28.000 vorzeitigen Todesfällen. 

Arme und alte Menschen sind einem höheren Risiko durch den Klimawandel ausgesetzt

Vor allem Alte und Arme müssten vor den Folgen des Klimawandels geschützt werden, betonte die SPD. „Wer genug Geld hat, kann sich bedenkenlos Sonnencreme kaufen und sich selbst schützen. Wer wenig Geld zur Verfügung hat, überlegt sich das vielleicht zwei Mal“, sagte Bakum. NRW brauche jetzt ein Aktionsbündnis für soziale Klimagesundheit, um Risikogruppen besser zu schützen.

Eine Maßnahme könne die Bereitstellung öffentlicher Brunnen sein. „Auf 396 Gemeinden kommen in NRW gerade einmal 130 Trinkwasserbrunnen.“ Zudem müsse es in Schwimmbädern, Seen und Schulen kostenfreie Sonnencreme-Spender geben. Die SPD regte zudem die Einführung eines landesweiten Hitze-Telefons für aktuelle Informationen bei einem Hitzeschutz-Beauftragten für NRW an.

Meral Thoms, gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen Landtagsfraktion, zeigte sich überrascht über die Initiative der SPD. Noch im Winter sei ein Antrag von Schwarz-Grün zur Klimapassung im Gesundheitswesen ins Lächerliche gezogen worden. „Die Hitze der vergangenen Tage hat anscheinend zu einem Umdenken geführt. Gut so“, sagte Thoms dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Sonnencreme für Obdachlose

Das NRW-Sozialministerium kündigte Sommerhilfen für Obdachlose an. Das Land stellt den freien Trägern insgesamt 250.000 Euro zu Verfügung, um Sommerschlafsäcke, Trinkflaschen, Wasser und Sonnenschutzmittel verteilen zu können.

„Neben Kindern, alten Menschen und Schwangeren leiden Menschen, die auf der Straße leben, besonders unter den hohen Temperaturen im Sommer. Denn sie sind der Hitze und der Sonne ohne Schutz ausgesetzt und haben zudem oft eine schlechte gesundheitliche Verfassung“, sagte Sozialminister Karl-Josef Laumann (CDU). Im letzten Jahr hatte das Sozialministerium die Sommerhilfen erstmals zur Verfügung gestellt.

KStA abonnieren