Die perfekte KrönungLaschet, der Papst und Karl der Große
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Auf Augenhöhe: Armin Laschet und Papst Franziskus
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Die Familie von NRW-Minsterpräsident Armin Laschet meint, direkt von Karl dem Großen abzustammen.
Das passt gut, schließlich pilgerten die Menschen schon zu Zeiten von Karl des Großen in Laschets Heimatstadt Aachen.
Was das mit der potenziellen Krönung zum Kanzlerkandidaten zu tun hat und wie all das den Papst beeindruckt: Jetzt in der Kolumne „Menschen aus der Nähe“
Seit meine Freunde die Bilder von Armin Laschets Besuch bei Papst Franziskus in Rom gesehen haben, besteht für sie nicht mehr der geringste Zweifel, dass er der nächste Kanzlerkandidat der Union sein wird. Wie er da in seinem dunklen Kommunionsanzug exakt auf Augenhöhe mit dem gut gelaunten Pontifex in dessen Privatgemächern vor einem leer geräumten Schreibtisch saß, erkannten alle, dass ihm das so schnell niemand nachmacht.
Natürlich sind die beiden tief ins Existenzielle abgetaucht und haben sich dem naheliegenden Thema der neuen Enzyklika „Fratelli tutti“– wörtlich: Alle (sind) Brüder – gewidmet. US-Außenminister Mike Pompeo hatte sich mit in den Brüderbund einreihen wollen, wurde aber nicht vorgelassen. Schließlich befindet er sich – anders als Laschet – im Wahlkampf.
Hanns-Josef Ortheil ist Roman- und Sachbuchautor. In seiner Kolumne befasst er sich damit, wie Geschehnisse aus aller Welt wahrgenommen und gedeutet werden.
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Ganz Staatsmann mit außenpolitischem Flair, überbrachte der Aspirant auf den CDU-Vorsitz die Grüße seiner mutmaßlichen Vorgängerin Angela Merkel und beantwortete Fragen, wie der Papst wohl die Debatten in der CDU bewerte, sokratisch gelassen: „Der Papst weiß mehr, als wir glauben.“ Was wir in Deutschland momentan so alles glauben, spielt da keine Rolle. Der Papst weiß es sowieso und zieht daraus seine Schlüsse.
Da Armin Laschet inzwischen mehr weiß, als er sagt, glaubt er fast sicher, dass der Papst seine Einladung nach NRW annehmen wird. 2021 steht wieder die Wallfahrt zu den großen Aachenern Heiligtümern an. Schon zur Zeit Karls des Großen reisten die ersten Pilger in Laschets Geburtsstadt, und da Laschet ja wahrscheinlich von Karl dem Großen abstammt, könnten die Pilgerzüge dann als Teil seiner Krönung zum Kanzlerkandidaten fungieren.
Das würde endlich mal wieder an die alte deutsche Geschichte erinnern, als Karl der Große noch Europa war. Auf diesem europäischen Weg liegt Laschet meilenweit vor Politikern, die zum Beispiel aus Brilon stammen und in ihrer Jugend, statt den Katechismus auswendig zu lernen, Tag und Nacht Gitarre gespielt haben. Laschet sang fleißig in einem Jugendchor.
In Rom könnte er dem Papst versprochen haben, ihm nächstes Jahr im Aachener Dom den Thron zu präsentieren, auf dem 30 deutsche Könige einst nach ihrer Krönung Platz nahmen. Der Pontifex soll schon jetzt sehr beeindruckt gewesen sein und eine weitere, dann auch an die weiblichen Brüder (besser bekannt als Schwestern) gerichtete Enzyklika in Aussicht gestellt haben: „Sorelle tutte“.