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Mode-Influencer Joe Laschet„Auf Social Media darf man sich nicht komplett verlassen“

Lesezeit 6 Minuten
Joe Laschet, Mode-Influencer, nimmt an der RTL-Show „Die Verräter“ teil.

Joe Laschet, Mode-Influencer, nimmt an der RTL-Show „Die Verräter“ teil.

Influencer Joe Laschet über seine Liebe zu Herrenmode, die RTL-Show „Die Verräter“ und das Aufwachsen als Sohn eines bekannten Politikers.

Herr Laschet, wie viele Anzüge haben Sie im Schrank?

Gar nicht so viele, wie man glaubt. Ich habe vielleicht zwölf Anzüge, die ich wirklich anziehe. Ich mag es, einen gewissen Minimalismus in meinem Kleiderschrank zu behalten. Bei mir fliegt nicht alles rum. Ich habe eine große Kleiderstange. Ich möchte meine Anzüge sehen und die da hängen, ziehe ich auch an. Wo es bei mir ein bisschen ausartet, sind tatsächlich Schuhe. Da bin ich ein großer Sammler. Ich habe mittlerweile an die 25 Paar Lederschuhe.

Wann ging das los mit Ihrem Interesse an Mode?

Das hat mich schon sehr früh begeistert. Ich komme aus einer Familie mit vielen Juristen. Meine Onkel und mein Vater haben immer Anzug getragen. Diese zeitlose Mode hat mir gefallen. Und ich habe früher wahnsinnig gerne „Indiana Jones“ und „James Bond“ geguckt. Pierce Brosnan und Harrison Ford waren meine ersten Man-Crushs.

Gibt es eine Ära, deren Herrenmode Ihnen besonders gefällt?

Ich finde, dass die goldene Zeit des Anzugs gerade ist. In den letzten 100 Jahre wurde er eigentlich immer nur als Dresscode getragen. Aber selbst in den konservativsten Anwaltskanzleien oder in DAX-Konzernen gibt es keine Pflicht mehr zum Anzug. Die Leute, die heute noch Anzug tragen, machen das aus voller Überzeugung. Der klassische Stil erlebt gerade eine Renaissance.

Die Leute, die heute noch Anzug tragen, machen das aus voller Überzeugung. Der klassische Stil erlebt gerade eine Renaissance
Joe Laschet

Wann haben Sie gemerkt, dass Ihr Hobby auch Ihr Beruf sein könnte?

Das habe ich erst relativ spät gemerkt. Ich habe 2008 Abi gemacht. Eigentlich wollte ich schon damals irgendwas mit klassischer Herrenmode machen, aber das war das Jahr der Finanzkrise. Da war der Anzug eher ein Synonym für böse, kapitalistische Banker. Ich bin kein Designer. Eine Schneiderlehre war damals auch kaum denkbar. Daher habe ich, wie alle in meiner Familie, erst mal Jura studiert.

Aber das hat Sie nicht erfüllt?

Ich habe das eher halbherzig gemacht. 2015 bin ich dann zum ersten Mal in meinem Leben in Berührung gekommen mit einer Welt, wo die klassische Herrenmode noch lebt:  Social Media. Bei Instagram habe ich gemerkt, dass in Deutschland und überall auf der Welt Leute sind, die die gleiche Leidenschaft haben wie ich. Ich habe angefangen, Bilder von mir zu machen, im Anzug, mit Krawatte, von meinen Manschettenknöpfen. Dann war ich angefixt. Die Followerzahlen sind gestiegen. Irgendwann bekam ich eine Anfrage von einer Krawattenfirma aus Dänemark. Die Krawatten waren hässlich, und ich habe nur ein Bild mit der Krawatte gemacht, aber so war das Influencer-Business für mich geboren. Da habe ich zum ersten Mal gemerkt, ich kann das sogar zum Job machen.

Und wie lange hat es dann noch gedauert, bis Sie entschieden haben, ganz auf diese Karte zu setzen?

Ich konnte 2017 relativ schnell davon gut leben, aber ich war schon so weit im Jurastudium. Ich habe das erste Examen geschrieben, bin durchgefallen. Der Instagram-Account lief so erfolgreich, ich hatte eine Anfrage für ein Buchprojekt. Da habe ich mich gefragt: Was mache ich eigentlich noch in diesem Studium? Ich möchte nicht Jurist werden, ich möchte nicht als Anwalt arbeiten. Ich möchte was mit klassischer Herrenmode machen.

Wann ist jemand in Ihren Augen gut angezogen?

Das ist völlig unabhängig vom Style, den die Person hat. Du musst erstmal deinen persönlichen Geschmack finden, völlig egal, ob du es, so wie ich, gerne klassisch magst, ob du Hipster oder Rockfan bist. Finde deinen persönlichen Style und suche dementsprechend Klamotten aus! Es hat meistens wenig mit der Kleidung selbst zu tun, sondern dass du sie mit Überzeugung trägst und sie zu dir passt.

Warum tragen Sie so gern Anzüge?

Ich finde, es ist eine der schönsten Sachen, in einem guten, schönen Anzug rumzulaufen. Das ist das komfortabelste Kleidungsstück, das es gibt. Das macht was mit dir. Ich würde jedem Mann, der es ausprobieren will, empfehlen, mit einem dunkelblauen Anzug zu starten. Der trägt dich weit, du kannst den zu jedem Anlass anziehen, der passt zu jeder Person. Kombiniert mit einem weißen Hemd und vielleicht dunkelbraunen oder schwarzen Lederschuhen ist das ein super Look, der unaufgeregt ist, aber jedem steht.

Holt sich Ihr Vater Armin Laschet manchmal Stylingtipps bei Ihnen?

Das tut er auf jeden Fall. Mittlerweile macht er aber viel allein, weil ich ihm schon einiges beigebracht habe. Der weiß ganz gut, wie man sich anzieht. Aber wenn es an den Kauf von neuen Anzügen und Schuhen geht, bin ich seine erste Ansprechperson.

War es eher eine Bürde oder eine Chance, der Sohn eines bekannten Politikers zu sein?

Wenn Leute früher gesagt haben, das ist der Sohn von, habe ich das nicht als Belastung empfunden, weil ich sehr stolz auf meinen Vater und das, was er macht, bin. Ich identifiziere mich gerne mit ihm. Mittlerweile glaube ich aber, dass ich es geschafft habe, mich ganz gut zu emanzipieren. Ich mache das so lange schon allein, es ist etwas komplett anderes. Ich höre immer seltener: „Das ist der Sohn von...“, sondern „Das ist der Modeexperte Joe Laschet“.

Joe Laschet, Mode-Influencer, und Mirja du Mont in der RTL-Show „Die Verräter“

Joe Laschet, Mode-Influencer, und Mirja du Mont in der RTL-Show „Die Verräter“

Hätten Sie sich ganz persönlich gewünscht, dass Ihr Vater Kanzler wird?

Ich hätte es mir für ihn gewünscht, weil ich glaube, er wäre ein großartiger Kanzler geworden. Er macht Politik aus Idealismus heraus. Das sieht man ja auch daran, dass er nach einer Niederlage wieder aufsteht, weitermacht, wieder im Bundestag ist, sich engagiert. Trotzdem habe ich den Wahlkampf auch ein bisschen unterschätzt. Er war brutal, aber er war auch eine gute Lehrstunde. Ich bin da nicht verängstigt rausgegangen, sondern eher gestärkt.

Sie haben in der RTL-Show „Die Verräter“ mitgemacht, die so ähnlich funktioniert wie das Spiel Werwolf. Warum?

Es ist ein Spiel mit großem Unterhaltungswert, es ist spannend, es ist strategisch, es ist psychologisch. Es ist manchmal auch sehr hart, denn man wird belogen, man muss lügen, man muss Allianzen schmieden.

Es gibt Loyale und Verräter in dieser Show. Sie sind ein Loyaler. Kam Ihnen das zugute oder können Sie sich gut verstellen?

Ich bin nicht so abgebrüht, dass ich Leute um den Finger wickele und sie belüge. Kleine Notlügen des Alltags kriege ich noch hin, aber in so einer Drucksituation wie in dieser Show Leute gegeneinander auszuspielen, hätte ich nicht geschafft, glaube ich.

Du siehst ja auch, was andere Influencer machen aus deinem Bereich. Du wirst ständig damit konfrontiert, dass andere es noch besser hinkriegen als du. Das ist auf Dauer schon anstrengend
Joe Laschet

Sie machen seit zehn Jahren Instagram. Gewöhnt man sich daran, immer etwas Neues liefern zu müssen?

Da war immer Druck. Du musst immer etwas hochladen, im besten Fall jeden Tag. Ich habe mir von Beginn an einmal im Jahr eine Auszeit von einer Woche genommen. Das hat gut funktioniert, aber aktuell ist ein bisschen die Luft raus. Du siehst ja auch, was andere Influencer machen aus deinem Bereich. Du wirst ständig damit konfrontiert, dass andere es noch besser hinkriegen als du. Das ist auf Dauer schon anstrengend.

Was ist Ihr Fazit aus dieser Erkenntnis?

Ich habe die letzten Wochen wenig gemacht, ein bisschen überlegt, wie ich das in Zukunft besser für mich einteilen kann. Ich möchte mehr Pausen einlegen, ein bisschen abgespeckter posten. Außerdem halte ich Vorträge über Social Media, über das Business und habe mich auch noch als Stylist und Stilberater selbstständig gemacht. Ich versuche, neue Standbeine aufzubauen. Auf Social Media darf man sich nicht komplett verlassen.


Joe Laschet wurde 1989 in Aachen geboren. Nach seinem Abitur studierte Joe Laschet in Bonn Jura. Er brach das Studium jedoch ab, um seine Liebe zur Herrenmode zum Beruf zu machen. Bei Instagram hat er rund 104.000 Follower, er hat ein Buch über gutes Styling geschrieben: „Gentleman Bold: Ein Traum von Mode, Stil und Höflichkeit“. Sein Vater ist der CDU-Politiker, ehemalige NRW-Ministerpräsident und Kanzlerkandidat Armin Laschet. Er lebt in Köln-Mülheim.

Aktuell ist er in der RTL-Show „Die Verräter“ zu sehen. Die nächste Folge zeigt RTL am Dienstag, 27. Mai, um 20.15 Uhr. Außerdem kann man die Show bei RTL+ streamen.

Das ganze Gespräch mit Joe Laschet hören Sie im Podcast „Talk mit K“ des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Sie finden ihn auf allen gängigen Podcast-Plattformen.